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Grenzen setzen – Grenzen achten

Titel: Grenzen setzen – Grenzen achten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anselm Grün/Ramona Robben
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zu überschreiten, die ihm der Vater setzt. Gute Väter schicken ihre Söhne und Töchter auf den Weg. Sie geben ihnen Mut, selbst ihren Weg zu suchen und zu gehen. Väter, die ihre Söhne und Töchter in ihre eigenen Erwartungen pressen, sind letztlich tot. Und wir sollten sie sich selbst überlassen.
Der inneren Stimme trauen
    Wie frei kann mein persönlicher Weg im Leben sein? Auch hierzu wieder eine Geschichte aus dem Neuen Testament. Da geht ein Mann auf Jesus zu und sagt: „Ich will dir nachfolgen, Herr. Zuvor aber lass mich von meiner Familie Abschied nehmen.“ Jesus erwiderte ihm: „Keiner, der die Hand an den Pflug gelegt hat und nochmals zurückblickt, taugt für das Reich Gottes.“ (Lk 9,61) Dieses Wort Jesu finden wir nur imLukasevangelium. Als der Prophet Elischa seinen Meister Elija fragte, ob er zuerst Abschied von seiner Familie nehmen dürfe, bekam er dafür die Erlaubnis. Jesus verweigert dieses Ansinnen. Seine Antwort steht der Anschauung griechischer Philosophen nicht ferne. Lukas übersetzt die Worte Jesu in die griechische Umwelt seiner Zeit hinein. Viele möchten zwar ihren eigenen Weg gehen. Sie wollen die Grenzen ihres Vaterhauses überschreiten. Dieser Schritt soll von der eigenen Familie erlaubt und bestätigt werden. Aber wenn erst einmal alle einverstanden sein sollen mit meinem eigenen Weg, dann ist es nicht mehr mein persönlicher Weg. Jesus ermutigt uns, den als richtig erkannten Weg zu gehen, auch dann, wenn die Familie und die Freunde diesen Weg nicht verstehen. Jesus nachfolgen, das heißt, der inneren Stimme zu folgen, der Stimme Gottes, die mir sagt, was mein ureigenster Weg ist. Diese Stimme Gottes erkenne ich an der eigenen Stimmigkeit. Wenn bei einer Entscheidung in mir Friede ist, wenn ich Lebendigkeit und Freiheit spüre, dann darf ich darauf vertrauen, dass es Gottes Stimme ist, die in mir diese Entscheidung hervorruft. Und die ist wichtiger als die Stimmen der Hausgenossen. Ich muss meiner inneren Stimme folgen, auch wenn die Menschen in meiner Umgebung mich von meinem Weg abhalten möchten. Ich brauche nicht den Beifall der anderen. Die innere Stimmigkeit genügt, um meinen Weg entschlossen zu gehen.
Mit den Zielen wachsen
    Jesus drückt es mit einem Bild aus, wie wir unseren Weg gehen sollen: Wer einen Acker pflügt, darf nicht ständig auf die Furchen zurückschauen, die er gegraben hat. Wenn er das täte, würden die Furchen krumm, die er pflügt. Er muss nach vorne schauen, ohne sich immer wieder zu vergewissern, ob alles richtig war. Jesus macht uns Mut, uns nicht von der Vergangenheit und von denErfahrungen der früheren Grenzen her zu definieren, sondern mutig weiter zu gehen. Der Pflüger weiß nicht, wie lange seine Kraft reicht. Aber während er eine Furche pflügt, darf er nicht innehalten. Solange jemand sein Ziel vor Augen hat, wird er die Kraft haben, weiterzuarbeiten. Ziele aktivieren unsere Potenziale. Friedrich Schiller sagt treffend: „Es wächst der Mensch mit seinem Ziel.“ Natürlich darf dieses Bild des Nach-vorne-Blickens nicht absolut gesetzt werden. Ich muss zudem meine eigenen Kräfte richtig einschätzen. Wenn ich aber nur zurückschaue auf die Kraft, die ich früher hatte, werde ich nie entdecken, wie viel Kraft in mir noch steckt. Die Kraft wächst mit dem Ziel. Wer ein Ziel anstrebt und auf es zugeht, wird erst merken, wozu er fähig ist. Er wird seine bisherigen Grenzen überschreiten – und an neue Grenzen stoßen. Dann sollte er sich mit diesen Grenzen zufrieden geben, bis er einen Impuls spürt, auch sie zu überschreiten. Wo meine Grenze liegt, das erkenne ich erst, wenn ich sie überschritten habe. Wer nie bis an die Grenze geht und etwas darüber hinaus, wird nie weit kommen. Und immer nur sein eigenes Wohlbefinden zu pflegen, das wird irgendwann langweilig. Wer über seine Grenzen hinausgeht, fühlt sich zudem besser.

    In Gesprächen erleben wir immer mehr Menschen, die sich in ihre eigenen Grenzen zurückziehen. In einer grenzenlosen Gesellschaft haben sie Angst, selbst grenzenlos zu werden. Die Angst ist berechtigt. Doch wer sich von dieser Angst bestimmen lässt, dessen Leben wird eng. Es fehlt die Herausforderung durch das Leben. Solche Menschen lassen sich kaum begeistern. Sie haben Angst, sie könnten etwas verlieren, wenn sie sich auf den Weg machen und ihre Grenzen überschreiten, indem sie sich für ein Projekt engagieren. Auf diese Weise wird ihr Leben unfruchtbar. Sie klagen lieber über ihr ungelebtes Leben, anstatt

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