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Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Titel: Greifenmagier 1 - Herr der Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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jedoch recht wenig für dich zu tun, erklärte er ihr mit grimmiger Zufriedenheit. Er trug seine wahre Gestalt, schön und schrecklich wie die Glut im Herzen eines mächtigen Feuers. Unsere hiesigen Feinde wissen nicht, wie sie gegen uns kämpfen müssten: Diesmal näherten sie sich offen, nicht heimlich, und taten dies in der Wärme des Tages statt in den dunklen Winkeln der Nacht, und sie waren ohne die Kunst der Kaltmagie, um sich selbst abzuschirmen und uns damit anzugreifen. Somit war es ihr Blut, das in den Sand strömte, nicht unseres.
    Kes dachte: Unsere hiesigen Feinde? Und sie fragte sich, warum so schlecht vorbereitete Menschen gegen die Greifen ins Feld gezogen waren. Sie verstand jedoch erst dann ganz, was Kairaithin gemeint hatte, als der Magier sie beide durch die Wüste an die Stelle versetzte, wo die wenigen verwundeten Greifen auf sie warteten. Kes sah die unzähligen toten Menschen dort liegen, wo sie gefallen waren, überall im brennenden Sand verstreut.
    Es waren keine casmantischen Soldaten. Es waren Soldaten Farabiands, und sie waren alle tot. Kes starrte sprachlos auf diese Szenerie in der roten Wüste.
    Sie sind tapfer gefallen, berichtete ihr Kairaithin in einem beruhigenden Ton, als dächte er, somit wäre es gut und schön, dass sie tot waren.
    Kes drehte langsam den Kopf und starrte ihn an. Den Greifen anzusehen fiel ihr viel leichter, als auf die toten Soldaten zu blicken. Sie konzentrierte sich ganz auf seinen brennenden schwarzen Blick und bemühte sich, nichts anderes zu sehen. Sie stellte fest, dass sie zitterte; vergeblich versuchte sie, es zu unterbinden.
    Unsere am schwersten Verletzte liegt hier, sagte Kairaithin und deutete auf den ersten der verwundeten Greifen. Es handelte sich um eine schwarz-bronzefarbene Greifin, die neben einem niedrigen, scharfen Felsgrat dicht am Rande des Schlachtfelds lag.
    Kes sah in die Richtung, in die Kairaithin gewiesen hatte. Sogleich fand sie ihren Blick von den verlassenen Toten gebannt, zuckte vor dem Anblick der verdrehten Leichen der Männer zurück und schloss die Augen. Als sie ihre Lider wieder öffnete, fiel ihr Blick auf die verletzte Greifin. Sie war ihr bislang noch nicht begegnet. Doch der kurze Blick reichte bereits, damit der Name der Verwundeten in ihrem Bewusstsein sang: Riihaikuse Aranuurai Kimiistariu. Kes wusste, dass die Greifin wirklich schwer verletzt war - wusste schon, dass eine klaffende Schnittwunde quer über Brust und Bauch verlief. Kes rührte sich jedoch nicht. Sie flüsterte nur: »Warum hast du es mir nicht gesagt?«
    Kairaithin legte verwirrt den Adlerkopf auf die Seite. Habe ich es dir nicht gesagt?
    »Tage voller Feuer und Blut, hast du gesagt!« Kes flüsterte nicht mehr. Sie schrie beinahe. »Du hast jedoch nicht gesagt ... Du hast mir nicht erzählt ...« Sie deutete blind auf die im Sand verstreuten Menschen.
    Der Greifenmagier schwieg einen Augenblick lang. Anschließend sagte er: Ich wollte dir damit nicht wehtun. Tatsächlich habe ich sogar versucht, das Unheil dieses Tages abzuwenden, denn ich hielt es für klüger, unsere Kräfte für den Einsatz gegen Casmantium aufzubewahren. Der König von Farabiand schickte einen Sendboten, was klug war. Der Sendbote brachte jedoch eine Erdmagierin als Ratgeberin mit, was ganz und gar nicht klug war, denn sie fürchtete sich vor mir und verabscheute die Wüste, und so wollte der Sendbote nicht mit mir reden. Und daher wurde aus dem Tag ein Tag für Blut und Feuer, und der Tod kam über sie.
    Kes starrte ihn an.
    Aber sie sind tapfer gefallen, versicherte ihr Kairaithin. Und noch immer wird deine Gabe der Heilung benötigt.
    Kes rührte sich nicht. Sie glaubte nicht, dass sie sich überhaupt bewegen konnte. Ihr war absolut klar, dass sie sich dem Schlachtfeld keinesfalls nähern konnte - egal wie viele verwundete Greifen dort lagen. Und ohnehin ... Sie wandte sich erneut an Kairaithin, hörte die eigene Stimme beben und scherte sich nicht darum: »Soll ich dein Volk heilen? Wenn du meines tötest?«
    Schweigen herrschte. Kes dachte, dass sich der Greifenmagier nicht dessen schämte, was seine Leute getan hatten, oder auch nur verstört darüber gewesen wäre. Dass er nicht verstand, warum Kes erschüttert war; dass er mit den Worten Tage voller Feuer und Blut etwas anderes meinte; dass er damit mehr meinte, als Kes zu hören vermochte. Ihr wurde klar, dass nicht nur sie ihn nicht verstand, sondern er nicht wusste, welche Antwort er ihr geben sollte.
    Schließlich

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