Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Titel: Greifenmagier 1 - Herr der Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
Vom Netzwerk:
verströmen. Und die Männer hielten gewiss stand. Bertaud war überzeugt davon.
    Dann stürmten Greifen an dem Felsen vorbei, auf dem Bertaud mit der Magierin stand - Greifen mit angelegten Schwingen, die in großen Sprüngen dahinliefen wie rennende Löwen. Daiane stieß einen dünnen Schrei aus. Ein vorbeilaufender Greif, unter dessen dunklem Bronzefell an der hinteren Körperhälfte die starken Muskeln spielten, wandte den Kopf und fixierte sie mit einem grimmigen Kupferauge. Er lief jedoch weiter, ohne innezuhalten.
    Sie planten, die Soldaten im Rücken anzugreifen, wie Bertaud sofort erkannte. Die Greifen, die sich am Boden bewegten, würden in der Lage sein, die Soldaten wie Sensen zu attackieren, die man gegen Gerstenstiele einsetzte. Getarnt von dem Staub und dem Grauen, das ihre fliegenden Brüder erzeugten, würden sie die Männer unterhalb der erhobenen Speere angreifen. Bertaud bemerkte beinahe überrascht das Kriegshorn in seiner Hand und hob es an die Lippen.
    Ein großer weißer Greif, der sich schimmernd im Schleier des aufgepeitschten Staubs abzeichnete, setzte mit einem Sprung, der beinahe ein Flug war, über den Felsen, auf dem Bertaud und die Magierin standen. Klauen, weiß wie Gebeine, schlossen sich um seinen Arm; und ein Flügel traf ihn wie ein Hammer an der Brust. Bertaud hätte vor Schmerzen aufgeschrien, nur gelang es ihm nicht, dafür genügend Luft zu holen. Die andere Schwinge des Greifen erwischte Daiane und schleuderte sie vom Felsen: Sie stürzte hinab, ohne einen Laut von sich zu geben, wie die zerdrückte Puppe eines Kindes.
    Der Greif hackte mit dem Schnabel wie mit einer Klinge nach Bertauds Gesicht, aber irgendwie kam ihm das Schwert des Fürsten in die Quere. Bertaud hatte keine Ahnung, wie die Waffe in seine Hand gelangt war - in die linke, denn die rechte hielt der weiße Greif fest im Griff. Bertaud schlug mit der Waffe nach dem Adlerkopf, der seinem Gesicht so nahe war, und der Greif schleuderte ihn weg. Er stürzte hart auf den Sand, über den kleine Flammenwellen liefen. Schnell rollte er sich ab in der Hoffnung, gleich wieder auf die Beine zu kommen, und klopfte gleichzeitig auf ein versengtes Stück Stoff am Bein; aber er kam lediglich bis zum Knie. Er konnte den Arm, an dem der Greif gezerrt hatte, nicht bewegen. Stechende Schmerzen stießen wie Spieße durch seine Brust: Rippen waren gebrochen. Er bekam keine Luft, wusste noch nicht, ob gebrochene Knochen die Lungen durchbohrt hatten. Doch er konnte sich nicht vorstellen, dass die Schmerzen in einem solchen Fall noch schlimmer wären. Das Schwert war ihm beim Sturz entfallen. Es hatte nicht den Anschein, als ob das noch etwas ausmachte. Der Greif, der über ihm auf dem Felsen hockte, die Schwingen weit ausgebreitet, erschien ihm gewaltig wie der Himmel. Die Kreatur starrte ihn mit grimmigen Augen von hartem feurigem Blau an und sprang wie eine Katze auf ihn zu.
    »Nein!«, schrie Bertaud ohne Atem - und ohne einen Laut von sich geben zu können. Er ertappte sich dabei, dass er eher wütend als verängstigt war. Er versuchte aufzuspringen, aber das rechte Bein trug ihn nicht, und er stürzte schon, als sich der weiße Greif auf ihn warf. Dunkelheit stieg auf wie eine Hitzewoge, oder er stürzte in sie hinein; und sie füllte seine Augen und sein Denken.

Kapitel 5
    Ungeachtet aller Äußerungen Kairaithins über Magier und Kampf hatte Kes doch gehofft, dass vielleicht niemand gegen die Greifen zu Felde zog. Sie verwandte Tage darauf, mit Flammen zu spielen und das Feuer lieben zu lernen; und wenn sie auch manchmal an Tesme dachte, fiel es ihr in dieser unbestimmten Zeit doch leichter, nicht mehr an zu Hause zu denken, sondern an das Feuer, das Opailikiita ihr zeigte. Trotzdem hoffte sie, dass niemand kommen würde. Dass die casmantischen Magier in Casmantium blieben und die Greifen noch etwas länger hier in Farabiand verweilten, ehe sie heimkehrten. Und danach würde auch Kes heimkehren ...
    Dann tauchte letztlich doch ein Heer auf. Die Nachricht davon flackerte von Bewusstsein zu Bewusstsein wie Signalfeuer, die eines nach dem anderen auflodern, und Kes verbrachte einen Nachmittag voller Anspannung und Besorgnis damit, an den Seiten der großen, hohen Halle entlangzuschreiten, die Kairaithin oben auf dem Plateau errichtet hatte. Die Greifen blieben jedoch siegreich in ihrem Kampf, und somit war letztlich alles gut. Das dachte Kes zumindest, als Kairaithin sie aufsuchte, um sie aufs Schlachtfeld zu bringen.
    Dort ist

Weitere Kostenlose Bücher