Grenzenlos ermitteln - 23 Raetsel-Krimis
Leiche«, erwiderte sie ehrfürchtig flüsternd mit groÃen Augen. »Da vorn auf dem Boden liegt sie. Gleich neben dem Valentinsbrunnen. Es ist der Standlbesitzer vom Blumenstandl.«
»Hat jemand die Polizei gerufen?«, rief Max in die Runde, während er Monika stehen lieà und sich durch die betroffen schweigende Menge zum Opfer durchdrängelte.
»Die müsste jeden Moment da sein«, erwiderte ein Mann in Bluejeans und schwarzem T-Shirt. »Mein Gott, wer tut denn nur so was? Bloà weil der Richard ein Geizhals und Halsabschneider war, musste man ihn doch nicht gleich umbringen.«
»Sie kannten den Toten?«, wandte sich Max an ihn.
»Natürlich. Wer kannte den Richard nicht?«, erwiderte der junge Mann und zeigte mit einer groÃzügigen Geste auf die Umstehenden.
Allgemeines Kopfnicken und bejahendes Gemurmel folgten.
»Darf ich mal.« Max schob zwei üppige Marktfrauen zur Seite, bückte sich zu dem leblosen Körper in Kittelschürze hinunter und knöpfte ihm das Hemd auf, um an seinem Herz zu horchen. Nichts. Der lebte tatsächlich nicht mehr, dachte er.
Ein natürlicher Tod war das auf jeden Fall nicht, wusste er, nachdem er den Körper oberflächlich begutachtet hatte. Natürlich ohne Spuren zu hinterlassen oder etwas zu verändern. Hier musste die Kripo ran, soviel war klar. Den Würgemalen unter seinem Hemdkragen nach, schaute es eher so aus, als hätte man den guten Richard mit einem Seil oder Gürtel stranguliert. Ein Mord mitten in der Innenstadt vor Tausenden von Augen also. Herrschaftszeiten, wo war man denn überhaupt noch sicher?
»Seine Zeit auf Erden ist vorbei«, krächzte ein altes zahnloses Kräuterweiblein. »Der Herr sei ihm gnädig.« Sie bekreuzigte sich mehrmals hintereinander.
»Hat jemand von Ihnen etwas gesehen? Ist er umgefallen? Liegt er schon lange hier?« Max erhob sich langsam und musterte die Schaulustigen mit ernstem Kriminalerblick.
»Als ich vorhin hier vorbeikam, lag der alte Geizknochen schon so da«, erwiderte eine kräftig gebaute Verkäuferin um die Vierzig. »Grad recht geschieht es ihm. Ein echter Widerling war er.«
»Das sagst du doch bloÃ, weil er dir nicht genug für dein Standl bezahlen wollte, Anna.« Ein älterer Herr mit Baskenmütze auf dem Haupt zeigte mit dem ausgestreckten Finger auf sie.
»Ach, aber für deins hat er dir genug geboten, Ludwig, stimmtâs? Ha, da lach ich doch nur.« Sie warf empört den Kopf nach hinten.
»Wann war denn das, als Sie ihn fanden?«, wollte Max von ihr wissen.
»Vor eine Viertelstunde vielleicht.«
»Aha. Da stirbt also jemand am helllichten Tag um neun Uhr morgens und niemand will gesehen haben, was passiert ist? Das gibt es doch gar nicht.«
Max bekam nur betreten zu Boden gerichtete Blicke und Kopfschütteln zur Antwort. Monika hatte sich inzwischen zu ihm vorgearbeitet und stellte sich neben ihn. Sie sah ihn erstaunt über so viel Ignoranz mit groÃen Augen an. Er schaute ebenso erstaunt zurück.
»Der arme Richard«, meinte eine ungefähr 30-jährige blonde Frau in Lackstiefeln, Minirock und engem T-Shirt nach einer Weile unvermittelt. »Er hat mir immer eine Rose geschenkt, wenn ich bei ihm vorbeikam.«
Max roch ihr billiges Parfüm über die gut vier Meter hinweg. Eine von der StraÃe, dachte er. Hatte vielleicht ihr Zuhälter die Hand im Spiel? Diesen Burschen war alles zuzutrauen, selbst wenn sie heute zum Teil bereits eigene Sendungen im Fernsehen hatten. Aber das war wieder eine andere Geschichte.
»Bild dir nur weiter deine Schwachheiten ein, Geli!«, plärrte eine 50-jährige Brünette mit einem Strohhut auf dem Kopf. »Der wollte dir doch bloÃ, ohne zu bezahlen, an die Wäsche, der alte Schwerenöter.«
»Genau, ein Schwerenöter war er, und nichts anderes«, mischte sich eine hübsche rothaarige Standlverkäuferin im Dirndl ein. »Mir hat er noch gestern um die Mittagszeit versprochen, dass er mich bald heiratet. Zwei Stunden später habe ich ihn mit der Sabine herumflirten gesehen.« Sie zeigte auf das schmale blonde Mädchen, das ihr neben einem kräftigen groÃen Mann im mittleren Alter gegenüberstand. »Hätte ich doch bloà auf meinen Bruder gehört. Der hat mich gleich von Anfang an vor diesem Schwein gewarnt.«
»Ich habe eben nicht mit ihm geflirtet«,
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