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Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Titel: Greifenmagier 1 - Herr der Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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erheben, dass er dem jungen Mann Ehre erwiesen hatte, indem er ihn in die eigene Garde aufnahm. Und ihn in die Obhut des Fürsten aus dem Delta zu geben, das war eine nette Geste, denn es konnte als leichte Konzession an Linulariner Empfindlichkeiten betrachtet werden. Oder aber als eine leichte Beleidigung Linulariner Dünkels. Es kam darauf an, wie man es betrachtete.
    Auf diese Weise waren sowohl die Ehre Farabiands als auch das Gesetz des Königs gewahrt worden, und das ohne jegliche belangbare Verletzung einer rechtlichen Vereinbarung zwischen Linularinum und Farabiand. Es war ein hervorragendes Manöver, würdig eines Safiad. Trotzdem fiel der Blick, den der König Ferris zuwarf, weniger vergnügt und weniger zufrieden aus, wie Bertaud feststellte.
    Der Richter bemerkte ebenfalls diese Veränderung des Gesichtsausdrucks. »Eure Majestät, der Junge hat zweifellos gegen Euer Gesetz verstoßen - das Gesetz, das hochzuhalten ich geschworen habe. Trotzdem habe ich den Fall Euch vorgelegt. Mit Recht könnte Eure Majestät mir daraus einen Vorwurf machen.«
    »Bin ich nicht die richtige Stelle, um mir eine solche Berufung anzuhören?«
    »Eure Majestät kann nicht dulden, dass hitzige junge Narren in dunklen Gassen Kaufleute erdolchen, ob nun ehrliche oder unehrliche.«
    »Nicht einmal, wenn der fragliche junge Mann mein Gesetz brach, um zu ahnden, dass es schlau umgangen worden war? Lautete nicht so Euer Einwand?«
    »Ich fand es kränkend, dass man das Recht missbraucht hatte, um unehrliche Geschäfte zu schützen. Das ehrliche Verbrechen des Jungen, wenn ich es mal so nennen darf, empfand ich als weniger kränkend. Ich habe ihm sehr wohl deutlich gemacht, dass es richtig gewesen wäre, mir die Sache von Anfang an vorzulegen. Es wäre viel leichter gewesen, sich in diesem Fall an Eure Majestät zu wenden, ehe Blut vergossen wurde. Wie Ihr selbst zu bedenken gegeben habt.«
    »Hmm!« Der König blickte nach wie vor finster drein.
    Ferris senkte den Blick. »Also möchtet Ihr mich dafür zurechtweisen.« Und förmlich setzte er hinzu: »Ich bitte Eure Majestät um Vergebung.«
    »Ah! Nein. Ich weise Euch nicht zurecht.« Iaor blickte entschlossen auf. »Findet heraus, wie hoch die Verluste des Handwerkers sind, die er durch den Linulariner Kaufmann erlitten hat. Ich möchte ihm einen Ausgleich für den Verlust seines Sohnes zahlen. Aus meinen persönlichen Mitteln.« Nach diesen Worten schwieg er vielsagend.
    Der Richter deutete das Schweigen richtig und verneigte sich. »Vielleicht gestattet mir Eure Majestät, die Ausgleichszahlung zu bestreiten, da es meine Entscheidung war, die zu diesen Ausgaben führte.«
    Der König lächelte zufrieden. »Ihr könnt den halben Betrag übernehmen. Das wäre nur gerecht, denke ich. Gut!« Er stand auf, packte den älteren Mann am Arm und wandte sich mit ihm der Tür zu. »Begleitet mich, hochverehrter Herr. Ich schätze Euer Urteilsvermögen, das versichere ich Euch. Ich verspreche Euch, dass Ihr von mir keinen Tadel hören werdet. Ich bin froh, dass Ihr mir den Fall vorgelegt habt. Und ich bin sicher, dass sich Eles nichts sehnlicher wünscht, als einen jungen hitzköpfigen Narr für seine Truppe zu finden. Begleitet mich, wenn Ihr möchtet, und erzählt mir von den besonderen kniffligen Wendungen des Linulariner Rechts, die es diesem Linulariner Kaufmann ermöglichten, meinen ehrlichen farabiandischen Handwerker - legal! - zu betrügen.«
    »Gern.« Der Richter lächelte. Er schien sich mit der inoffiziellen Linie des Königs in dieser Sache abgefunden zu haben. Außerdem war selbst eine beträchtliche Geldstrafe viel weniger fürchterlich als ein königlicher Tadel, wie Bertaud sich vor Augen führte.
    Seufzend folgte er den beiden. Er erkannte die Zeichen. Iaor hatte sich gänzlich in königliche Belange vertieft. Es schien unwahrscheinlich, dass er die Zeit finden würde, mit den Falken auszureiten, egal wie nervtötend seine Gefährten die drohenden rechtlichen Verwicklungen fanden. Nein, dachte Bertaud, nicht mal dann, wenn Iaors junge Gemahlin sehnlichst wünschte, ihren Zwergfalken auszuprobieren.
    Die Spur Eifersucht - unwürdig, gar beschämend - in diesem Gedanken beunruhigte ihn sogleich. Bertaud rief sich selbst streng zur Ordnung und bemühte sich, an Rechtsfragen zu denken.
    Doch sie waren kaum auf den Flur hinausgetreten, als das Geräusch herbeieilender Stiefelschritte sie erschreckte und nötigte, stehen zu bleiben. Der König gab den Arm des Richters frei und

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