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Gregor und die graue Prophezeiung

Gregor und die graue Prophezeiung

Titel: Gregor und die graue Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Collins
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besagte, dass er keine Pläne für die Zeit schmieden durfte, wenn sein Vater wieder da wäre. Und da sein Vater jeden Moment wiederkommen konnte, hatte Gregor sich alle Gedanken an die Zukunft verboten. Wenn er sich konkrete Ereignisse vorstellen würde, zum Beispiel dass sein Vater Weihnachten wieder da wäre oder dass er helfen würde, das Laufteam zu trainieren, dann würden diese Ereignisse nie eintreten – das sagte ihm eine innere Stimme. Außerdem würden ihn solche Tagträume zwar sehr glücklich machen, aber umso schmerzlicher wäre es dann, auf den Boden der Tatsachen zurückzukehren. Das war also die Regel. Gregor musste mit den Gedanken in der Gegenwart bleiben und die Zukunft Zukunft sein lassen. Ihm war klar, dass das nicht gerade ein großartiges Prinzip war, aber so ließen sich die Tage immer noch am besten überstehen.
    Gregor fiel auf, dass Boots schon seit einer Weile verdächtig ruhig war. Er schaute sich um und erschrak, als er sie nicht sofort entdeckte. Dann sah er eine abgewetzte lila Sandale hinter dem letzten Trockner hervorragen. »Boots! Komm da raus!«, rief Gregor.
    Wenn elektrische Geräte in der Nähe waren, musste man sie im Auge behalten. Sie liebte Steckdosen.
    Als er durch den Wäscheraum lief, hörte er ein metallisches Dröhnen und dann ein Kichern von Boots. Na super, jetzt zerlegt sie den Trockner, dachte Gregor und liefnoch schneller. Als er an der Wand angelangt war, bot sich ihm ein merkwürdiger Anblick.
    In der Wand war ein Metallgitter, hinter dem ein alter Luftschacht lag. Jetzt stand das Gitter, das oben mit zwei rostigen Scharnieren befestigt war, sperrangelweit offen. Boots schielte in die etwa sechzig mal sechzig Zentimeter große Öffnung. Von dort, wo Gregor stand, war nur ein schwarzes Loch zu sehen. Dann ein Wölkchen … was war das? Dampf? Rauch? Weder noch, wie es schien. Ein eigenartiger Dunst kam aus dem Loch und kringelte sich um Boots. Neugierig streckte sie die Arme aus und beugte sich vor.
    »Nein!«, rief Gregor und versuchte sie zu packen, aber Boots’ winziger Körper wurde förmlich in den Luftschacht gesogen. Ohne nachzudenken zwängte Gregor sich mit Kopf und Schultern durch das Loch. Das Metallgitter schlug ihm in den Rücken. Und dann fiel er tiefer, tiefer und immer tiefer in eine dunkle Leere hinein.

2. Kapitel
    W ährend Gregor durch die Luft sauste, versuchte er sich so zu drehen, dass er beim Aufprall auf dem Kellerfußboden nicht auf Boots landen würde. Aber es kam kein Aufprall. Da fiel ihm ein, dass der Wäscheraum ja im Keller lag. Wo waren sie dann hineingefallen?
    Die Dunstwölkchen hatten sich zu einem Nebel verdichtet, der das Licht fahl erscheinen ließ. Gregor konnte in alle Richtungen nur ein paar Meter weit sehen. Er fasste mit den Fingern verzweifelt durch den weißen Nebel, doch er fand keinen Halt. Er stürzte so schnell in die Tiefe, dass seine Kleider sich blähten.
    »Boots!«, schrie er, und seine Stimme gab ein unheimliches Echo. Das Ding muss Wände haben, dachte er. Wieder rief er: »Boots!«
    Irgendwo unter sich hörte er ein fröhliches Kichern. »Ge-go wuuusch!«, rief Boots.
    Sie denkt, sie wär auf einer riesigen Rutsche oder so, dachte Gregor. Wenigstens hat sie keine Angst. Dafür hatte er Angst genug für zwei. Dieses komische Loch, in das sie gefallen waren, musste einen Boden haben. Es gab nur eine Möglichkeit, wie diese Wirbelfahrt durch den leeren Raum enden konnte.
    Er fiel und fiel. Gregor wusste nicht genau, wie lange, aber auf jeden Fall so lange, dass es eigentlich nicht sein konnte. Es gab doch eine Grenze für die mögliche Tiefe eines Lochs. Irgendwann musste man im Wasser landen oder auf einem Felsen oder auf den Erdplatten oder so.
    Es war wie der Albtraum, den er manchmal hatte. In dem Traum war er immer hoch oben, irgendwo, wo er nicht sein sollte, zum Beispiel auf dem Dach seiner Schule. Er ging am Rand entlang, und plötzlich gab der feste Boden unter seinen Füßen nach und er segelte nach unten. Alles löste sich auf, nur das Gefühl des Fallens blieb, der näher kommende Boden, der Schrecken. Genau im Moment des Aufpralls wachte er jedes Mal schweißgebadet und mit wildem Herzklopfen auf.
    Es ist ein Traum! Ich bin im Wäschekeller eingeschlafen, und das ist der verrückte Traum, den ich immer habe!, dachte Gregor. Natürlich! Was soll es sonst sein?
    Das Bewusstsein, dass er nur schlief, beruhigte ihn, und er begann die Zeit zu messen. Eine Armbanduhr hatte er nicht, aber Sekunden

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