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Gregor und die graue Prophezeiung

Gregor und die graue Prophezeiung

Titel: Gregor und die graue Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Collins
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Lebewesen, und diese Reise könnte die Rettung oder das Ende bedeuten. Die Reise wird von einem Überländer angeführt.«
    »Ja, das hab ich auch verstanden. Von diesem Krieger«, sagte Gregor.
    »Du fragtest, warum die Ratten die Überländer so sehr hassen. Sie wissen, dass einer von ihnen der Krieger aus der Prophezeiung sein wird. Das ist der Grund«, sagte Vikus.
    »Ach so«, sagte Gregor. »Und wann kommt er?«
    Vikus sah Gregor mit festem Blick an. »Ich glaube, er ist schon hier.«

11. Kapitel
    G regor erwachte aus einem unruhigen Schlaf. Bilder von blutroten Flüssen, von seinem Vater in den Klauen der Ratten und von Boots, die in bodenlose Grotten fiel, hatten sich die ganze Nacht in seine Träume gedrängt.
    Ach ja. Und dann war da noch die Sache mit dem Krieger.
    Er hatte versucht es ihnen auszureden. Als Vikus angedeutet hatte, dass er ihn für den Krieger in der »grauen Prophezeiung« hielt, hatte Gregor gelacht. Aber Vikus meinte es ernst.
    »Ihr habt den Falschen erwischt«, sagte Gregor. »Echt, ich schwöre, ich bin kein Krieger.«
    Warum sollte er so tun, als ob, und ihnen falsche Hoffnungen machen? Samurai-Krieger, Apachen-Krieger, afrikanische Krieger, mittelalterliche Krieger. Darüber hatteer Filme gesehen und Bücher gelesen. Er hatte rein gar nichts mit einem Krieger gemein. Erstens waren sie Erwachsene und hatten normalerweise jede Menge Spezialwaffen. Gregor war elf, und abgesehen von einer zweijährigen Schwester hatte er an Spezialwaffen nichts zu bieten.
    Außerdem war Gregor kein großer Kämpfer. Er wehrte sich zwar, wenn ihn in der Schule jemand angriff, doch das kam selten vor. Er war nicht besonders groß, aber dafür sehr wendig, und deshalb legte man sich nicht gern mit ihm an. Manchmal mischte er sich ein, wenn ein paar Jungs ein kleineres Kind schlugen; das konnte er nicht ertragen. Aber er fing nie an zu kämpfen, und Kämpfen war schließlich die Hauptbeschäftigung eines Kriegers.
    Vikus und Luxa hatten sich seinen Protest angehört. Luxa hatte er vielleicht überzeugt – sie hielt sowieso nicht besonders viel von ihm –, aber Vikus war hartnäckiger.
    »Was glaubst du, wie viele Überländer den Fall ins Unterland überleben? Ein Zehntel, würde ich meinen. Und wie viele überleben danach auch noch die Ratten? Vielleicht ein weiteres Zehntel. Also sagen wir, dass von tausend Überländern etwa zehn überleben. Ist es da nicht höchst verwunderlich, dass nicht nur dein Vater lebend zu uns gelangt ist, sondern auch du und deine Schwester?«, sagte Vikus.
    »Das ist schon irgendwie komisch«, gab Gregor zu. »Aber ich weiß nicht, wieso ich deshalb der Krieger sein soll.«
    »Du wirst es begreifen, wenn du die Prophezeiung besser verstehst«, sagte Vikus. »Jeder Mensch trägt sein eigenes Schicksal. Diese Wände erzählen von unserem Schicksal. Und dein Schicksal, Gregor, sieht für dich eine Rolle darin vor.«
    »Mit dem Schicksal kenn ich mich nicht aus«, sagte Gregor. »Also, mein Vater, Boots und ich … wir haben alle denselben Wäschekeller, und wir sind alle irgendwo bei euch in der Nähe gelandet, deshalb glaube ich, es ist eher Zufall. Ich würde euch ja gern helfen, aber ich glaub, auf euren Krieger müsst ihr noch ein Weilchen warten.«
    Vikus lächelte nur und sagte, sie würden die Sache am Morgen dem Rat vortragen. Heute Morgen. Jetzt.
    Trotz aller Sorgen, und davon hatte Gregor eine ganze Menge, wurde er immer wieder von einem berauschenden Glücksgefühl überschwemmt. Sein Vater lebte! Fast augenblicklich durchströmte ihn eine Welle der Angst. Ja, er lebt, aber er wird von den Ratten gefangen gehalten! Trotzdem, wie sagte seine Großmutter immer: »Wo Leben ist, da ist auch Hoffnung.«
    Seiner Großmutter würde es gefallen, dass er in einer Prophezeiung vorkam. Aber natürlich war er gar nicht gemeint. Es war irgendein Krieger, der hoffentlich ganz bald auftauchen und helfen würde, Gregors Vater zu befreien.
    Das war das oberste Ziel: Er musste seinen Vater retten!
    Der Vorhang wurde aufgezogen und Gregor blinzelte ins Licht. In der Tür stand Mareth. Sein Gesicht war nichtmehr geschwollen, aber die Blutergüsse würden nur langsam zurückgehen.
    Gregor fragte sich, ob Mareth immer noch wütend auf ihn war, aber er wirkte ruhig. »Gregor der Überländer, der Rat verlangt nach dir«, sagte er. »Wenn du dich eilst, kannst du vorher baden und essen.«
    »Okay«, sagte Gregor. Als er aufstehen wollte, merkte er, dass Boots’ Kopf auf seinem Arm lag.

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