Gregor Bd. 5 - Gregor und das Schwert des Kriegers
ist und nicht Boots. Was kommt eigentlich alles darin vor? Ein Krieg? Kriege haben wir andauernd. Ein Code? In jedem neuen Krieg gibt es auch einen neuen Code. Der Tod eines Kriegers? Tja, wenn wir die Prinzessin so mühelos austauschen können, warum dann nicht auch den Krieger? Tausende werden am Ende dieses Spektakels tot sein. Aber ich bin nicht davon überzeugt, dass du dabei sein wirst. Unter Wütern gesagt, ich glaube, du kannst den Fluch besiegen. Ich glaube, du bist besser als er. Und ich glaube nicht, dass irgendein Hokuspokus von Sandwich etwas daran ändern kann. Es sei denn, du lässt es zu. Also kämpf, Gregor der Überländer. Pass höllisch auf – und glaub bloß nicht, irgendetwas sei unausweichlich!«
Gregor schwirrte der Kopf von diesen neuen Gedanken. Dass sie selbst im Grunde Sandwichs Prophezeiungen erfüllten. Dass sie ihre Entscheidungen nach seinen Worten richteten. Gregor lachte ungläubig. »Und ich dachte, du wolltest dich von mir verabschieden.«
»Das hättest du wohl gern«, schnaubte Ripred. »Aber kein Wort zu irgendwem. Wenn herauskommt, was ich in Wirklichkeit denke, verliere ich den letzten Rest meiner Glaubwürdigkeit. So, und jetzt wecken wir die anderen. Wir haben einen langen Tag vor uns.«
Gregor ging zu Boots und prustete ihr auf den Bauch. Kichernd wachte sie auf. »Nein, ich muss weiterschlafen!«, sagte sie und tat dreimal so, als würde sie wieder einschlafen, damit Gregor noch mal prustete. Als er sie hochzog, damit sie zum Frühstück kam, pikste sie ihm in die Brust. »Jetzt bist du wieder du«, sagte sie.
»Ich bin wieder ich?«, sagte Gregor. Dann begriff er, was sie meinte. Er hatte schon lange nicht mehr mit ihr herumgealbert. Kaum je gelächelt. Aber Ripreds Worte hatten ihm etwas zurückgegeben, was er verloren hatte, seit er die Prophezeiung der Zeit zum ersten Mal gelesen hatte. Hoffnung. Dass er überleben könnte. Dass Sandwich sich möglicherweise geirrt hatte.
Er fragte sich, ob Ripred ihn anlog, damit er im Kampf sein Bestes gab. Aber das glaubte er nicht. Die Tatsache, dass Ripred nicht an die Prophezeiungen glaubte, erklärte einiges. Nicht nur, weshalb er versucht hatte, den Fluch eigenhändig zu töten, sondern auch, dass er Boots so problemlos gegen Lizzie ausgewechselt hatte und dass er Nerissas Gabe, in die Zukunft zu sehen, immer mit solchem Sarkasmus begegnet war. Wahrscheinlich wollte er nicht, dass sie auch so ein Zimmer mit lauter Prophezeiungen füllte, die dann das Leben der Menschen im Unterland beherrschten. Nicht dass Ripred die Prophezeiungen nicht zu seinem Vorteil genutzt hätte. Mehr als einmal hatte er Gregor damit manipuliert. Selbst den Tod des Kriegers hatte er benutzt, damit Lizzie bleiben konnte. Ripred tat eben alles, um seine Ziele durchzusetzen.
Gregor merkte noch etwas anderes. Auch er hatte keine Lust, an die Prophezeiungen zu glauben. Nicht nur, weil sie seinen Tod voraussagten, sondern auch weil er Sandwich verabscheute. Seit er erfahren hatte, dass Sandwich die Wühler ermordet hatte, um das Gebiet zu erobern, auf dem Regalia erbaut war, wollte er sich von ihm distanzieren. Ihn schlechtmachen und seine Autorität anzweifeln. Jetzt hatte Ripred ihm die Möglichkeit dazu geboten. Es geht nur um mich und den Fluch, dachte er. Ich kämpfe gegen ihn, weil er so viele unschuldige Mäuse und Menschen ermordet hat und ich ihn aufhalten muss. Nicht weil Sandwich es sagt, sondern weil ich es sage. Und Ripred hat recht. Ich bin besser als der Fluch. Ich kann es schaffen.
Und so konnte Gregor sogar den Augenblick überstehen, den er am allermeisten gefürchtet hatte: den Abschied von seinen Schwestern. Er packte den rosa Rucksack und füllte die Wasserflaschen. Dann tauschte er die Batterien seiner letzten verbliebenen Taschenlampe aus und gab sie ihnen.
»Brauchst du bei der Schlacht keine Taschenlampe?«, fragte Lizzie besorgt.
»Ich hab die Ultraschallortung kapiert«, flüsterte Gregor ihr ins Ohr und ihre Augen wurden groß vor Staunen.
»Wahnsinn. Bringst du es mir auch bei?«, fragte sie.
»Mach ich«, sagte Gregor. »Und guck mal.« Er holte das Reiseschachbrett heraus. »Das hab ich im Museum gefunden. Es gehört dir.«
»Darf ich das behalten?«, fragte Lizzie. »Jedidiah hat ein Schachspiel, aber kein magnetisches.«
»Ja. Der wird ganz schön neidisch sein«, sagte Gregor.
Boots versuchte die Nase in den Rucksack zu stecken. »Wo ist mein Geschenk?«
»Dein Geschenk?« Gregor holte die restlichen
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