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Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Titel: Greifenmagier 1 - Herr der Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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»Vorausgesetzt, ich halte das ebenfalls für nützlich. Ich bin der Diener meines Königs und gehöre nicht zu deinen Dienern.«
    Der goldene und kupferfarbene Greif warf den Kopf in den Nacken und stieß etwas aus, das ein lautloser Schrei zu sein schien, gemischt aus Gelächter und Wut; die rot-goldene Greifin reagierte nur zornig. Desgleichen der Greifenkönig, von dem harter, hitziger Zorn ausging wie die Bö eines Wüstensandsturms.
    Der eigene Stolz veranlasste Bertaud, sich ganz ruhig zu verhalten. Das Mädchen war weniger stolz. Sie zog sich zurück, begleitet von der braunen Greifin, und hockte sich in eine kleine Lücke zu Füßen einer der verdrehten Säulen. Es tat Bertaud leid, dass er sie erschreckt hatte, und zugleich konnte er nicht glauben, dass sie überhaupt hier und in dieser Gesellschaft war. Am liebsten hätte er sie auf die Seite genommen und ihr tausend Fragen gestellt. Zu gern wäre er sicher gewesen, dass er lang genug am Leben blieb, um mit dem Mädchen zu reden, aber momentan war er noch nicht einmal davon überzeugt, den nächsten Augenblick zu überleben.
    Frieden, Frieden, sagte Kairaithin in einem Ton rauer Erheiterung, und alle Greifen entspannten sich langsam. Mensch, sei vorsichtiger!
    »Kümmert ihr euch etwa um meine Ehre?«, entgegnete Bertaud etwas schärfer, als er beabsichtigt hatte, und überwand sich, den Blick des anderen zu erwidern und nicht nachzugeben.
    Steht es dir etwa frei, in diese Halle zu kommen und zu gehen? Der Greif wartete einen Herzschlag lang und bannte den Blick des Menschen mit erbarmungslosen Augen. Dann sei vorsichtiger!
    Es dauerte einen Augenblick lang, doch dann senkte Bertaud den Kopf. »Herr.«
    Deine Leute sind gut gefallen, erklärte der goldene und kupferne Greif neben dem König. Seine Worte kamen geschwind wie Feuer, wild, stolz ... und nicht wirklich freundlich. Großzügig vielleicht. Bertaud starrte ihn an und fragte sich, welche Art Tod ein Greif gut fand.
    Es war ein Tag des Blutes und des Feuers, fuhr der Greif fort. Er schien auf irgendeine merkwürdige Art und Weise Trost spenden zu wollen. Obwohl sie einem unüberwindlichen Feind gegenüberstanden, haben sie tapfer gekämpft. Du darfst meinen Namen erfahren, um ihn auszusprechen, wenn du möchtest: Er lautet Eskainiane Escaile Sehaikiu.
    »Danke«, sagte Bertaud, was ihm angebracht schien. »Habt ihr ... Sind sie alle ... Haben welche überlebt?«
    Nein, antwortete der Greif.
    Bertaud wiederholte in Gedanken seinen vollständigen Namen, um ihn sich einzuprägen: Eskainiane ... Eskainiane Escaile Sehaikiu.
    In der lebhaften, feurigen Stimme des Greifen schwang Überraschung mit, irgendwie sogar Tadel, als er hinzufügte: Wir würden ihren Mut niemals kränken, indem wir sie an einem solchen Tag am Leben ließen.
    »Was?«
    Der Greif blinzelte - ein langsames Hinweggleiten gefiederter Lider über die bernsteinfarbenen Augen. Ihr entehrtes Blut würde aus dem Sand heraus aufschreien, der es getrunken hat. Wir würden ihre Namen in unseren Träumen hören, in der Stimme des Windes, der durch unsere Schwingen fährt.
    »Menschen sind keine Greifen!«, protestierte Bertaud. Er hätte es am liebsten geschrien. Doch irgendwie brachte er es in gelassenem Ton hervor.
    Der kupferfarbene Greif betrachtete ihn aus nicht menschlichen Augen, die es vielleicht gut meinten, ihn aber einfach nicht verstanden. Blut ist Blut.
    Wir haben es nicht nötig, uns mit Menschen zu beraten, zischte der weiße Greif in wütender Ungeduld und versuchte so, das Gespräch zu unterbinden. Seine Stimme schnitt wie ein Messer durch Bertauds Bewusstsein, wie Feuer, das durch die Dunkelheit peitscht ... ganz anders als die offenkundige Kraft in der Stimme des Königs oder die Feinheiten in Kairaithins Ton oder das Leuchten in den Worten Eskainianes.
    Bertaud empfand die Stimme des weißen Greifen wie einen körperlichen Angriff. Er schloss die Augen, um nicht zurückzuprallen. Er spürte, wie er sein Gleichgewicht verlor und zu seiner Beschämung ins Taumeln geriet. Nur mühsam fand er das Gleichgewicht wieder, denn nichts war nahe genug, woran er sich hätte festhalten können. Er war beinahe so stark desorientiert wie bei der ersten Begegnung mit Kairaithin; dabei hatte er gedacht, er wäre über solch starke Reaktionen hinaus.
    Wir sollten tun, was uns beliebt und was wir tun müssen, und soll doch dieser Menschenkönig Männer gegen uns schicken, wenn er sich nicht um das sorgt, was wir tun, sagte der weiße

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