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Gregor und der Spiegel der Wahrheit

Gregor und der Spiegel der Wahrheit

Titel: Gregor und der Spiegel der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Collins
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wieder hoch in den Palast und lief Vikus, seiner Mutter und Boots in die Arme, die vor dem Prunkraum standen. Vielleicht irrte sich Mareth und Ripred hatte die Wahrheit gesagt. Er musste mit Vikus über die Sache mit dem Heilmittel reden, aber vor seiner Mutter ging das nicht. Vielleicht konnten sie das Heilmittel in einem Laboratorium finden, nicht auf irgendeiner gefährlichen Reise. Vielleicht war das Ganze nur ein Missverständnis.
    »Wo warst du denn bloß?«, fragte seine Mutter. »Ich dachte, du wolltest nur zur Toilette.«
    »War ich auch, aber dann … musste ich mich übergeben«, sagte Gregor. »Und dann hat es eine Weile gedauert, bis sich mein Magen wieder beruhigt hat.«
    »Bist du krank?« Schon legte ihm seine Mutter eine Hand auf die Stirn.
    »Nein, jetzt geht es mir wieder gut«, sagte Gregor.
    »Der Eintopf war ja auch ganz schön mächtig. Und dann die Fliegerei. Dein Magen war schon immer dein Schwachpunkt«, sagte sie. »Auf längeren Autofahrten wird ihm auch jedes Mal schlecht«, erzählte sie Vikus. »Wir haben immer eine Plastiktüte dabei.«
    Das war einer dieser Muttersprüche, wie Gregor sie gefürchtet hatte. Sein Vater würde nie herumerzählen, dass der Krieger mit einer Plastiktüte auf Reisen ging. Außerdem wusste sie gar nicht, wovon sie sprach, denn beim Fliegen auf den Fledermäusen wurde ihm gar nicht übel. Trotzdem war es immer noch besser, als wenn er ihr von seinem Besuch bei Ares erzählt hätte. »Alles okay, Mom. Fängt die Besprechung jetzt an?«
    »Ja, wir wollen uns zur Arena begeben«, sagte Vikus.
    Nike und Euripides, Vikus’ große graue Fledermaus, flogen sie zu der ovalen Arena, die für Sportereignisse und militärische Übungen genutzt wurde. Der Platz war mit weichem, federndem Moos bedeckt, und Sitze bis hinauf zu den hohen Wänden boten einer großen Zuschauermenge Platz. Die Arena lag am Rand von Regalia und war durch hohe steinerne Tore von der Stadt getrennt. Gegenüber den Toren führten mehrere Tunnel von der Stadt weg, manche ebenerdig, andere weit oben gelegen.
    Als sie in die Arena flogen, waren die Tribünen leer. Die meisten Teilnehmer der Besprechung waren unten auf dem Platz. Die Fledermäuse, die Kakerlaken und die Menschen standen jeweils in Grüppchen zusammen, alle blieben untersich. Wie bei einem Leichtathletikturnier, dachte Gregor, wenn sich die Mannschaften in ihren verschiedenen Trikots zum Aufwärmen um den Platz herum versammeln.
    »Na, möchtest du ein paar neue Bekanntschaften schließen?«, fragte Gregor seine Mutter und bemühte sich, positiv zu klingen.
    Sie schaute auf die Menagerie der riesenhaften Unterlandtiere herab und presste abweisend die Lippen zusammen. »Erklär mir noch mal, wer auf welcher Seite steht.«
    Gregor schüttelte den Kopf. »So einfach ist das nicht. Das Wichtigste ist, dass die meisten Menschen die meisten Ratten hassen und umgekehrt. Die Fledermäuse stehen den Menschen nah. Die Kakerlaken wollen am liebsten ihre Ruhe haben. Aber sie sind vernarrt in Boots. Wo sie auftaucht, kommen auch die Kakerlaken hin. Der Prophezeiung zufolge werden alle, die hier sind, gebraucht, um das Heilmittel zu finden.«
    Nike und Euripides setzten sie auf dem Platz ab und gesellten sich zu einer Gruppe von vier Fledermäusen, die auf niedrigen Steinzylindern hockten. Auch Königin Athene war dabei.
    Ripred saß etwa zehn Meter weiter mit zwei anderen Ratten zusammen. Alle drei waren damit beschäftigt, sich mit den Klauen ein gelbes Pulver aus dem Fell zu kämmen.
    »Was haben die da im Fell?«, fragte Gregors Mutter Vikus, während sie angewidert zu den Ratten schaute.
    »Ein Pulver gegen Flöhe. Nur vorsichtshalber. Ihr Blutwar rein, doch alle drei hatten Flöhe, und wir können nicht riskieren, dass die Flöhe in unsere Stadt eindringen«, sagte Vikus.
    Etwas abseits wartete geduldig ein halbes Dutzend Kakerlaken. Ihr Anführer hatte einen abgeknickten Fühler.
    »Temp!«, schrie Boots. »Da ist Temp!« Sie wand sich aus Gregors Armen und lief zu den Kakerlaken.
    »Boots!« Gregors Mutter wollte hinter ihr herlaufen, aber er hielt sie am Arm fest und flüsterte ihr eindringlich ins Ohr: »Nein, Mom, lass sie! Das ist Temp! Ohne den wäre sie gar nicht mehr am Leben! Die Kakerlaken vergöttern sie. Mach jetzt keinen Quatsch!«
    »Wie bitte?«, sagte seine Mutter mit hochgezogenen Augenbrauen.
    »Ich meine, sei ein bisschen höflich«, sagte Gregor kleinlaut. Zu Hause sprach er nie in so einem Kommandoton mit seiner Mutter.

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