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Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Titel: Greifenmagier 1 - Herr der Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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sich von der Wüste an seiner Nordgrenze zu befreien.
    Aber entweder bemerkte der General Bertauds Unbehagen nicht, oder er schrieb es einer anderen Ursache zu. »Ihr könnt der Ausbildung unserer Männer vertrauen, mein Fürst, und unseren Waffenschmieden. Richtig hergestellte Pfeile treffen ihre Ziele; richtig hergestellte Speere hinterlassen furchtbare Wunden. Greifen können kaum stärker geschützt sein als Keiler oder Bären. Schließlich und endlich sind Schnabel und Kralle gut geschmiedetem Stahl nicht gewachsen. Mit der Unterstützung der hochverehrten Daiane, die verhindert, dass sich irgendein Magier einmischt, schaffen meine Männer das.«
    Trotz seiner mangelnden Begeisterung für Jasands Plan fand Bertaud keinen wirklichen Grund, um dieser Einschätzung die Zustimmung zu verweigern. Auch Daiane widersprach nicht den Worten des Generals. Die in zwei Kompanien ordnungsgemäß aufgestellten Soldaten machten einen sehr qualifizierten und ausgesprochen gefährlichen Eindruck. Die Speere und Pfeile »wussten«, wofür man sie angefertigt hatte; die tödliche Magie ihrer Herstellung fuhr glitzernd an den Schneiden entlang.
    Der Schlachtplan war einfach. Bertaud ging von einer Attacke der Greifen aus und glaubte, dass sie aller Wahrscheinlichkeit nach tatsächlich hingemetzelt würden wie die Tiere, für die Jasand sie offensichtlich halten wollte. Niedergeschlagen sagte der Fürst: »Wären es Keiler oder Bären, dann könnte jeder Mensch mit einer Verbundenheit zu diesen Tieren sie zurück in die Wildnis schicken, weit von Siedlungen entfernt. Hätte doch Erdmagie nur Macht auch über diese Geschöpfe!«
    Jasand zuckte nur die Achseln. »Wir steigen an dieser Stelle hinauf und auch dort drüben. Mit Eurem Einverständnis, mein Fürst«, setzte er gedankenverloren hinzu. »Die Greifen erwarten uns genau da oben.« Daran bestand kein Zweifel: Man konnte an dem Licht, das über dem Gelände lag, und am Geschmack der Luft genau erkennen, wo die Greifen sich das Land zu eigen gemacht hatten. »Wenn sie geradewegs herabkommen, dann ist das gut. Wenn sie jede der beiden Kompanien getrennt angreifen, ist das nicht ganz so günstig, aber wir können sie trotzdem besiegen. Die Bogenschützen stehen im Inneren der Formation, wie Ihr wisst, und die Männer mit den Speeren am Rand. Ich wüsste nicht, wie die Greifen unseren Männern ernstlich gefährlich werden könnten. Wir sind rechtzeitig für ein spätes Abendbrot in Minasfurt zurück.«
    »Ja«, stimmte Bertaud ihm zu. Er legte den Kopf in den Nacken und blickte zum Himmel hinauf. Dieser zeigte sich leer, verriet nichts. Eine fremde Wärme strömte von dort herab. Die Sonne näherte sich im Westen dem Horizont und warf ihr Licht über die Bergflanken. Am liebsten hätte Bertaud gesagt: Nein! Er wollte in die rote Wüste zurückkehren, die die Greifen aus diesem Land gemacht hatten, um den Greifenmagier aufzusuchen, erneut mit ihm zu sprechen und eine andere Lösung zu finden. Alles würde er tun, damit er nicht Soldaten Farabiands in diese Wüste führen musste. Denn dieses Unterfangen würde Leben kosten - sei es nun das von Menschen oder das von Greifen.
    Daiane stand etwas abseits; die Arme hatte sie vor ihrer Brust verschränkt, den Mund zu einer dünnen geraden Linie zusammengepresst. Wenn Bertaud sie ansah, zweifelte er an sich selbst. Er konnte mehr auf das eigene Urteilsvermögen geben als auf ihres, doch wie konnte er dem eigenen Urteilsvermögen wirklich trauen? Gut, Daiane war dem Greifenmagier vielleicht von Anfang an feindselig begegnet, aber zumindest hatte sie sich konsequent gezeigt. Narr - so hatte sie Bertaud genannt. Vielleicht hatte sie recht. Er dachte an den Greifenmagier und schloss die Augen, als er sich daran erinnerte, wie sprachlos er in dessen Gegenwart unvermittelt geworden war. Die eigene Unschlüssigkeit bestürzte ihn. Im Rückblick erschien es ihm immer wahrscheinlicher, dass dies eine unterschwellige Form eines Angriffs gewesen war. Falls das zutraf, hatte es funktioniert. Wie konnte ein Mensch, den die Macht der Wüste blendete, überhaupt erkennen, was er tun musste, um seinem König zu dienen?
    Widerstrebend sagte er aufs Neue: »Ja.«
    Jasand nickte zufrieden. Dann gab er das Signal, und die Hörner schmetterten, helle, klare Noten im goldenen Nachmittag.
    Die Männer marschierten im Gleichschritt los. Über jeder Kompanie flatterte das Banner Farabiands mit dem goldenen Gerstenbündel und dem blauen Fluss. Speerspitzen

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