Grenzenlos ermitteln - 23 Raetsel-Krimis
eigenes Auto gekauft hatte, schied aufgrund seiner Ãberzeugung aus.
Marcus Imbsweiler
FC Einheit
Die Luft war zum Schneiden.
Es roch nach Duschgel, Deo, Zigaretten und uralten Socken. Vor allem aber nach SchweiÃ. Nach stechend bitterem MännerschweiÃ.
Nein, es war kein SpaÃ, Vorsitzender eines FuÃballvereins zu sein.
»Männer«, rief Schenk, der Vorsitzende, und schloss die Kabinentür. »Hört mal einen Moment zu!«
Stattdessen hörten wir zu: dem Jubel und Gegröle der 15 FuÃballer, ihren »Derbysieg!«-Parolen und dem ewigen »FC Einheit! FC Einheit!«. Schienbeinschoner und Stutzen wurden in die Höhe geworfen, aus der Dusche kam eine Red-Bull-Dose geflogen, die ersten Kronkorken spritzten durch den Raum. Zur Sicherheit hielt ich mich an einem Kleiderhaken fest.
»Mensch, Leute«, jammerte Schenk, aber weiter kam er nicht. Ein halb nackter Zweizentnertyp fiel ihm um den Hals und presste seinen nassen Brustpelz gegen die Krawatte des Vorsitzenden. Rhythmisches Geklatsche begann: »Alter, rück den Braunen raus! Alter, rück den Braunen raus!«
Das war er also, der ruhmreiche FC Einheit, Tabellenführer in der Kreisliga A Heidelberg.
Schenk, der noch immer von dem Bär abgeknutscht wurde, nestelte mit einer Hand seine Brieftasche hervor und zückte einen braunen 50-Euro-Schein. Jetzt kannte der Jubel keine Grenzen mehr. 50 Euro, das waren mindestens vier Kästen Bier, also deutlich zu viel für ein schmeichelhaftes 1:0 gegen die Truppe aus dem Nachbardorf. Ich musste handeln.
Bevor einer der Kicker zugreifen konnte, schnappte ich mir den Schein und hielt ihn in die Höhe.
»Erst die Arbeit, dann die Sauferei!«, rief ich. »Wir müssen reden. Ãber den Mord an Jennifer.«
Ein Gegentor in der Nachspielzeit hätte keine gröÃere Wirkung erzielt. Meinen 15 Helden kippte das Grinsen aus dem Gesicht. Selbst unter den Brauseköpfen schauten sie ertappt. Als die letzte Dusche ausging, herrschte Totenstille.
Schmieriges Lächeln des Vorsitzenden. »Er heiÃt Koller. Privatermittler. Es gibt Neuigkeiten.«
»Polizei?«, fragte einer. Sie waren noch immer paralysiert.
»Nix Polizei«, sagte ich. »Allerdings kenne ich dort ein paar Leute. Von denen weià ich, dass es eine neue Spur im Fall Jennifer gibt. Die Leiche wurde noch einmal untersucht, und dabei wurde Fremd-DNA entdeckt. Ist euch klar, was das heiÃt?«
Schweigen.
»Es heiÃt, dass sie von jedem von euch eine Speichelprobe nehmen werden. Sobald der Staatsanwalt sein Okay gibt.« Ich fächelte mir mit dem Geldschein Luft zu. »Es sei denn, ihr kürzt den Vorgang ab. Indem ihr mir erzählt, was vor drei Jahren passiert ist.«
Das war der Startschuss. Der Anpfiff zu einem 90-minütigen Proteststurm. Mit Rückspiel und Verlängerung! So lange wollte ich nicht warten.
»Jennifer ist tot«, brüllte ich, »und ihr flennt los, wenn es euch an die Spucke geht!«
»Warum wir?«, brüllte der Kapitän des Teams zurück. »Immer hackt ihr auf uns rum!«
»Ihr habt das Mädchen als Letzte lebend gesehen, das ist ein Fakt. Und deshalb â¦Â«
»Aber getan haben wir ihr nichts. Bescheuert ist das! Jennifer war unser gröÃter Fan.«
»Okay. Dann der Reihe nach. 26. September vor drei Jahren. Ein Mittwochabend. Ihr begieÃt euren Pokalsieg, zusammen mit Jennifer. Was ist da passiert?«
»Sie hat uns Bier in die Dusche gebracht«, rief einer der Nackten und kratzte sich demonstrativ am rasierten Gemächt. »Dabei ist sie ein bisschen nass geworden. So unten rum.«
Ein paar lachten.
»Und was sagte ihr Freund dazu?«, entgegnete ich.
Sämtliche Blicke fielen auf einen der AuÃenverteidiger, einen schmalen Kerl mit Koteletten. »Wir waren nicht mehr zusammen«, stotterte der. »Sie ging damals mit Lars.«
»Quatsch keinen Mist!« Sein Gegenüber erhob sich. Um die Hüften ein Handtuch, in der Rechten eine Bierflasche, Piercings in beiden Brustwarzen. »Kurz mal durchgenudelt ist nicht miteinander gehen, klar?«
»Eifersucht?«, fragte ich den Schmalen.
»Wir doch nicht«, antwortete der Brustgenietete statt seiner, setzte sich neben ihn und legte ihm einen Arm um die Schulter. »Er durfte dafür an meiner Ex rumschrauben. Wir sind der FC Einheit, verstehst du, Schnüffler?«
»FC Einheit!«, erscholl prompt
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