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Gregor und die graue Prophezeiung

Gregor und die graue Prophezeiung

Titel: Gregor und die graue Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Collins
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Sommer in der Wohnung hocken musste, war das auch egal.
    »Ball!«, rief Boots verzweifelt. »Ball!«
    Gregor langte zwischen die Trockner und holte den alten Tennisball hervor, mit dem Boots gespielt hatte. Er zupfte die Fusseln vom Ball und warf ihn quer durch den Raum. Wie ein Hündchen rannte Boots hinterher.
    Wie sie aussieht, dachte Gregor mit einem leisen Lachen. Wie ein kleines Ferkel! Auf Boots’ Gesicht und ihrem T-Shirt waren immer noch die Spuren vom Mittagessen zu erkennen, Eiersalat und Schokoladenpudding. Die Hände hatte sie mit wasserfestem lila Filzstift angemalt, den man höchstens mit einem Sandstrahler abbekommen würde, und die Windel hing ihr bis auf die Kniekehlen herab. Es war einfach zu heiß, um ihr Shorts anzuziehen.
    Boots kam mit dem Ball wieder zu ihm gelaufen, die lockigen Haare voller Fusseln. Ihr verschwitztes Gesicht strahlte, als sie ihm den Ball hinhielt. »Worüber freust du dich denn so, Boots?«, fragte er.
    »Ball!«, sagte sie, und dann stieß sie mit dem Kopf gegen seine Knie, um ihn anzutreiben. Gregor warf den Ball in den Gang zwischen den Waschmaschinen und den Trocknern. Boots rannte hinterher.
    Während sie weiterspielten, überlegte Gregor, wann er zuletzt so glücklich gewesen war wie Boots jetzt mit ihrem Ball. Nicht alles in den letzten Jahren war schlecht gewesen. Die Schulband hatte einen Auftritt in der Carnegie Hall gehabt. Das war ziemlich cool. Er hatte sogar ein kleines Solo auf dem Saxophon gespielt. Wenn er Musik machte, war alles besser; die Töne schienen ihn in eine andere Welt zu entführen.
    Laufen war auch gut. Den Körper immer weiter anzufeuern, bis alle Gedanken aus dem Kopf gehämmert waren.
    Aber wenn er ganz ehrlich war, wusste Gregor, dass er seit Jahren nicht mehr richtig glücklich gewesen war. Seit genau zwei Jahren, sieben Monaten und dreizehn Tagen, dachte er. Er versuchte nicht zu zählen, aber die Zahlen addierten sich ganz von selbst in seinem Kopf. Er hatte einen eingebauten Rechner, der immer genau wusste, wie lange sein Vater schon weg war.
    Boots konnte glücklich sein. Als es passierte, war sie noch nicht mal auf der Welt. Lizzie war gerade vier. Aber Gregor war acht und hatte alles mitbekommen, zum Beispiel die verzweifelten Anrufe bei der Polizei, die beinahe gelangweilt zur Kenntnis genommen hatte, dass sein Vater sich in Luft aufgelöst hatte. Sie dachten natürlich, er wäre abgehauen. Sie hatten sogar angedeutet, dass eine andere Frau im Spiel sein könnte.
    Das stimmte einfach nicht. Eins wusste Gregor ganz genau: dass sein Vater seine Mutter, ihn und Lizzie lieb hatte und dass er Boots lieb gehabt hätte.
    Aber wieso war er dann ohne ein Wort gegangen?
    Gregor konnte nicht glauben, dass sein Vater die Familie verlassen hatte, ohne zurückzuschauen. »Kapier es endlich«, flüsterte er sich zu. »Er ist tot.« Eine Welle von Schmerz überspülte ihn. Es stimmte nicht. Es konnte nicht wahr sein. Sein Vater würde wiederkommen,weil … weil … weil was? Weil Gregor es sich so sehr wünschte, dass es wahr werden musste? Weil sie ihn brauchten? Nein, dachte Gregor. Ich spüre es einfach. Ich weiß, dass er wiederkommt.
    Die Waschmaschine schleuderte zu Ende, und Gregor verteilte die Wäsche auf mehrere Trockner. »Und wenn er zurückkommt, dann soll er mal zusehen, dass er eine gute Erklärung für sein Verschwinden hat!«, murmelte Gregor und knallte die Tür eines Trockners zu. »Zum Beispiel, dass er einen Schlag auf den Kopf gekriegt und vergessen hat, wer er ist. Oder dass er von Außerirdischen entführt worden ist.« Im Fernsehen wurden viele Leute von Außerirdischen entführt. Vielleicht gab es das wirklich.
    Er spielte die verschiedenen Möglichkeiten oft in Gedanken durch, aber zu Hause sprachen sie kaum über seinen Vater. Die Nachbarn dachten, er hätte sich einfach aus dem Staub gemacht. Die Erwachsenen erwähnten ihn nie und die meisten Kinder auch nicht – praktisch jeder Zweite lebte sowieso nur mit einem Elternteil zusammen. Fremde fragten dann doch manchmal. Nachdem Gregor ein Jahr lang versucht hatte, es zu erklären, erzählte er jetzt, seine Eltern seien geschieden und sein Vater lebe in Kalifornien. Das war gelogen, aber die Leute glaubten es, während die Wahrheit niemand zu glauben schien – was auch immer die Wahrheit sein mochte.
    »Und wenn er wieder zu Hause ist, gehe ich mit ihm …«, sagte Gregor laut und unterbrach sich dann selbst. Beinahehätte er gegen die Regel verstoßen. Die Regel

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