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Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Titel: Greifenmagier 1 - Herr der Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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festgestellt hatte, dass er ihr keinerlei Hilfestellung anbot.
    Was hat das hier zu bedeuten?, verlangte der König zu wissen, und die Macht seiner Stimme versetzte die heiße Luft in Schwingung. Habe ich das richtig verstanden, dass du die Natur des Feuers formen konntest, um damit die Wunden dieses Geschöpfs der Erde zu heilen?
    Kes war von diesem scheinbaren Tadel so erschrocken, dass sie nicht gleich antwortete. Dann jedoch ertappte sie sich zur eigenen Überraschung dabei, dass sie zornig wurde. »Ich habe seine Natur geformt, Herr«, erwiderte sie schließlich. »Da es Feuer war, das ihn verletzt hatte, erscheint es mir nur recht und billig, dass Feuer seine Wunden heilte!«
    Der König und die rote Greifin schienen nun beide ihrerseits zornig zu sein, obwohl Kes nicht erkennen konnte, ob es an der geschilderten Nutzung des Feuers oder an ihrer Kühnheit lag. Der weiße Greif strahlte eine grausame Feindseligkeit aus. Escaile Sehaikiu jedoch legte den Kopf in den Nacken und lachte - ein lautloses, freudiges Greifenlachen, bei dem Kes am liebsten gelächelt hätte, obwohl sie noch immer wütend war. Ihr ging durch den Kopf, dass Zorn und Lachen bei Greifen vielleicht nicht so weit auseinanderlagen wie bei Menschen. Allerdings wusste sie nicht, was sie mit dieser Erkenntnis anfangen sollte oder ob diese von Bedeutung war.
    Der weiße Greif sprach in grausamem, tödlichem Tonfall: Das ist meine rechtmäßige Beute und nichts, was einer Menschenfrau gegeben werden sollte.
    Kes prallte von dieser Feindseligkeit zurück, aber Kairaithin warf in seinem trockensten Ton ein: »Wenn man aus einer Menschenfrau eine Feuermagierin machen möchte, ist es wohl kaum angemessen, sich erstaunt zu zeigen, wenn sie zuzeiten nach der Natur der Menschen handelt. Du könntest deine Beute ohne Weiteres an sie und mich abtreten, Tastairiane Apailika. Warum auch nicht? Du kannst es dir gewiss leisten.«
    Also erhebst du Anspruch auf diesen Mann, stellte der König in einem harten Ton fest, der jede mögliche Entgegnung des weißen Greifen unterband.
    »Das tue ich. Möchte irgendjemand meine Entscheidung infrage stellen?« Kairaithin durchquerte die Halle, blieb neben dem Mann stehen, den Kes geheilt hatte, und blickte die übrigen Greifen aggressiv an.
    Opailikiita faltete den bislang schützend ausgebreiteten Flügel zusammen, wich von dem Mann zurück und gesellte sich an Kes' Seite. Dieser Rückzug hatte jedoch nichts von einer Niederlage an sich. Opailikiitas grimmiger Blick machte vielmehr deutlich, dass sie bereit war, es auch mit allen vier größeren und mächtigeren Greifen aufzunehmen, um den Menschenmann zu schützen - Kes zuliebe, denn die junge Frau hatte ihn in ihrer Obhut zurückgelassen. Kes vergrub eine Hand im weichen Gefieder an Opailikiitas Hals und versuchte, aus dem großartigen Mut der schlanken Greifin selbst Tapferkeit zu beziehen.
    »Er kommt bald zu sich«, stellte Kairaithin fest, ohne einen Blick auf den Mann zu werfen. »Und was sagen wir ihm, sobald er erwacht, o Herr von Feuer und Luft?« Er erwiderte den glühenden Blick des Königs mühelos mit der eigenen Kraft. »Möchte irgendjemand hier erklären, es wäre falsch von mir gewesen, diese Menschenfrau ausfindig zu machen und das Feuer in ihrem Blut zu wecken?«
    Du erinnerst uns alle an deine vorangegangene richtige Entscheidung, sagte der König rau. Sollen wir glauben, dass sämtliche deiner Entscheidungen richtig sind?
    Kairaithin lächelte. Es war ein schmales, grimmiges Lächeln, in dem keine Spur von Nachgiebigkeit zu erkennen war.
    Zu seinen Füßen bewegte sich schließlich der Mann, ächzte und öffnete die Augen. Er blinzelte im hereinflutenden Licht, das sogar im Schutz der steinernen Halle machtvoll brannte, und blickte sich mit benommener, hilfloser Miene um. Ohne nachzudenken, trat Kes vor, während der Mann sich emporstemmte. Sie kniete sich hin und legte ihm die Hand auf die Schulter, damit er sich hier nicht ganz allein wiederfand.

Kapitel 6
    Im Traum besaß Bertaud Schwingen ... intelligent gefiederte Schwingen, mit denen er selbst die unterschwelligste Luftströmung erspüren konnte. Er starrte in den Wind und sah ihn aus zunehmend wärmeren Schichten aufgebaut, erfüllt von der Hitze, die vom roten Gestein darunter aufstieg. Er drehte sich, und Flammen hoben jede Feder der Flügel hervor, als er sie krümmte, um die Luft einzufangen. Unter ihm breitete sich die rote Wüste in alle Richtungen aus; Gestein und Sand, Staub und

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