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Gregor und der Schlüssel zur Macht

Gregor und der Schlüssel zur Macht

Titel: Gregor und der Schlüssel zur Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Collins
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zeigte auf die nächsten vier Zeilen.
    In der Tiefe haust die Ratte
    die Schneegleiche, Nimmersatte
    die Teuflische mit weissem Gesicht
    Raubt der Krieger dir das Licht?
    Gregor betrachtete die Zeilen eine Weile. »Es geht also um eine Ratte. Eine weiße Ratte?«
    »Eine Ratte in der Farbe von Schnee. Hier im Unterland haben wir keinen Schnee, aber ich stelle ihn mir sehr schön vor«, sagte Vikus ein bisschen wehmütig.
    »Ja, er ist wirklich schön«, sagte Gregor. »Jetzt gerade liegt überall Schnee. Dann sieht alles besser aus.« Das stimmte, jedenfalls wenn es Neuschnee war. Er bedeckte den Schmutz und den Müll, und eine Zeit lang sah die Stadt sauber und frisch aus. Und dann wurde er zu Matsch. »Und diese weiße Ratte …?«
    »Um sie ranken sich viele Legenden. Schon als er noch im Überland lebte, kannte Sandwich Erzählungen über die weiße Ratte. In der Geschichte taucht alle paar Jahrhunderte eine solche auf, versammelt andere Ratten um sich und errichtet eine Schreckensherrschaft. Geschick, Stärke und Größe dieser Ratte sind außergewöhnlich«, sagte Vikus.
    »Größe?«, sagte Gregor. »Ist sie etwa noch größer als die anderen Ratten hier unten?«
    »Bedeutend größer«, sagte Vikus. »Wenn man der Legende glauben will. Zur Stunde gibt es nur einen, der zwischen diesem Untier und dem Unterland steht, und das bist du. Der Krieger. Du stellst eine Bedrohung für sie dar. Deshalb halten sie die weiße Ratte so sorgsam versteckt. Sie wollen nicht, dass du sie findest. Doch auch du hast einen wunden Punkt.«
    Vikus tippte auf die dritte Strophe und Gregor las weiter.
    Was könnte unseren Krieger schwächen?
    Wie werden die zornigen Nager sich rächen?
    Ein Junges, das noch nicht mal zählt
    haben sie dafür auserwählt.
    »Weißt du, was ein ›Junges‹ ist?«, fragte Vikus.
    »So hat Ripred Luxa und Henry mal genannt, als sie nicht gehorchen wollten«, sagte Gregor. Und plötzlich fragte er sich, wie viel die große narbige Ratte, die bei der Rettung seines Vaters geholfen hatte, von alldem hier wusste.
    »Er hat es zweifellos sarkastisch gemeint, er wollte sie daran erinnern, dass er das Sagen hatte. Denn für die Ratten ist ein ›Junges‹ ein kleines Kind. Das einzige kleine Kind, das dir nahe steht, ist Boots«, sagte Vikus.
    Gregors Blick wurde von der letzten Strophe der Prophezeiung angezogen.
    Stirbt das Kleine, stirbt sein Heil
    verliert er seinen wichtigsten Teil.
    Der Frieden der Stunde wird zur Schlacht.
    Die Nager haben den Schlüssel zur Macht.
    »Die denken also, wenn sie« – Gregor konnte es kaum aussprechen – »Boots umbringen, wird mir etwas zustoßen.«
    »Es wird dich auf irgendeine Art brechen«, sagte Vikus. »Und wenn das geschieht, werden die Ratten uns alle übermannen.«
    »Das setzt einen ja gar nicht unter Druck«, sagte Gregor spöttisch, aber er hatte große Angst. »Sind Sie sich sicher, dass es um Boots geht?«
    »So sicher, wie wir in diesem Moment sein können. Es ist allgemein bekannt, wie nahe du ihr stehst. Dass du dein Leben für sie aufs Spiel gesetzt hast, dass du in die Tiefe sprangst, damit König Gorger sie nicht töten konnte – das hat alle tief beeindruckt. Fällt dir ein anderes kleines Kind ein, das gemeint sein könnte, Gregor?«, fragte Vikus ernst.
    Gregor schüttelte den Kopf. Es war Boots. Und in einemhatten sie Recht: Wenn sie Boots töteten, würde etwas in ihm zerbrechen. »Warum habt ihr sie dann hier runtergeholt? Wieso habt ihr sie nicht einfach im Überland gelassen, wo sie in Sicherheit war?«
    »Weil sie nicht in Sicherheit war. Und auch du nicht. Die Krabbler beobachten dich Tag und Nacht, um dich zu beschützen«, sagte Vikus.
    Gregor sah plötzlich den Kakerlak vor sich, den er heute Morgen in dem Mayonnaiseglas gefangen hatte. »Sie meinen die kleinen?«
    »Ja, sie stehen im Austausch mit den großen hier unten. Doch auch die Ratten beobachten dich. Seit du das Unterland verlassen hast, haben sie deine Familie auf Schritt und Tritt verfolgt und deiner Schwester nach dem Leben getrachtet«, sagte Vikus. »Bei euch zu Hause war das nicht möglich. Aber heute hast du dich mit ihr sehr nahe an eins der Tore gewagt.«
    »Wir waren Schlitten fahren im Central Park«, sagte Gregor.
    Da meldete sich Ares zu Wort. »Der Überländer wurde in den Tunneln von den Nagern gejagt. Er musste sich in den Wasserweg fallen lassen, um ihnen zu entkommen.«
    »Dann haben die Krabbler Boots offenbar gerade noch rechtzeitig gerettet. Auf sie

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