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Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Titel: Greifenmagier 1 - Herr der Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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schwarz wie die Kairaithins, aber dunkel wie frisch umgepflügte Erde, und eine Macht lag in ihnen, wie auch die Erde sie besaß. Er hatte nicht die Ausstrahlung des Herrn von Feuer und Luft. Doch er wies eine ganz eigene Ausstrahlung auf.
    Alle Worte ließen sie im Stich. Ganz wie Kes befürchtet hatte, wusste sie jetzt nicht, was sie sagen sollte, und stand sprachlos und linkisch inmitten von hundert Mann. Sie rückte näher an Opailikiita und versuchte, Kraft und Mut von der Greifin zu beziehen, die von beidem reichlich hatte. Aber Kes fand beides nicht für sich selbst. Ihr graute davor, dass sie letztlich kein Wort herausbrachte, dass der Tag für Blut und Tod einträte und sie nicht mal dazu fähig gewesen wäre, auch nur den Versuch zu unternehmen, ihn zu verhindern.
    Der König trat einen Schritt vor, dann einen weiteren, und er winkte ab, als er die Besorgnis seiner Männer spürte, die ihm argwöhnisch nachrückten. Seine dunklen Augen bannten die von Kes. Sie fragte sich, was er darin sah, und dachte, dass es Feuer sein würde, falls er scharfsichtig war. Seine eigenen Augen waren von Neugier erfüllt.
    Dann widmete er sich ihrem Gesicht und fuhr zu guter Letzt mit dem Blick schnell von ihrer Schädeldecke bis hinab zu den nackten Zehen. »Kes, vermute ich«, sagte er, und das Lachen, das sie in seinem Gesicht nicht gefunden hatte, wurde auf einmal in den Untertönen seiner Stimme vernehmbar.
    Kes blinzelte. Sie nickte zögernd.
    »Und wer ist das?« Der König betrachtete Opailikiita mit unverhohlenem Staunen.
    Kes folgte seinem Blick und brachte ein Lächeln hervor, denn die Greifin blieb so herrlich unbeeindruckt von Männern mit Speeren, egal wie viele sie vor sich hatte, oder von Herrschern, auch wenn sie Könige waren. Opailikiita wölbte leicht den Hals, sodass sich ihr Gefieder fast zu einer Mähne sträubte; die Sonne glitzerte auf den Federn, als wäre jede einzelne aus Bronze gehämmert und mit feinen Goldeinlegearbeiten geschmückt. Die Muskeln der schmalen, löwenartigen hinteren Körperhälfte spielten und zeigten ihre Kraft, als sie sich aufsetzte, und mit dem Schweif, den sie ordentlich um die Klauen wickelte, klopfte sie sachte auf den Sand.
    »Opailikiita Sehanaka Kiistaike«, antwortete Kes, die letztlich doch ihre Stimme fand. »Sie ist meine Freundin und hat mich hergebracht, weil ich sie darum bat. Sie ist nicht ... Na ja, sie ist gefährlich, aber nicht für Euch, ähm, Eure Majestät, solange Ihr nicht auf sie schießt. Sie ist nur hier, weil ich sie gebeten hatte, einen Weg für mich zu bahnen.«
    »Sie ist hier willkommen«, erklärte der König und warf Jos einen neugierigen Blick zu.
    »Das ist -«
    »Niemand«, fiel Jos dem Mädchen barsch ins Wort. »Nur ihr Freund.«
    Kes blickte ihn überrascht an.
    »Das ist eine casmantische Uniform«, stellte der König in sanftem Ton fest.
    Jos zuckte die Achseln.
    Kes hatte nicht den Wunsch, dem König von Farabiand irgendetwas über Jos zu erzählen, und fragte stattdessen: »Hat ... ähm ... hat Bertaud, hat Fürst Bertaud Euch berichtet ... von dem casmantischen Heer berichtet?« Ihr wurde bang ums Herz. Was, wenn Bertaud seinem König aus irgendeinem Grund nichts von den Casmantiern berichtet hatte? Warum sollte der König dann ihr irgendetwas glauben, was sie über diese Gefahr erzählen würde?
    »Das hat er«, antwortete der König in einem beruhigenden Tonfall.
    »Gut«, meinte Kes und streichelte Opailikiita nervös den Hals. Sie versuchte auf diese Weise, aus der heißen Gegenwart der Greifin unter ihrer Hand Mut zu gewinnen. Sie bemühte sich, nur den König anzublicken und so zu tun, als wäre niemand sonst zugegen: nur sie und der König - der letztlich doch kein besonders furchterregender Mann war. Im Grunde nicht annähernd so furchterregend wie Kanes der Schmied, sagte sie sich. Bislang hatte er nicht ein einziges Mal etwas gebrüllt. Sie atmete flach ein, blickte auf die eigenen Füße und versuchte, die richtigen Worte zu finden.
    »Bertaud legte mir sehr nachdrücklich nahe, dir zuzuhören, falls ich das Glück hätte, dir zu begegnen«, sagte der König freundlich. »Was möchtest du mir berichten?«
    Kes sah auf, um seinen Blick zu erwidern, und schlug erneut die Augen nieder. Dann sagte sie unglücklich: »Kiibaile Esterire Airaikeliu ... das heißt, der Herr von Feuer und Luft, der König der Greifen, wisst Ihr? Also er hat beschlossen ... Euch in die Wüste zu locken, auf dass Ihr dort gegen die Casmantier

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