Gregor Bd. 5 - Gregor und das Schwert des Kriegers
wir sein?«, fragte Lapblood. Schnell nannte Ripred ihr Zeit und Ort und gab Anweisungen. Sie nickte, wandte sich zu Gregor und sagte: »Danke für das, was du im Dschungel getan hast.«
Gregor hatte ihr das Leben gerettet, aber Lapblood hatte Boots gerettet. »Dir auch.«
Lapblood berührte mit der Schnauze sein Handgelenk, dann war sie verschwunden.
Noch ein Abschied, dachte Gregor. Noch ein letztes Mal. Aber das war nichts im Vergleich zu den Abschieden, die ihm in den nächsten Tagen bevorstanden.
Ripred schickte sie alle ins Bett. Gregor schlief tief und traumlos. Er wachte auf, als Ripred ihm mit der Nase an die Schulter stieß. Gregor rieb sich die Augen und schaute sich um. Niemand anders war auf. »Da lang«, flüsterte Ripred und Gregor folgte ihm zur anderen Seite der Höhle. »Heute ist der Tag«, sagte Ripred.
Der Tag, an dem ich sterbe, dachte Gregor. Aber er sagte nur: »So bald schon?«
»Ja. Wir müssen uns beeilen. Aber ich möchte dir noch etwas unter vier Augen sagen«, sagte Ripred. »Es hat mit einer bestimmten Zeile in der Prophezeiung der Zeit zu tun.«
Mit dem Tod des Kriegers. Jetzt kommt’s, dachte Gregor. Er machte sich auf den Abschied gefasst, doch da sagte Ripred etwas völlig Überraschendes.
»Die Sache ist die …«, sagte Ripred. Er schaute sich um, ob auch alle schliefen. »Ich glaube nicht an Sandwichs Prophezeiungen.«
23. Kapitel
G regor war sprachlos. »Was? Aber du … du hältst dich doch immer daran.«
»Nein, tu ich nicht. Wenn ich wirklich daran glauben würde, wär ich dann hinter dem Fluch hergerannt und hätte versucht, ihn selbst zu töten? Das wäre doch sinnlos gewesen. Ich tue so, als ob ich daran glaube, und manchmal versuche ich sogar, mich selbst zu überzeugen, weil alle hier unten daran glauben. Wenn man sie zu etwas bringen will, dann muss es zu den Prophezeiungen passen, verstehst du?«, sagte Ripred.
»Nicht so ganz«, sagte Gregor. Was faselte Ripred da?
»Pass auf, es gibt zig Prophezeiungen, in denen alles Mögliche vorausgesagt wird. Wenn man lange genug wartet, passiert schon irgendwas, das zu einer davon passt. Zum Beispiel die Pest. Wir hatten schon oft eine Pest hier unten. Die Prophezeiung hätte sich genauso gut auf irgendeine andere Pest beziehen können.«
»Aber du versuchst sie doch immer zu deuten«, sagte Gregor.
»Es bleibt mir nichts anderes übrig. Wenn ich nicht als Erstereine vernünftige Deutung parat habe, kommt ein anderer mit einer dämlichen Deutung«, sagte Ripred. »Und dann ist es eine Menge Arbeit, alle davon abzubringen.«
»Und im Dschungel? Als die Ameisen den Sternschatten zerstört hatten und wir alle aufgegeben hatten?«, widersprach Gregor.
»Ich dachte wirklich, Neveeve hätte vielleicht recht gehabt und der Sternschatten wäre das Heilmittel. Als er weg war, wart ihr alle drauf und dran, euch euer eigenes Grab zu schaufeln. Es gab nur eine Möglichkeit, euch anzuspornen – ich musste euch davon überzeugen, dass wir die Prophezeiung falsch gedeutet hatten. Also habe ich das versucht. Und so haben wir weiter überlegt. Und das Heilmittel gefunden. Im anderen Fall hättet ihr alle heulend dagesessen bis zu eurem Tod«, sagte Ripred.
Gregor runzelte die Stirn. »Und was ist mit dem Krieger? Und meinem Sprung?«
»Vielleicht bist du gesprungen, weil es in der Prophezeiung stand«, sagte Ripred. »Vielleicht war das Kinderlied über den Tod der Mäuse wirklich nur ein Kinderlied. Vielleicht war Sandwich ein Irrer, der sich einschloss und verrückte Gedichte an die Wand schrieb. Und vielleicht – musst du gar nicht sterben.«
Nicht sterben? Die Worte trafen ihn wie ein Hammer. Konnte das sein? Nein, jeder wusste, dass er sterben musste. Er würde es Ripred beweisen. Gregor dachte scharf nach, um auf ein Beispiel zu kommen, das nicht angezweifelt werden konnte. »Aber … was ist mit Nerissa? Als kleines Mädchen hat sie Hamnet vorausgesagt, er würde zehn Jahre später mit einem Zischer und einem Halbländerkind im Dschungel leben.«
»Ich muss zugeben, dass das schwer zu erklären ist. Es sei denn, Hamnet hätte ihrer Worte wegen die Gesellschaft eines Zischers gesucht und dann nicht Nein gesagt, als Hazards Mutter in sein Leben trat. Es könnte auch ein merkwürdiger Zufall sein. So etwas kommt vor. Wie auch immer, Nerissa ist nicht Sandwich und jetzt reden wir über ihn«, sagte Ripred. »Über die Prophezeiung der Zeit. Sieh nur, wie problemlos wir sie so hingebogen haben, dass Lizzie gemeint
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