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Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Titel: Greifenmagier 1 - Herr der Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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Ausweg, da ich nicht die letzte Instanz bin. Eurer Majestät bleibt ein solcher Ausweg natürlich nicht. Verzeiht mir, wenn ich falsch gehandelt habe, indem ich mich an Eure Majestät wandte.«
    Der König lehnte sich zurück und starrte den jungen Mann lange an, der unter diesem Blick schließlich doch zusammenzuckte und die Augen niederschlug.
    Der König zog die Brauen hoch. Streng erklärte er: »Mein königlicher Bruder Mariddeier Kohorrian wäre zu Recht entrüstet, müsste er feststellen, dass seine Kaufleute nicht nach Farabiand reisen können, ohne von stolzen jungen Narren in dunklen Gassen erdolcht zu werden.«
    Enned, Sohn von Lakas, stimmte ihm mit schwacher Stimme zu: »Ja, Eure Majestät.«
    »Bertaud«, sagte der König.
    Bertaud nahm Haltung an. »Mein König?«
    »Obwohl er zweifellos ein stolzer junger Narr ist, neige ich dazu, das Leben dieses jungen Mannes zu verschonen. Siehst du eine Möglichkeit, wie ich das tun und zugleich Linularinum zufriedenstellen kann?«
    Es war durchaus vernünftig, diese Frage an Bertaud zu richten. In der komplizierten Geschichte der beiden Länder hatte das Delta ebenso oft zu Linularinum wie zu Farabiand gehört. Vor hundert Jahren jedoch, als der König von Linularinum ein wenig anmaßend aufgetreten war und das Delta hatte bewegen wollen, eine Handvoll Linulariner Gesetze zu befolgen, die man dort nicht schätzte, wechselte die Treue der Region, deren Bewohner sich entschlossen Farabiand zuwandten. Nicht mal die schlauesten Drohungen, die sich die raffiniertesten Linulariner Rechtskundigen ausdachten, konnten Keroen, Sohn von Betraunes, daran hindern, sich ein Linulariner Banner anfertigen zu lassen, nur um es vor die Hufe seines Pferdes zu werfen und es in den Schlamm trampeln zu lassen, ehe er anschließend Daraod Safiad aufforderte, ihm ein Angebot zu unterbreiten.
    Trotzdem mischten sich im Delta nach wie vor die Menschen und Gebräuche sowohl Farabiands als auch Linularinums stärker als in irgendeiner anderen Region. Bertaud zog jetzt die vermutlichen Absichten und Wünsche des Königs in Betracht und verglich sie mit seiner Einschätzung der Linulariner Haltung. Einen Augenblick später antwortete er: »Die Menschen von Linularinum respektieren ... äh ... kreative Deutungen der Gesetze. Wir leben hier nicht in Casmantium: Weder pflegen wir den Brauch, einen Mörder mit einem Fluchgelübde zu belegen, noch haben wir Kaltmagier, die möglicherweise das durchsetzen könnten, wofür Enned, Sohn von Lakas, vermutlich dankbar sein dürfte. Doch was wäre, wenn wir die grundlegende Idee übernehmen würden - allerdings ohne die tatsächliche Praxis? So könntest du das Leben dieses Mannes fordern anstelle seines Todes. Du könntest ihn dem Heer übergeben, mein König, und somit sein Leben nehmen, ohne seinen Tod zu fordern. Der Heeresdienst ist wohl kaum so hart wie die Folgen eines casmantischen Fluchgelübdes, könnte jedoch den Anforderungen dieses Falles gerecht werden.«
    Der König stützte einen Ellbogen auf die Armlehne und legte das Kinn in die Hand. »Ein angemessener Vorschlag. Und du denkst, Jasand oder Adries würden ihn in die Reihen ihrer Soldaten aufnehmen? Einen hitzigen Narren wie ihn?«
    Bertaud brauchte einen Augenblick, um zu bemerken, worauf Iaor mit dieser Frage abzielte. Er wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte, und erzeugte schließlich einen Laut, der ungefähr in der Mitte von beiden lag. Iaor lächelte.
    »Oh, Erde und Eisen!«, rief Bertaud resigniert. »Also in Ordnung. Überstelle ihn deiner Garde, wenn du musst, und ich übernehme ihn. Ich bin sicher, Eles wird entzückt von dem Geschenk sein, das ich ihm bringe.«
    Enneds Blick wanderte vorsichtig vom König zu Bertaud und verriet Verwirrung, aber auch einen Anflug von Hoffnung, dass er vielleicht doch nicht an diesem Tag starb.
    »Also nimmst du ihn?«, fragte Iaor.
    »Wenn es dir gefällt, mein König.«
    »Dann gehört er dir«, sagte der König rasch und wedelte mit der Hand, um zu unterstreichen, dass die Entscheidung gefallen war.
    Bertaud gab dem Wachmann einen Wink. Der Mann beugte sich mit professionell ausdrucksloser Miene vor, durchschnitt die Handfesseln des jungen Mannes und half ihm auf die Beine.
    »Enned, Sohn von Lakas, hast du verstanden, was der König entschieden hat?«, fragte Bertaud.
    »Ich ...«, stotterte der junge Mann, der sich offenkundig nicht ganz sicher war. »Ich weiß ... Ich denke, er hat mich Euch übergeben, mein Fürst ...«
    »Ich

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