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Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Titel: Greifenmagier 1 - Herr der Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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beherrschen.
    Eindringlich sagte er: »Kes, bitte begleite mich nach Tihannad! Ich schwöre dir, dass Iaor dir freundlich begegnen wird. Wir brauchen dich so dringend! Wer sonst sollte uns Einsichten über die Greifen vermitteln? Bitte komm mit!« Er erwartete schon beinahe, dass Kairaithin sich an ihn oder sie wandte - mit einer Drohung, einer Warnung oder einer glatten Weigerung.
    Der Greifenmagier sagte jedoch nichts. Er richtete den machtvollen Blick auf das Mädchen und zog ironisch eine Braue hoch.
    Kes schüttelte nur den Kopf und lehnte sich an die dunkle Gestalt ihrer Greifenfreundin.
    »Sie würde sich in ihrer Haut nicht wohlfühlen, wenn sie deiner Bitte Folge leistete«, erklärte Kairaithin dem Fürsten in sachlichem Ton. Und an das Mädchen gewandt fügte er hinzu: »Oder, Kereskiita? Möchtest du den König von Farabiand aufsuchen, wie es dieser Herr vorschlägt?«
    Kes schüttelte den Kopf und sagte weiterhin nichts.
    »Du hältst sie gegen ihren Willen fest. Um euch zu dienen und dabei gegen das eigene Volk zu handeln.« Bertaud bemühte sich um einen Ton, in dem kein Zorn mitschwang, der vielmehr so gelassen klang wie die Stimme des Greifen.
    »Wir nehmen davon Abstand, die Menschen hier zu jagen«, sagte Kairaithin in einem trockenen Tonfall, während Kes beharrlich auf das Gestein blickte, wo sie saß. »So drücken wir die Treue zu unserer Kereskiita aus.« Der Magier streckte die Hand nach Bertaud aus.
    Vielleicht war es ein Befehl, vielleicht eine Aufforderung. Doch diesmal war keine Erdmagierin zur Stelle, die Bertaud vor den Absichten des Greifen warnte. Und ihm blieb nichts anderes übrig, als dem Greifen nachzugeben, welche Warnungen sein Verstand auch immer vorbrachte. Bertaud trat langsam vor und ergriff die angebotene Hand.
    Kairaithins schmale Lippen kräuselten sich, ein Ausdruck rauer Erheiterung oder von Zustimmung oder ... von etwas, das weniger gut zu erkennen war. Er packte Bertaud mit der Kraft von Adlerkrallen an der Schulter, und die Welt um sie herum geriet in Bewegung.
    Bertaud taumelte. Nur der Griff des Magiers um seine Schulter verhinderte, dass er stürzte. Die Luft wurde unvermittelt viel kälter; sie roch nach Feuchtigkeit und Dingen, die wuchsen. Die Sonne war zwar noch nicht ganz untergegangen, doch ohne die Berge, die das späte Licht reflektierten, war es viel dunkler. Lose, vom Wasser abgeschliffene Kieselsteine boten unsicheren Stand. Die grauen Fluten des Niambesees liefen über die Kieselsteine bis fast an die Füße der beiden Männer heran, begleitet von einem leisen Murmeln, das sich so gänzlich von jedem Laut der Wüste unterschied. Die unbewachte Mauer von Tihannad ragte weniger als einen Bogenschuss weit von der Stelle auf, wo sie standen.
    Kairaithin ließ den Fürsten los. Bertaud wich unwillkürlich zurück, bemerkte einen Augenblick später, was er da tat, und zwang sich, stehen zu bleiben. Der Magier legte leicht den Kopf schief. Seine Miene war unmöglich zu deuten. Bertaud dachte, dass diese Miene undurchdringlich geblieben wäre, selbst wenn pralles Sonnenlicht das Gesicht erhellt hätte.
    »Behältst du uns in gutem Gedenken, Mensch?«, fragte der Greif. Er klang erstaunlicherweise beinahe wehmütig.
    Bertaud starrte ihn erstaunt an. »Wie könnte ich?«
    »Versuche es«, riet ihm Kairaithin. Er wandte sich nach Westen, blickte in das letzte Licht der Sonne - und war verschwunden.

Kapitel 7
    Der junge Fürst trat freiwillig vor und lieferte sich Kairaithins Griff aus, um seinem König die Nachricht der Greifen zu überbringen. Kes bewunderte ihn: Er war, dachte sie, im Grunde nicht so viel älter als sie. Er war jedoch tapfer. Sie wusste, dass er Kairaithin fürchtete, und sie dachte, sie wäre an seiner Stelle nicht so mutig vorgetreten.
    Obwohl sie das verstand, so verstand sie doch ihn nicht.
    Er gedachte seinen König aufzusuchen ... der auch ihr König war, wie Kes vermutete, obwohl ihr diese Idee so seltsam erschien, dass sie sie beinahe sofort verwarf. Er würde dem König seine Erinnerungen an Tastairiane Apailika wie auch an Kairaithin und den mächtigen Herrn von Feuer und Luft mitteilen ... sogar die an sie, Kes. Und welches Bild von ihr würde er vor dem König entwerfen? Sie dachte an diesen fernen König - wie er wohl war? War er stolz? Neigte er gar zu Gewaltausbrüchen? Fürchtete er sich vor einer Schlacht, oder sehnte er sich nach so etwas? War er schlau oder weise - oder weder das eine noch das andere?
    Was wohl der König zu

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