Grenzenlos ermitteln - 23 Raetsel-Krimis
kommst du darauf, dass es Sperma gewesen könnte?«
»Was denn sonst?«, gab er zurück. Und verhaspelte sich bei den folgenden, überstürzt vorgebrachten Erklärungen: »Wo sie doch in Kleidern war. Wenn du da Haare findest oder Spucke oder so was, ist das keine Spur. Kann sie ja überall ⦠von jedem hier. Der eine knutscht sie ab, der andere knallt ihr eine. Muss also was Besonderes sein, das mit der DNA. Sperma.«
»Kann. Muss aber nicht.«
»Sondern?«
»Hautpartikel unter den Fingernägeln beispielsweise.«
»Die wurden doch vor drei Jahren schon untersucht.«
Ich schwieg. Sollte ich den Kerl unterschätzt haben?
»Sie war angezogen?«, mischte sich der AuÃenverteidiger ein. »Da habe ich was anderes gehört.«
»Was?«, fragte ich.
»Na, dass sie so halb ⦠also Hose bis zu den Knien runter. Hat der Förster erzählt, der sie gefunden hat.«
»Mit hochgezogenem T-Shirt«, ergänzte Wolle.
»Quatsch!«, rief der Kapitän. »Sie war vollständig bekleidet. Die Jacke sogar noch geschlossen.«
»Keine Jacke. Hast du doch gerade gehört.«
»Stimmt, hab ich vergessen«, murmelte der Kapitän.
»Sie war angezogen«, nickte der Mittelstürmer. »Keine Vergewaltigung. Deshalb frage ich mich, wo sie das Sperma gefunden haben wollen.«
Alle blickten mich erwartungsvoll an. Von mir würden sie nichts erfahren. »Jennifer nur halb bekleidet«, raunte ich dem Vorsitzenden zu. »Kannten Sie dieses Gerücht?«
»Nein«, flüsterte Schenk. »Ich war auf Dienstreise, als sie gefunden wurde. Erst am Mittwoch darauf erfuhr ich im Bürgermeisteramt, was passiert war.«
»Angezogen oder nicht.« Der unter der Dusche spielte mal wieder mit dem Nacktmull zwischen seinen Beinen. »Wenn ihr eine DNA-Probe von mir braucht, kann ich euch hier und jetzt eine verabreichen. Interesse?«
»Danke«, winkte ich ab. »Vielleicht erübrigt sich das.«
Was war Max Koller aufgefallen?
Lösung
»Der Vereinsvorsitzende Schenk war bis Mittwoch nach der Tat auf Dienstreise. Da dieser Mittwoch auf den 3. Oktober und somit auf einen Feiertag fiel, kann er schwerlich auf dem Bürgermeisteramt von dem Mord erfahren haben. Es war Schenk, der Jennifer nach dem Spiel auflauerte, sie belästigte und schlieÃlich tötete. Ãbrigens handelte es sich bei der angekündigten Speichelprobe um eine Erfindung Kollers. Bitte nicht weitersagen.«
Michael Gerwien
Der Tote auf dem Viktualienmarkt
»Was ist denn da vorn los?«
Die hübsche dunkelhaarige Kneipenwirtin Monika Schindler zupfte ihren Freund, den blonden Thalkirchner Exkommissar Max Raintaler, am Ãrmel und zeigte auf den Menschenauflauf gut 30 Meter vor ihnen in südlicher Richtung.
»Keine Ahnung. Bin ich Hellseher?« Max hob den Blick von der Käseauslage, die er gerade an dem kleinen Stand neben sich begutachtet hatte. Seine stahlblauen Augen lugten dabei grantig hervor.
Er hatte schlecht geschlafen und dann hatten sie vorhin auch noch gestritten, weil er lieber in seinem Biergarten in den Isarauen gefrühstückt hätte, anstatt sich hier auf dem Viktualienmarkt von Tausenden von Touristen auf den FüÃen herumtrampeln zu lassen. Aber Monika musste ja unbedingt immerzu in ihr Lieblingscafé gleich neben der Schrannenhalle gehen. Logisch. Warum konnte er sich eigentlich nie gegen sie durchsetzen? War er am Ende ein Weichei? Oder noch schlimmer ein Frauenversteher?
»Jetzt sei halt nicht so schlecht gelaunt. Du kannst ja heute Abend wieder in deinen geliebten Biergarten gehen.«
Natürlich wusste Monika ganz genau, was ihrem Begleiter nach wie vor die Laune verhagelte. SchlieÃlich kannte sie ihn seit einer halben Ewigkeit.
»Heute Abend hab ich keine Lust mehr.«
»Warum?«
»So halt.« Er zuckte trotzig die Achseln.
»Aha. Na fein. Schauen wir trotzdem mal nach, was da vorn los ist?« Sie konnte das breite Grinsen, das sich auf ihre Lippen stahl, nicht unterdrücken.
»Klar, ganz wie du willst, liebe Monika.«
»Also nicht?« Sie zog die Stirn kraus. Sein ironischer Tonfall war ihr nicht entgangen.
»Doch, doch. Gehen wir hin. Vielleicht gibtâs ja was umsonst.«
Als sie vor der Versammlung standen, erkundigte sich Max bei der rotbackigen rundlichen Frau, die ihnen am nächsten stand, was passiert war.
»Eine
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