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Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Titel: Greifenmagier 1 - Herr der Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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die Brücken für friedliche und einträgliche Zwecke zu nutzen. In ähnlicher Weise schien sogar der unruhige junge König von Casmantium damit zufrieden zu sein, den Streit über Wegezölle und Hafengebühren lieber mit starken Worten auszutragen als mit blitzenden Schwertern und Speeren, solange nur Straßen und Häfen Geschäfte und Reichtum abwarfen.
    Trotzdem war es keineswegs überraschend, dass Iaor Safiad in diesem Frühjahr einen oder zwei Augenblicke Zeit für Blumen fand. Er hatte im Winter geheiratet; es war seine zweite Ehe, und sie kam für den Geschmack des Hofes und des Königreiches kaum zu früh. Seine erste Gemahlin war vor drei Jahren kinderlos verstorben, und dem Vernehmen nach hatte sich der König nicht übermäßig um eine Nachfolgerin bemüht. Alle Welt erhoffte sich nun Erben von der neuen jungen Königin.
    Naithe, die neue Königin, war eine schöne junge Frau aus guter Familie in Tieranan - anmutig wie ein Rehkitz und verspielt wie ein Kätzchen, von Iaor und ihrem neuen Leben entzückt und nach wie vor liebreizend erstaunt über ihr Glück. Und der König war völlig von ihr verzaubert. Seit Frühlingsanfang verbrachte Iaor mehr Zeit damit, zur Freude seiner neuen Gattin Blumen zu arrangieren, als sich den Geschäften des Königreiches zu widmen: ein Verhalten, dem die Stadt mit toleranter Erheiterung begegnete und das Missfallen nur bei jenen am Hof hervorrief, die argwöhnten, seine Beschäftigung wäre nur eine List, deren Ziel sie womöglich darstellten.
    Naithe war Anfang zwanzig, kaum mehr als halb so alt wie der König - und ihre Jugend galt im Hinblick auf Nachkommenschaft als vielversprechend. Ungeachtet jedoch aller Berechnung, die dieser Verbindung möglicherweise zugrunde lag, schien Naithe von Iaor ebenso eingenommen zu sein wie von ihrer königlichen Rolle. Natürlich liebte sie es, wenn er ihr seine Liebe bewies. Sie liebte Blumen, am allermeisten die Blumen, die ihr der königliche Gebieter eigenhändig brachte. Sie liebte es, wenn man ihr den Hof und generell viel Aufhebens um sie machte. Und das tat der König - ein wenig zu sehr für manche bei Hofe, die in diesem Frühjahr feststellten, dass es ihnen an Beachtung durch den König mangelte.
    Bertaud bemühte sich sehr, der neuen Königin nicht mit Eifersucht zu begegnen; er wusste, dass es weder gerecht noch vernünftig war, Groll auf Naithe zu hegen. Trotzdem fand er Iaors Beschäftigung mit der neuen Gemahlin ein wenig anstrengend. Er vermutete, dass er sie in günstigerem Licht betrachten würde, wenn er selbst eine Gemahlin fände - aber vom Fürst des Deltas verlangte man, dass er eine Frau aus dem Delta heiratete, und da Bertaud nicht den geringsten Wunsch verspürte, auf seine Ländereien zurückzukehren, brachte er keinen Eifer dafür auf, nach einer Braut zu suchen. Jetzt sagte er sanft: »Ich schätze, wir müssen den Frühling genießen, solange er währt; schon bald wird sich die volle Sommerhitze auf uns senken.«
    »Und dann müssen wir uns damit herumplagen, ins Sommerhaus umzuziehen«, hieb Iaor in die gleiche Kerbe, lächelte dabei aber weiter. »Nun, wir reiten aus, wenn wir können, und genießen, wie du klugerweise vorgeschlagen hast, den Frühling, solange er uns bleibt! Doch sosehr ich mir auch wünsche, dass wir gleich eine Jagd oder Beize abhalten - ich fürchte, dafür haben wir heute Morgen keine Zeit. Einer meiner Richter hat mir einen Fall vorgelegt. Zweifellos wird das eine seltsame und verworrene Angelegenheit sein. Oder warum hätte er sie sonst an mich delegiert?«
    Er verzog das Gesicht, obwohl Bertaud deutlich sah, dass sich der König im Grunde darauf freute herauszufinden, was das für ein Problem war. Iaor schien keine Antwort auf seine Frage zu erwarten und ging unvermittelt ins Haus. Bertaud folgte ihm sogleich, und gemeinsam schritten sie durch Gänge und Räume.
    »Ich hoffe allerdings, dass die Urteilsfindung nicht lange dauert«, fuhr der König fort. »Vielleicht ergibt sich am Nachmittag Zeit, um mit den Falken loszuziehen. Du weißt ja, dass der Linulariner Botschafter meiner Gemahlin gerade einen dieser Miniaturfalken geschenkt hat, auf die man in seinem Land so stolz ist. Ein hübsches kleines Ding, obwohl ich bezweifle, dass es sich mit etwas anlegen könnte, was auch nur die Größe eines Kaninchens erreicht.«
    Natürlich galt Iaors erster Gedanke Naithe. Bertaud wäre lieber gestorben, als gegenüber Iaor seine Eifersucht auch nur anzudeuten, obwohl er sich manchmal

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