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Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Titel: Greifenmagier 1 - Herr der Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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auf, gefolgt vom golden-kupferfarbenen Greif und schließlich vom König.
    Danach blieb Bertaud in einer Halle aus verformtem rotem Gestein und Sand zurück - nur in Gesellschaft eines Mädchens, das erstaunlich vertraut mit Greifen sprach, und einer braunen und bronzefarbenen, schlanken Greifin. Er war so erleichtert über den Aufbruch der anderen, dass er einen Augenblick brauchte, um zu bemerken, dass die braune Greifin noch immer hier war. Dabei war sie so groß wie ein kleines Pferd und zweifellos fähig, einen unbewaffneten Menschen in zwei Hälften zu zerreißen, wenn sie das wollte. Aber das schien nicht der Fall zu sein. Sie stand wie ein Hund oder eine Freundin neben dem Mädchen. Dieses hatte die Hand auf ihrem Hals liegen, als suchte es Trost und Stütze - tatsächlich genau so, als hätte es einen Hund an der Seite. Oder eine Freundin.
    Das Mädchen sah gar nicht nach einer Magierin aus. Auch nicht nach einer niederträchtigen, verräterischen, blutrünstigen Kreatur, die mit Absicht zuließ, dass hundert Menschen durch schonungslose Greifen und Wüstenfeuer niedergemetzelt wurden. Vielmehr ... vielmehr hätte er ihr, so dachte Bertaud, nicht die geringste Beachtung geschenkt, wäre sie ihm auf den Straßen Tihannads begegnet. Obwohl sie, wenn er genauer hinsah, nicht ganz frei war von der Anziehungskraft, die manches verwahrloste Kind ausstrahlte.
    Sie senkte den Kopf, während er sie forschend betrachtete, und zog sich ganz in sich zurück. Die Haare fielen nach vorn und verbargen die Augen. Die Greifin an ihrer Seite starrte Bertaud aus blassen, grimmigen Augen an, die in ihrem dunklen Gesicht überraschend wirkten.
    »Kes, nicht wahr?«, erkundigte er sich.
    »Ja«, flüsterte sie, ohne aufzublicken.
    Sie war schüchtern. Sie wirkte scheu wie ein Kitz. Und doch stand sie hier in einer steinernen Halle hoch über der Welt, eine Greifin in ihrer Gesellschaft, und hatte den mächtigen, gefährlichen König der Greifen mit seinem Namen angesprochen.
    »Warum bist du hier?«, fragte Bertaud sie direkt.
    Sie blickte auf, schlug die Augen aber sofort wieder nieder.
    Sie ist eine starke ... Heilerin, erklärte die kleine Greifin. Ihre Stimme klang zart, weich, spielte unaufdringlich um Bertauds Gedanken herum. Sie hat dich wieder heil und ganz gemacht.
    In Bertaud blitzte das Bild des leuchtend weißen Greifen auf, der von einem Felsen auf ihn herabsprang, nachdem er ihn von dort heruntergeschleudert hatte. In dem Augenblick hatte Bertaud gewusst, dass er sterben würde. Die Erinnerung kam jetzt so lebhaft, dass er sich auf einmal setzen und den Kopf auf die Hand stützen musste. Er war schwer verwundet gewesen. Das wusste er. Er erinnerte sich an einen Schlag, der ihm, wie er glaubte, die Rippen gebrochen hatte, und legte unwillkürlich eine Hand auf die Brust. Für einen kurzen Moment erschien es ihm unglaublich, dass er überhaupt Luft holen konnte, dass Knochen und Fleisch unter seiner Hand nicht mal Quetschungen aufwiesen.
    Und dieses Mädchen hatte ihn geheilt. Also war Kes doch eine Magierin.
    Sie blickte erneut zögernd auf. »Kairaithin sagte, er wünschte Euch heil und ganz. Er erklärte mir, ich könnte Feuer einsetzen, um Euch zu heilen, obwohl Ihr ein Geschöpf der Erde seid. Ich glaubte zu Anfang, ich würde keinen Weg finden, das zu tun. Dann gelang es mir doch. Es war schwierig. Ich dachte, Ihr würdet ... würdet vielleicht daran sterben. Hätte ich es jedoch nicht getan, wärt Ihr ohnehin gestorben. Und dann ist es letztlich gelungen.«
    »Ja.« Bertaud fasste sich erneut an die Brust. »Danke sehr.«
    Das Mädchen nickte leicht. »Ich hatte Angst um Euch. Sogar nachdem Ihr geheilt wart. Tastairiane Apailika sagte ... Er sagte, Ihr wärt seine Beute. Dann jedoch hat Kairaithin ihn dazu gebracht, Euch mir zu übergeben.«
    »Er ist sehr mächtig«, sagte Bertaud, um einen neutralen Tonfall bemüht. »Kairaithin. So heißt er doch, oder?«
    »Ja, Herr«, antwortete das Mädchen leise. »Er verfügt jedoch über keinerlei Heilungsgabe. Das hat er mir gesagt. Er zeigte mir das Schlachtfeld, als der Kampf vorüber war.« Sie erwiderte seinen Blick, und es schien, als kostete sie das Überwindung. »Es war furchtbar, dort alle tot zu sehen. Ich hatte befürchtet, Ihr würdet auch umkommen.«
    Sie hatte ihn jedoch geheilt. Er wusste nicht einmal so recht, ob er dafür dankbar sein sollte. Erneut fragte er sie, um einen freundlichen Ton bemüht: »Warum bist du hier?«
    Sie warf ihm einen hilflosen

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