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Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Titel: Greifenmagier 1 - Herr der Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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richtete sich kerzengerade auf. Ferris legte den Kopf schief und wirkte ebenso neugierig wie beunruhigt. Bertaud selbst legte die Hand auf den Schwertgriff und machte sich bereit, die Waffe zu ziehen. Im Haus des Königs bewegte sich für gewöhnlich niemand im Laufschritt durch die Gänge.
    Die Person, die durchs Haus geeilt war, erwies sich jedoch als eine Sendbotin. Sie gehörte zu des Königs eigenen Kurieren: eine junge Frau mit dem Abzeichen des Königs an der Schulter und dem Kurierstab im Gürtel. Iaor nahm am liebsten junge Frauen in den Kurierdienst auf, ein Brauch, den sein Vater begründet hatte: Vom alten König war das berühmte Wort überliefert, dass Mädchen leichter ritten und sorgfältiger mit den Pferden umgingen als Jungen. Wie Iaor einst angemerkt hatte, war diese Einstellung seines Vaters nicht ohne Folgen geblieben, und dazu zählte auch, dass die jungen Männer ebenfalls zumindest ein wenig sorgfältiger wurden. Der Kuriermeister nahm jedoch weiterhin mehr Mädchen als Jungen im Dienst des Königs auf.
    Die Kurierin, die nun vor dem König stehen geblieben war, hieß Teien, Tochter von Kanes. Bertaud wusste, dass Teien südlich von Tihannad stationiert war; auf ihren Routen lagen viele der kleineren Dörfer und Städte am Fluss Nedscheid. Unverzüglich senkte sie sich auf ein Knie und grüßte bedächtig den König. Ihr Atem ging schnell, wenn auch nicht so hastig, dass man das Allerschlimmste befürchten musste.
    »Ja?«, fragte Iaor ungeduldig.
    Die Frau senkte kurz den Kopf, holte Luft und antwortete dann rasch: »Nachricht aus Minasbrunn und Minasfurt, Eure Majestät. Sie lautet: Greifen sind über das Gebirge gekommen. Sie plündern Euer Land aus, Majestät, verwandeln guten Boden in Wüstensand und blasen heißen Wind über die junge Gerste. Sie schlagen Kälber auf den Weiden und Wild im Wald. Euer Volk bittet Euch in seiner Not um Hilfe.«
    »Greifen«, wiederholte Ferris ausdruckslos.
    »Hast du diese Greifen selbst gesehen?«, wollte Bertaud von der Kurierin wissen.
    »Ja, Herr. Um einen eindeutigen Bericht geben zu können, begab ich mich nach Minasbrunn und erklomm die Höhen hinter dem Dorf. Dort halten sich tatsächlich Greifen auf. Selbst das Gestein der Berge hat seine Eigenschaften verändert; alles ist dort jetzt roter Fels und Sand. Der Wind weht in die falsche Richtung, kommt aus dem Osten und bläst vom Gebirge her. Da er aus großer Höhe stammt, müsste er kalt sein, aber er ist heiß und so trocken, dass er dem Erdboden die Feuchtigkeit entzieht - ich habe gesehen, wie guter Boden unter diesem Wind trocken und rissig wurde. Und ich habe dort Greifen gesehen. Ich habe mit den Menschen in Minasbrunn und Minasfurt gesprochen. Sie sagen, dass man viele Greifen in den dortigen Bergen antrifft, vielleicht Hunderte; und sie würden sich das ganze Land dort zu Eigen machen.«
    »Hunderte, Teien?«, fragte Bertaud trocken.
    »Ich habe nur zwei gesehen«, räumte die Kurierin ein.
    »Es erfordert mehr als einen oder zwei, den Wüstenwind auf unsere Seite der Berge zu tragen«, bemerkte Ferris.
    »Mich würde es überraschen, falls ich erführe, dass man auf der ganzen Welt Hunderte von Greifen findet«, erklärte der König. »Ich bezweifle sehr, dass sich Hunderte bei Minasbrunn herumtreiben.« Er bedachte die Kurierin mit ernstem Blick. »Bringen sie Menschen um? Oder nur Kälber?«
    »Bislang, so berichten die Leute, nur Kälber und das eine oder andere Schaf.«
    »Trotzdem können wir wohl kaum hinnehmen, dass sich Greifen auf unserer Seite des Gebirges in den Höhen ansiedeln und aus unserem guten, fruchtbaren Boden eine Wüste machen«, wandte Bertaud ein. »Und abgesehen von der Verwüstung des Landes ginge es nicht an, bei einem anstehenden Einsatz von Waffen oder einer notwendigen raschen Entscheidungsfindung irgendwelche Schwäche zu zeigen.«
    Der König verriet mit einer kurzen, ungeduldigen Geste seine Zustimmung. »Offenkundig nicht.« Er gab der Kurierin mit einem Wink zu verstehen, dass sie sich wieder erheben konnte. »Suche General Jasand und schicke ihn zu mir! Dann ruhe dich aus! Stelle dich morgen deinem Hauptmann vor! Ich vermute, dass er eine Aufgabe für dich haben wird.«
    »Eure Majestät«, sagte die junge Frau, rappelte sich auf und entfernte sich rasch.
    Der König wandte sich an Ferris. »Hochverehrter Ferris, verzeiht mir, aber würdet Ihr uns bitte entschuldigen? Bitte verfasst für mich eine Abhandlung über die Rechtsfragen, die das Problem für

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