Grenzenlos ermitteln - 23 Raetsel-Krimis
das Kabinenecho, gefolgt von: »Derbysieg!«
»Trotzdem gab es Streit mit Jennifer«, sagte ich.
Der AuÃenverteidiger schüttelte den Kopf. »Nicht mit mir. Sie hat Wolle eine gescheuert, aber ich weià nicht, warum.«
Wolle? Aus einer Ecke kam höhnisches Gelächter. Ich erkannte den Typen mit Stiernacken wieder, der kurz vor Schluss vom Platz geflogen war. »Hab sie bloà gefragt, ob in meinem Tattoo kein Schreibfehler ist.« Grinsend lieà er die rote FC Einheit-Hose herunter. âºLadiesâ Revengeâ¹ stand in gotischen Lettern zwischen Bauchnabel und Penisansatz. Durch die gerodete Schamhaarlandschaft lief ein dicker Pfeil erdwärts.
»Mann, Wolfgang, musste das sein?«, meldete sich der Vorsitzende zu Wort.
»Der Wolle hat nur Hauptschule«, meinte Lars. »Da wird man doch eine Gymnasiastin um Hilfe bitten dürfen.« Er nahm einen Schluck Bier, um sich anschlieÃend mit der Flasche an die Brust zu klopfen. Tock-tock, machte das Glas auf den Metallnieten.
»Und dann?«, fragte ich Wolle.
»Dann hab ich ihr auch eine gescheuert. Aber nur leicht, war ja ân Mädchen.«
»Wer von euch hat Jennifer an diesem Abend als Letzter gesehen?« Ich schaute in die Runde. Achselzucken. Einer rülpste in die Stille hinein.
»Irgendwann war sie weg«, meinte der Kapitän schlieÃlich. »Allein. Sagte nicht mal Tschüss.«
»Keiner hat sie nach Hause begleitet? Euren gröÃten Fan?«
Wieder Stille. Mir fiel auf, dass einige verstohlen zum Torwart der Mannschaft linsten. Der zückte in aller Ruhe eine Schachtel Zigaretten, klopfte eine heraus und entzündete sie mit einem Feuerzeug.
»Das ist unprofessionell«, schimpfte Schenk, der Vorsitzende. »Rauchen nach dem Spiel! Wie oft habe ich dir gesagt, Helmut â¦Â«
»Ich habe ihr angeboten, sie mitzunehmen«, unterbrach ihn der Torwart mit derselben Gelassenheit, die ihn auch im Spiel ausgezeichnet hatte. »Aber sie wollte nicht. War mit dem Fahrrad da. Also bin ich ohne sie los.«
»Marlboro?« Ich zeigte auf die Schachtel, die er noch in seinen Pranken hielt. »Eine Zigarette dieser Marke wurde in Jennifers Jackentasche gefunden. Dabei rauchte sie gar nicht.«
Stille. Der Torwart nahm einen tiefen Zug. Dann stand er auf und kam auf mich zu. Seine Muskeln stammten zu 100 Prozent aus dem Fitnessstudio, in seinen Körper passte ich zweimal rein. Erst als sich sein Eierkopf direkt vor mir befand, blieb er stehen. »Woher willst du das wissen?«, sagte er. Sein Nikotinatem schlug mir ins Gesicht. »Sie hat eine von mir geschnorrt, fertig. Ob sie die rauchen oder sich irgendwohin stecken wollte, war mir egal.« Ohne mich aus den Augen zu lassen, streckte er den Arm aus und tippte dem Vorsitzenden mit seinem dicken Zeigefinger auf die Krawatte. »Und du spar dir deine Belehrungen, Schenk. Ein Torwart braucht seine Kippen.«
Ich hielt seinem Blick stand. »Dann kannst du mir auch nicht erklären, warum Jennifers Jacke am Tag danach auf dem Sportplatzgelände gefunden wurde, sie selbst aber versteckt im Wald?«
»Nee, kann ich nicht.« Er blies mir eine letzte Wolke Rauch zwischen die Augen, dann setzte er sich wieder.
»Mich hat das eh gewundert«, lieà der Kapitän hören. »Das mit der Jacke, meine ich. Es war doch viel zu kalt, um ohne loszuradeln.«
»Deshalb vermutet die Polizei den Täter ja auch unter euch«, sagte ich.
»Bullshit«, rief der Nackte von der Dusche her. »Da will uns einer was anhängen. Warum fragt keiner die Loser aus Sandhausen, die wir aus dem Pokal geschmissen haben? Die hatten genug Frust, um einem Fan von uns was anzutun!«
Diese Behauptung fand stürmische Zustimmung. Ja, zu den Hühnerfickern aus Sandhausen solle ich fahren, dort sei der Täter zu suchen. Der Beifall war so groÃ, dass ich die Bemerkung des Mittelstürmers fast überhört hätte.
»Wo ist das Sperma denn gefunden wurden?«, fragte er Schenk. »Sie war doch angezogen, hieà es.«
»Moment mal«, unterbrach ich. »Hier hat kein Mensch von Sperma gesprochen!«
Verblüfft glotzte der Typ mich an. Ob sein Vierkantschädel mehr enthielt als eine Handvoll Mittelstürmergrütze, kann ich nicht sagen. Immerhin hatte er damit ein blitzsauberes Kopfballtor erzielt.
»Von Sperma war nie die Rede«, wiederholte ich. »Nur von Fremd-DNA. Wie
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