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Gregor und die graue Prophezeiung

Gregor und die graue Prophezeiung

Titel: Gregor und die graue Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Collins
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»Au.«
    »Ist nicht so schlimm, Boots«, sagte er, doch sie schüttelte den Kopf.
    »Wir wollen uns hier versammeln«, sagte Vikus und setzte sich an den Tisch. Weder Gregor noch Luxa rührten sich. »Kommt her, wir haben zu reden!«, sagte Vikus und schlug mit der Hand auf die steinerne Tischplatte. Diesmal gingen sie beide zum Tisch und setzten sich so weit wie möglich auseinander.
    Gregor hob Boots über den Kopf und befreite sie ausder Trage. Sie setzte sich auf seinen Schoß, schmiegte sich fest in seine Arme und sah Vikus und Luxa aus großen, ernsten Augen an.
    Nach dieser Nacht wird Boots wohl nicht mehr denken, dass alle Welt ihr Freund ist, dachte Gregor. Früher oder später musste sie das ja herausfinden, aber es machte ihn trotzdem traurig.
    »Gregor der Überländer«, begann Vikus, »da ist vieles, was du nicht verstehst. Du sprichst nicht, doch dein Gesicht spricht für dich. Du bist besorgt. Du bist zornig. Du glaubst, du habest recht daran getan, jenen zu entfliehen, die dich gegen deinen Willen festhielten, doch es schmerzt dich, dass wir leiden mussten, indem wir dir zu Hilfe eilten. Wir sagten dir nichts von den Ratten, und doch wirft Luxa dir unsere Verluste vor. Wir scheinen dein Feind zu sein, doch wir gaben dir Zeit.«
    Gregor antwortete nicht. Vikus hatte die Lage ganz gut beschrieben, nur Luxas Ohrfeige hatte er ausgelassen.
    Vikus erriet seine Gedanken. »Luxa hätte dich nicht schlagen dürfen, doch mit deiner Flucht hast du diejenigen, die sie liebt, der Gefahr eines grausamen Todes ausgesetzt. Das bringt sie sehr auf, denn ihre Eltern wurden beide von den Ratten ermordet.«
    Luxa hielt die Luft an. »Das ist nicht seine Sache!«
    Sie wirkte so verzweifelt, dass Gregor ihr fast zugestimmt hätte. Was sie ihm auch getan hatte, das ging ihn tatsächlich nichts an.
    »Ich sage es ihm, Luxa, weil ich Grund habe zu glauben, dass auch Gregor der Vater fehlt«, sagte Vikus.
    Jetzt war es an Gregor zu erschrecken. »Woher wissen Sie das?«
    »Ich habe keine Gewissheit, ich denke es mir nur. Sag, Gregor der Überländer, erkennst du dies hier?« Vikus fasste in seinen Mantel und holte etwas heraus.
    Es war ein Metallring, an dem einige Schlüssel hingen. Aber es war die grob geflochtene Schlaufe aus rotem, blauem und schwarzem Leder, die Gregors Herzschlag aussetzen ließ. Er selbst hatte diese Schlaufe im Bastelkurs geflochten, als er in demselben Ferienlager gewesen war wie Lizzie jetzt. Man konnte sich aussuchen, ob man ein Armband, ein Lesezeichen oder einen Schlüsselanhänger basteln wollte. Gregor hatte sich für den Schlüsselanhänger entschieden.
    Ohne diesen Schlüsselanhänger ging sein Vater nirgendwohin.

Teil 2
    DIE SUCHE

10. Kapitel
    A ls Gregors Herz wieder schlug, pochte es so heftig, dass er meinte, es müsste ihm in der Brust zerspringen. Automatisch streckte er die Hand aus, seine Finger griffen nach dem Schlüsselanhänger. »Wo haben Sie das her?«
    »Wie ich dir sagte, sind schon andere Überländer heruntergefallen. Vor einigen Jahren haben wir jemanden gerettet, der dir sehr glich. Ich entsinne mich nicht des genauen Datums«, sagte Vikus, als er den Schlüsselanhänger in Gregors Hand legte.
    Vor zwei Jahren, sieben Monaten und dreizehn Tagen, dachte Gregor. Laut sagte er: »Das gehört meinem Vater.«
    Eine Woge des Glücks durchströmte ihn, als er mit den Fingern über das abgenutzte Lederband und den Druckknopf strich, mit dem man das Band am Hosenbund befestigen konnte. Erinnerungen blitzten auf. Sein Vater, wie erdie Schlüssel fächerförmig ausbreitete, um den Haustürschlüssel herauszusuchen. Sein Vater, wie er vor Lizzie in ihrer Sportkarre mit den Schlüsseln herumklimperte. Sein Vater auf einer Picknickdecke im Central Park, wie er mit einem Schlüssel einen Behälter mit Kartoffelsalat öffnete.
    »Dein Vater?« Luxa riss die Augen auf, und auf ihrem Gesicht erschien ein merkwürdiger Ausdruck. »Vikus, du glaubst doch nicht, er …«
    »Ich weiß es nicht, Luxa. Doch die Anzeichen sind stark«, sagte Vikus. »Seit seiner Ankunft hatte ich kaum einen anderen Gedanken.«
    Luxa wandte sich zu Gregor. In ihren violetten Augen lag leiser Spott.
    Was war los? Was hatte sie?
    »Wie du wollte dein Vater unbedingt nach Hause. Mit großen Mühen konnten wir ihn überreden, einige Wochen zu bleiben. Länger ertrug er es nicht; eines Nachts entwischte er genau wie du«, sagte Vikus. »Die Ratten kamen uns zuvor.«
    Unsanft landete Gregor wieder in der

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