Gregor und der Schlüssel zur Macht
als wollte er die Muskeln lockern. Luxa lachte.
Dann rief Mareth alle zusammen, um mit dem Schwertunterricht zu beginnen. Howard und Stellovet waren in ihrer Gruppe. Jeder suchte sich von einem großen Handwagen, der auf den Platz gefahren worden war, ein Schwert aus. Gregor untersuchte die Schwerter unschlüssig.
»Hier, Überländer, versuch es mit diesem«, sagte Mareth. Er nahm ein Schwert, legte das untere Ende der Klinge auf sein Handgelenk und reichte Gregor den Griff.
Gregor umfasste den Griff und spürte das Gewicht des Schwerts in der Hand, unten schwer und an der Spitze ganz leicht. Er bewegte es hin und her und ließ es zischend durch die Luft sausen.
»Wie fühlt sich das an?«, fragte Mareth.
»Ganz okay«, sagte Gregor. In Wirklichkeit empfand er nichts Besonderes. Darüber war er irgendwie erleichtert.Dieses ganze Getue um den Krieger hatte ihn nervös gemacht. Er kämpfte nicht gern, und er war froh, dass er sich mit dem Schwert in der Hand nicht anders fühlte als sonst.
Mareth teilte den Rest der Gruppe in Paare auf und ließ sie exerzieren. Dann nahm er Gregor beiseite, um ihm die erste Lektion im Schwertkampf zu erteilen. Mareth zeigte ihm verschiedene Möglichkeiten des Angriffs und der Verteidigung. Gregor kam das ziemlich überflüssig vor, weil es unwahrscheinlich war, dass er je gegen einen Menschen kämpfen würde, aber er dachte sich, dass es wohl zu der Grundausbildung gehörte, die alle hier durchlaufen mussten.
Nach einer Weile legten sie eine Pause ein, und ein paar Minuten später verkündete Mareth, es sei jetzt Zeit für die Kanonenübungen.
»Kanonenübungen? Sollen wir Kanonen abfeuern?«, fragte Gregor Luxa.
»O nein, es sind nur kleine Kanonen für den Schwertunterricht. Damit können wir Schnelligkeit und Treffsicherheit besser üben«, sagte Luxa. »Du wirst sehen.«
Drei kleine Kanonen wurden auf den Platz gefahren. Am Rand stellte Mareth ein Fass auf, das mit wachsartigen Kugeln gefüllt war. »Das sind Blutbälle«, sagte Luxa, die eine der etwa golfballgroßen Kugeln in der ausgestreckten Hand hielt.
Als Gregor den Ball nahm, merkte er, dass im Innerneine Flüssigkeit herumschwappte. »Ist der etwa mit Blut gefüllt?«, fragte er angewidert.
»Nein, nur mit einer roten Flüssigkeit, die so aussieht wie Blut. So lässt sich leichter erkennen, ob jemand getroffen hat oder nicht«, sagte Luxa.
Die drei Kanonen wurden in einem Bogen aufgestellt und jeweils mit fünf Blutbällen geladen. Die Unterländer stellten sich im Kreis um die Kanonen herum auf.
»Nun denn, wer hat den Mut zu beginnen?«, fragte Mareth lächelnd. »Warum nicht du, Howard? Ich entsinne mich, dass du bei deinem letzten Besuch gut getroffen hast.«
Howard stellte sich zwischen den Kanonen auf. Eine stand ihm direkt gegenüber, eine rechts und eine links von ihm. Alle waren sie etwa sieben Meter entfernt. Auf Mareths Befehl betätigten drei Unterländer die Hebel seitlich an den Kanonen. Jetzt schossen die Blutbälle aus den Kanonenrohren auf Howard zu. Er schwenkte das Schwert hin und her und zielte vor und neben sich. Sieben Blutbälle zerplatzten, als das Schwert sie traf. Doch acht lagen unversehrt auf dem Boden um Howard herum. Das Ganze hatte kaum zehn Sekunden gedauert.
»Sehr gut, Howard! Sehr gut«, sagte Mareth und Howard schien zufrieden mit sich zu sein.
»War das gut?«, fragte Gregor Luxa.
Sie zuckte die Achseln. »Es war nicht schlecht« war das größte Lob, zu dem sie sich durchringen konnte.
Einer nach dem anderen versuchten die Schüler ihr Glück in der Schusslinie. Manche trafen nur ein oder zwei Bälle. Luxa schaffte sieben, wie Howard, und Stellovet traf immerhin fünf. Als alle es einmal versucht hatten, befahl Mareth, die Kanonen beiseite zu schieben.
»Will der Überländer es nicht versuchen?«, fragte Stellovet mit Unschuldsmiene.
»Er hat heute zum ersten Mal ein Schwert in der Hand gehabt«, sagte Mareth.
»Es ist sicher zu schwierig«, sagte Stellovet, »selbst für jemand so Begabten.«
»Ich bezweifle stark, dass Gregor sich so leicht schrecken lässt«, sagte Mareth respektvoll. »Doch er ist mit unseren Waffen nicht vertraut. Möchtest du es versuchen, Gregor? Nur zur Übung. Kaum jemand erzielt beim ersten Mal viele Treffer.«
»Klar, warum nicht?«, sagte Gregor. Komischerweise hatte er wirklich Lust dazu. Aber wahrscheinlich war es so etwas wie diese Spiele, die er von den Jahrmärkten in Virginia kannte. Da musste man zum Beispiel einen Ball in
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