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Gregor und der Spiegel der Wahrheit

Gregor und der Spiegel der Wahrheit

Titel: Gregor und der Spiegel der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Collins
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der Anspannung der letzten Wochen, doch auch sie lächelte, als sie ihre Geschwister sah.
    »Fliegt hoch!«, hörte er Vikus rufen, als Euripides wieder im Nebel verschwand.
    »Ja, du auch, Vikus, fliege hoch!«, rief er zurück. Gute Wünsche konnte Vikus im Moment wirklich brauchen.
    Boots freute sich riesig, wieder zu Hause zu sein, und lief sofort zu ihren Pfeilgiftfröschen, um Lizzie von den echten zu erzählen, die sie gesehen hatte. Während sie plapperte: »Ich sehe rote, ich sehe blaue, ich sehe gelbe Försche!«, und im Wohnzimmer herumhüpfte, versuchte Gregor seinem Vater alles zu erzählen. Es fiel ihm nicht leicht, darüber zu sprechen. Die Pest, der Dschungel, die Schlacht, die Toten und die riesige Leere in ihrer Wohnung dort, wo seine Mutter normalerweise war.
    Es war nach zwölf in der Nacht von Freitag auf Samstag. Nicht einmal zwei Wochen lang war er im Unterland gewesen. All das war in weniger als zwei Wochen passiert.
    Keiner widersprach, als sein Vater sagte, sie müssten ins Bett. Dankbar kroch Gregor unter die Decke und schlief auf der Stelle ein. In seinen Träumen suchte er die ganzeZeit jemanden, aber erst als er am Morgen erwachte, wurde ihm bewusst, dass es seine Mutter gewesen war.
    Er lag noch im Bett, als Lizzie zur Zimmertür hereinspähte. »He, Lizzie, komm doch rein.« Er schlug die Decke zurück und sie kroch erleichtert neben ihn. Sie hielt ihm einen Briefumschlag hin.
    »Was ist das?«, fragte er. In dem Umschlag steckte eine selbst gebastelte Karte, und darauf stand mit leuchtendem Filzstift »Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Gregor!« geschrieben. Sein Geburtstag. Der war irgendwann letzte Woche gewesen. Gregor war im Dschungel zwölf geworden.
    »Hey, die ist ja superschön. Danke, Lizzie«, sagte er.
    »Dad hat gesagt, wenn du nach Hause kommst, besorgen wir dir auch Geschenke und backen einen Kuchen«, sagte Lizzie. »Aber, Gregor, ich weiß nicht, wie das jetzt mit dem Geld gehen soll.«
    Normalerweise verdiente ihre Mutter das Geld, aber jetzt war sie so krank, dass sie noch nicht mal nach Hause kommen konnte. »Dad hat gesagt, er will wieder arbeiten gehen, aber in letzter Zeit hatte er nachmittags wieder Fieber. Ich glaub also nicht, dass das geht«, sagte Lizzie.
    »Er ist wieder krank?«, sagte Gregor.
    »Ich hab den Zettel gelesen, den sie dir damals im Unterland mitgegeben haben. Da stand, dass manche Leute ›Rezidive‹ haben. Ich hab im Fremdwörterbuch nachgeguckt, und da steht, das heißt Rückfall, also dass man wieder krank wird«, sagte Lizzie.
    Gestern Nacht hatte sein Vater einen ganz guten Eindruck gemacht, aber seine schlechteste Zeit war immer nachmittags gewesen. Gregor spürte, wie die Sorge in ihm zu nagen begann, aber er versuchte sich nichts anmerken zu lassen. »Na, Vikus hat gesagt, er hat uns noch mal Geld aus dem Museum einpacken lassen. Damit kommen wir vorerst über die Runden.« Das hoffte er jedenfalls. »Mach dir keine Sorgen, Lizzie, das wird schon. Heute ist doch Samstag, oder? Dann geh ich mal lieber rüber zu Mrs Cormaci.« Die vierzig Dollar konnten sie gut brauchen.
    »Du hattest schon wieder die Grippe«, sagte Lizzie.
    »Was?«, sagte Gregor.
    »Du hattest schon wieder die Grippe. Das hab ich allen erzählt, die nach dir gefragt haben«, sagte Lizzie. »Mrs Cormaci hat gesagt, nächstes Jahr solltest du dir lieber eine Grippeimpfung verpassen lassen. Ach ja, und Larry und Angelina haben dir die Hausaufgaben gebracht.« Sie zeigte auf die Fensterbank, und als Gregor den Bücherstapel sah, der dort lag, fühlte er sich beinahe wirklich krank.
    »Mann, zwei Wochen Hausaufgaben«, sagte Gregor.
    »Wir hatten zweimal schneefrei, es waren also eigentlich nur acht Schultage«, sagte Lizzie aufmunternd.
    »Na, dann geht’s ja«, sagte Gregor und pikste sie in den Bauch. Es tat gut, sie lachen zu sehen.
    Der Kälteeinbruch war vorüber, und als er das Fenster einen Spalt öffnete, lag ein leichter, frühlingshafter Duft in der Luft. Gregor zog sich seine Baggy Pants über die verbundenen Beine und suchte ein Sweatshirt heraus. Erst als er die Socken anzog, wurde ihm bewusst, dass er keine Schuhe hatte außer den Unterländersandalen, mit denen er Regalia verlassen hatte. Seine Stiefel waren im Dschungel von der Säure zerstört worden. Sein letztes Paar Sneakers hatte sich vor Weihnachten aufgelöst. Weil ihm nichts anderes einfiel, zog er die Sandalen über die Socken und zog den Hosenbund bis auf die Hüfte herunter, damit die

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