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Gregor und der Schlüssel zur Macht

Gregor und der Schlüssel zur Macht

Titel: Gregor und der Schlüssel zur Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Collins
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unpraktisch, und die einzige Holztür, die er im Unterland je gesehen hatte, führte zu dem Raum mit Sandwichs Prophezeiungen.
    Gregor war etwa zehn Minuten herumgelaufen, als er aus einem Raum Stimmen hörte. Durch den Vorhang klangen sie etwas gedämpft, aber sie waren doch zu hören, weil sich zwei Leute stritten. Es waren Vikus …
    »Du hättest mit mir über den Unterricht sprechen sollen. Dabei hätte ich gerne ein Wort mitzureden!«
    Und mit wem sprach er?
    »Jaja, wir hätten wieder und wieder und wieder darüber sprechen können, während du überlegst, wie du ihn beschützen kannst, doch das ist unmöglich. Es ist ganz gleich, was du willst.«
    Das klang nach Solovet. Sie war Vikus’ Frau, Luxas Großmutter und die Anführerin der Armee Regalias. Normalerweise sprach sie sanft und würdevoll. Aber in der Schlacht hatte Gregor sie auch mit schneidender Stimme Befehle erteilen hören. Solovets Gabe, zwischen freundlicher Dame und Soldat hin- und herzuwechseln, verunsicherte ihn, weiler nie wusste, mit wem er es gerade zu tun hatte. Jetzt im Moment klang sie mehr nach dem Soldaten.
    Gregor wollte nicht lauschen, deshalb wandte er sich ab, um sich fortzustehlen. Doch dann hörte er seinen Namen und musste einfach zuhören.
    »Und ist es auch gleich, was Gregor will? Hat er nicht ein Wörtchen mitzureden? Er hat das Schwert von sich geschoben, Solovet. Er möchte nicht kämpfen«, sagte Vikus.
    »Niemand von uns möchte kämpfen, Vikus«, sagte Solovet.
    Vikus machte so etwas wie »hm«, als wollte er andeuten, dass da jemand im Raum war, der sehr wohl Spaß am Kämpfen hatte.
    »Niemand von uns möchte kämpfen«, wiederholte Solovet eisig, »doch wir tun es alle. Und schließlich wird Gregor in der Prophezeiung ›der Krieger‹ genannt. Nicht ›der Friedensstifter‹.«
    »Ach, die Prophezeiungen sind oftmals irreführend. Er wird Krieger genannt, doch vielleicht sind seine Waffen andere als die uns vertrauten. Beim letzten Mal hat er sich sehr gut ohne gewöhnliche Waffen geschlagen«, sagte Vikus. »Ich sage dir, er hat Sandwichs Schwert weggeschoben!«
    »Ja, als er sich in Sicherheit und im Glauben wähnte, es sei alles überstanden. Doch ich entsinne mich, dass er auf der Reise um ein Schwert bat«, entgegnete Solovet.
    »Aber er brauchte es nicht. Ich glaube, er hatte es leichter ohne Schwert«, sagte Vikus.
    »Und ich glaube, wenn du ihn diesmal unbewaffnet ziehen lässt, schickst du ihn in den Tod«, sagte Solovet.
    Dann war es still.
    So schnell wie möglich stahl Gregor sich zurück in sein Zimmer.
    Der wenige Schlaf, den er in dieser Nacht bekam, war voller verstörender Träume.

6. Kapitel
    A m nächsten Morgen war Gregor erschöpft und schlecht gelaunt. Ein Unterländer, den er noch nie gesehen hatte, brachte ihm Frühstück. Gregor ließ Boots in der Obhut der Frau, die sie am Abend zuvor gebadet hatte, und ging hinaus. Heute sollte er mit dem Unterricht beginnen. Was auch immer das für ein Unterricht war.
    Nachdem er mehrere Flure entlanggelaufen war, wurde ihm bewusst, dass er keine Ahnung hatte, wohin er gehen sollte. Luxa hatte etwas von einem Feld gesagt. Meinte sie die Arena? Das war das Erste, was er in Regalia gesehen hatte, ein großes steinernes Oval, wo die Unterländer mit den Fledermäusen eine Art Ballspiel gespielt hatten. Bis dorthin waren es vom Palast aus zwanzig Minuten zu Fuß.
    Gregor gelangte schließlich zu einem Ausgang, vor dem zwei Wachposten standen. Dahinter war eine an Seilen befestigte Plattform. Als er die Wachen bat, ihn herunterzulassen, zeigten sie sich überrascht. »Hat dein Flieger dich nicht in die Hohe Halle bestellt, um dich von dort zum Unterricht zu bringen?«, fragte der eine.
    Ares und Gregor waren am Vorabend wortlos auseinander gegangen. »Nein, das muss Ares vergessen haben«, sagte er.
    »Ah so, Ares«, sagte der Wächter und schaute seinen Kollegen vielsagend an.
    Obwohl Gregor wütend auf Ares war, wollte er das nicht auf ihm sitzen lassen. »Ich hab es auch vergessen«, sagte er. »Ich hätte ihn daran erinnern sollen.«
    Die Wachen nickten und traten zur Seite, damit Gregor auf die Plattform gehen konnte. Dann ließen sie ihn die fünfzig Meter nach unten. Obwohl alles glatt verlief, hielt Gregor sich krampfhaft an den Seilen fest. Im Unterland gab es immer wieder Situationen, in denen er seine Höhenangst zu spüren bekam.
    In der Stadt liefen die blassen, violettäugigen Leute geschäftig hin und her. Viele starrten ihn an, und wenn er

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