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Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Titel: Greifenmagier 1 - Herr der Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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Greif.
    Erneut empfand Bertaud die Worte wie Schläge, obwohl der Greif ihn nicht einmal ansah.
    Wir wären gut beraten, Tastairiane Apailika, uns Gedanken darüber zu machen, wie Menschen vielleicht reagieren, wandte Kairaithin ein. Oder warum erzeugen wir ausgerechnet eine Wüste in diesem fremden Land?
    Frieden! Die machtvolle Stimme des Königs hämmerte durch die ganze Halle und unterband jeden weiteren Streit. Bertaud schwankte unter ihrer Wucht. Mensch. Bertaud, Sohn von Boudan. Wirst du deinem König eine Nachricht von mir überbringen?
    »Gewiss«, erwiderte Bertaud und starrte ihn an, versuchte dabei, die Stimme besser zu beherrschen als den unzuverlässigen Körper. »Wenn es dein Wunsch ist. Welche Nachricht, o Herr von Feuer und Luft, soll ich meinem König zu Gehör bringen?«
    Wir untersagen Menschen das Betreten unserer Wüste. Wir dulden keinerlei Vordringen in das Land, das wir geschaffen haben. Als Gegenleistung machen wir keine Jagd auf Menschen. Was wird dein König zu dieser Botschaft sagen?
    Bertaud antwortete ehrlich: »Er wird sie nicht akzeptieren. Er wird tausend Männer gegen euch ins Feld führen oder notfalls casmantische Söldner anwerben und euch zurück über die Berge treiben.«
    Er rechnete mit Zornausbrüchen, hitziger und gefährlicher als zuvor. Seltsamerweise kam es nicht dazu. Vielmehr redeten die Greifen miteinander ... Er verstand Wörter und Sätze und hier und da ein undeutbares Bild. Es war, als lauschte man einem raschen Wortwechsel in einer Fremdsprache, die man kaum beherrscht. Er wusste, dass ihm viel mehr entging, als er verstand.
    Der Greifenkönig sagte: Was wird er uns anbieten?
    Bertaud dämmerte es langsam, dass er doch tatsächlich in Verhandlungen mit den Greifen eingetreten war - wie es Iaor gewollt hatte. Allerdings verhandelte er nicht aus einer Position der Stärke heraus, wie sie beide es erwartet hatten. Immerhin, es waren Verhandlungen. Ihm wurde klar, dass die Greifen vorhin kein Ultimatum gestellt, sondern ein erstes Angebot vorgelegt hatten, wie Kaufleute, die um eine Tuchbahn oder einen edelsteinbesetzten Ring feilschen. Er war erstaunt. Als ihm all das klar geworden war, antwortete er unverzüglich: »Mein König wird euch verzeihen, dass ihr in sein Land eingedrungen seid, wenn ihr sofort abzieht. Ihr könnt in Frieden ziehen.«
    Das ist unannehmbar, entgegnete der Greifenkönig. Wir behalten dieses Stück Land vier Jahreszeiten lang, bis die Wärme des Sommers erneut aufsteigt, und wir jagen in dieser Zeit auf den Weiden der Menschen und in den Wäldern dieser Berge, wie es uns gefällt.
    Aufgrund der überwältigenden Macht seiner Stimme klang das erneut wie ein Ultimatum oder eine Drohung. Bertaud zwang sich, diesen Eindruck zu missachten, und erwiderte: »Ihr müsst nach Süden in das Tiefland hinter Taland ziehen, wo es nur wenig Ackerboden gibt, den ihr zerstören könnt. Dort dürft ihr bleiben, bis die Blätter fallen, vorausgesetzt, ihr jagt nur im Wald und in den Bergen und lasst die Tiere auf den Weiden in Frieden.«
    Eine kurze Unterbrechung trat ein.
    Wir bleiben in dieser Wüste, die wir geschaffen haben, erklärte schließlich der Greifenkönig. Aber wir bleiben nur drei Jahreszeiten lang, bis das Licht erstirbt, damit es dann im beginnenden Jahr erneut lebendig wird. Wir müssen jedoch jagen, und hier leben keine Wüstenkreaturen, von denen wir uns ernähren könnten.
    Völlig unerwartet erhob sich das Mädchen. Die schlanke braune Greifin tat es ihm nach und starrte über seine Schulter hinweg auf die größeren Greifen. Wie es schien, hatte das Mädchen, anders als Bertaud, der Sprache der Greifen folgen können, denn es sagte mit leiser Stimme, die kaum mehr als ein Flüstern war: »Kiibaile Esterire Airaikeliu, Minasfurt und Minasbrunn und Taland - auch Bered -, all die kleinen Städte und Dörfer in der Umgebung, werden deinem Volk ein Dutzend Stück Vieh übergeben. Zwei Dutzend. Wir treiben die Tiere in die Hochwüste, die ihr geschaffen habt, und übergeben sie euch. Somit könnt ihr die anderen Tiere in Frieden lassen, an denen uns mehr liegt.« Sie warf Bertaud einen kurzen, nervösen Blick zu. »Herr, es wäre besser so.«
    Bertaud starrte sie an. Das Gleiche taten die Greifen; aber wiewohl Kes errötete und den Blick von ihm abwandte, schien sie sich nicht an der wilden Aufmerksamkeit der Greifen zu stören.
    Sechs für jeden Monat, den wir bleiben, sagte der König der Greifen zu dem Mädchen. Und wir ziehen uns nicht

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