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Gregor und der Schlüssel zur Macht

Gregor und der Schlüssel zur Macht

Titel: Gregor und der Schlüssel zur Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Collins
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lange »wir« gewesen; selbst Monate nach seinem Tod hatte sie sich noch nicht daran gewöhnt, dass er nicht mehr zu ihr gehörte. Das alles wurde noch komplizierter dadurch, dass er sie auf übelste Weise an die Ratten verraten hatte, um selbst an die Macht zu kommen. Wenn man das bedachte, war es kein Wunder, dass Luxa lila Ringe unter den Augen hatte.
    »Sie sind nur zu Besuch vom Quell gekommen. Hoffentlich wird es ein kurzer Besuch«, sagte Luxa.
    Luxa und ihre Verwandten grüßten sich kurz und förmlich, dann machte sie Gregor mit ihnen bekannt. Der Älteste, Howard, war um die sechzehn und sah aus, als würde er viel trainieren. Dann kam ein Mädchen namens Stellovet, sie mochte vielleicht dreizehn sein, hatte wallende silberblonde Locken und war auffallend hübsch. Als Nächstes kam ein Zwillingspärchen, ein Mädchen namens Hero und ein Junge namens Kent. Schließlich war da noch ein kleines Mädchen, etwa fünf Jahre alt, das an Stellovets Hand hing. Ihr Name klang wie »Chemie«, aber da hatte Gregor sich bestimmt verhört.
    Sie konnten den Blick kaum von Gregor wenden. Wahrscheinlich war er der erste Überländer, den sie je zu Gesicht bekamen.
    »Sei gegrüßt, Gregor der Überländer. Wir haben viel von deinen Taten gehört und sind dankbar für deine Rückkehr«, sagte Howard, der immerhin wusste, was sich gehörte.
    »Kein Problem«, sagte Gregor, obwohl seine Rückkehr sehr wohl ein Problem war.
    »Ach«, sagte Stellovet zuckersüß, »wir waren so froh, dass du Luxa bei der Suche verteidigt hast.«
    »Na ja. Ohne Luxa wär ich schon mindestens dreimal Rattenfutter gewesen, wir sind also quitt«, sagte Gregor.
    Stellovets Augen wurden schmal, aber sie lächelte ihn katzenfreundlich an. »Ja, mit Ratten kennt Luxa sich aus. Ganz gleich, wie viele Beine sie haben.«
    Das war eine schreckliche Bemerkung. Natürlich spielte Stellovet damit auf Henry an. Gregor kannte solche Kinder. Sie suchten den wunden Punkt bei einem anderen und bohrten gnadenlos darin herum. Und da sie Recht hatten, konnte man sich noch nicht mal wehren. Stellovet war ihm sofort zutiefst unsympathisch.
    Howard wirkte immerhin peinlich berührt. Stellovet und die Zwillinge grinsten hämisch. Das kleine Mädchen, Chemie oder wie sie auch hieß, stand mit großen Augen und verwirrter Miene da. Gregor brauchte Luxa gar nicht anzuschauen, er konnte sich vorstellen, wie verletzt sie aussehen musste.
    Gregor starrte Stellovet einen Augenblick an, dann fragte er beiläufig: »Und wo kommt ihr her?«
    »Wir leben am Quell. Unser Vater führt dort das Regiment«, sagte Stellovet stolz.
    »Habt ihr viele Ratten am Quell?«, fragte Gregor.
    »Nicht viele«, sagte Stellovet. Jetzt betrachtete sie Gregor genauer. »Zweifellos fürchten sie unser Kampfgeschick.«
    »Sie haben wenig Grund, zu uns zu kommen«, sagte Howard mit einem missbilligenden Blick zu seiner Schwester. »Sie müssten gefährliche Stromschnellen hochschwimmen, und bei uns gibt es keine Felder und auch keine Überländer, die einen Angriff wert wären.«
    »Ach, hast du dann überhaupt schon mal eine Ratte gesehen?«, fragte Gregor Stellovet spitz.
    Sie lief von Kopf bis Fuß pinkfarben an. »O ja! Und ob ich eine Ratte gesehen habe! Am Flussufer! Sie war mir so nah wie du jetzt!«
    »Aber Stellovet«, sagte die kleine Chemie und zog Stellovet an der Hand. »Die Ratte war doch tot.«
    Stellovet lief noch mehr an. »Schweig!«, sagte sie wütend zu Chemie.
    »So hatte ich mir das vorgestellt«, sagte Gregor. »Hey, Luxa, wolltest du mir nicht noch mal deinen Flickflack zeigen?«
    »Wenn ihr uns dann bitte entschuldigen würdet«, sagte Luxa zu ihren Verwandten.
    Luxa und Gregor drehten sich um und gingen. Er fing ihren Blick auf. Man sah ihr immer noch an, dass sie verletzt war, aber sie lächelte ihm zu. »Danke, Gregor«, sagte sie leise.
    »Das sind Idioten«, sagte er achselzuckend. »Na los, Luxa,mach mal eins von diesen Flickflackdingern. Mach den tollsten, gewagtesten, den du dir vorstellen kannst.«
    Luxa hielt einen Moment inne, konzentrierte sich auf einen Punkt mitten auf dem Platz und legte los. Sie vollführte eine wunderschöne Reihe Flickflacks und machte zum Schluss mit gestrecktem Körper zwei ganze Drehungen in der Luft, um wieder auf den Füßen zu landen. Die Leute klatschten Beifall, aber sie trabte zurück zu Gregor, als ob sie es gar nicht bemerkte. »Jetzt du«, sagte sie.
    »Ich brauche aber ein bisschen mehr Platz«, sagte Gregor und schwenkte die Arme,

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