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Grenzgaenger

Grenzgaenger

Titel: Grenzgaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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war bestimmt nicht so gut jetzt. Meinst du, das schadet nichts?»
    «Was?», murmelte sie mit geschlossenen Augen.
    «Dem Kind?»
    «Quatsch!» Sie küsste ihn auf die Brust. «Was hältst du davon, wenn wir eine Münze werfen?»
    Er wusste sofort, was sie meinte. Er hatte auch schon an so etwas gedacht.
    «Bist du sicher?», fragte er.
    «Ja, es ist am gerechtesten so, oder?»
    Er stützte sich auf den Ellenbogen und sah sie an. «Aber das gilt dann auch, ohne Wenn und Aber?»
    «Ja, bist du dazu bereit?»
    Er seufzte tief. «Ich sehe keine andere Möglichkeit.»
    «Wollen wir es jetzt gleich tun?» Sie war aufgeregt, stand auf, ging hinaus und suchte in ihrer Handtasche nach einer Münze. Mit einem Zweimarkstück kam sie zurück.
    «Wer wirft?»
    Er versuchte, das Flattern in seinem Magen zu unterdrücken.
    «Was nimmst du denn? Kopf oder Zahl?»
    «Kopf», sagte sie. «Wenn Kopf kommt, bleibe ich zu Hause und kümmere mich um das Kind, wenn Zahl kommt, nimmst du den Erziehungsurlaub.»
    «Okay, wirf du.»
    Sie schluckte und sah ihn an. Dann warf sie das Geldstück hoch in die Luft. Es drehte sich ein paarmal, stieß gegen die Decke und landete zwischen den Kopfkissen.
    «Kopf», sagte van Appeldorn heiser.
    Sie umarmte ihn. Er hielt sie fest. Sie weinte nicht.

[zur Inhaltsübersicht]
    Sechzehn
    «Das verbindende Element ist die Fahrt nach Worcester», beharrte Heinrichs.
    «Das mag ja sein, aber vielleicht hatte Otto Hetzel auch noch in anderen Bereichen mit Reuter und Bruikelaer zu tun.» Van Appeldorn zündete sich eine neue Zigarette an der Glut der letzten an.
    Breitenegger telefonierte leise im Hintergrund.
    Astrid und Ackermann hatten ihre Stühle unter dem Fenster bis ganz an die Wand geschoben. Wenn alle gleichzeitig im Büro waren, wusste man sich kaum zu bewegen. Trotzdem marschierte Toppe mit gesenktem Kopf zwischen seinem Schreibtisch und dem Fenster hin und her. Ab und an fuhr er sich durch den Bart.
    «Aber Reuter und Bruikelaer hatten außer über die Bigband nichts miteinander zu tun, soweit wir das bis jetzt ermitteln konnten», unterbrach er van Appeldorn. «Und Otto Hetzel hat ja nicht in der Bigband gespielt. Aber er war mit in Worcester. Diese Fahrt ist im Moment unser einziger Anhaltspunkt. Wir müssen uns auf jeden Fall ausführlich damit beschäftigen», sagte er bestimmt.
    «Das heißt, wir müssen die ganze Bigband noch einmal befragen.» Heinrichs zeigte wenig Begeisterung.
    Breitenegger legte den Hörer auf und klopfte seine Pfeife im Aschenbecher aus.
    «Zum Toten», begann er: «Otto Hetzel, Jahrgang 50, Studienrat an den berufsbildenden Schulen am Weißen Tor, Fachbereich Sozialpädagogik. Außerdem Kreistagsabgeordneter der Grünen. Seit zweieinhalb Jahren geschieden, drei Kinder.»
    «Mehr hast du nicht?» Toppe setzte sich.
    «Nein, leider nicht. Ein unbescholtener Bürger. Aber vielleicht hilft der Fachbereich Sozialpädagogik weiter.»
    «Hast du eigentlich schon mit seiner früheren Frau gesprochen, Helmut?», fragte van Appeldorn.
    Toppe nickte. «Ja, ich bin ganz kurz zu ihr hochgegangen, weil ich mich ein bisschen gewundert habe, dass sie sich nicht blicken ließ, als wir noch im Haus waren und als die Leiche abtransportiert wurde. Sie sagte, sie wolle nicht, dass die Kinder das alles sehen. Die waren tatsächlich sehr verstört. Die Frau übrigens auch. Sie will ins Präsidium kommen, sobald die Kinder im Bett sind und sie jemanden gefunden hat, der bei ihnen bleibt. Wohl so gegen neun, meinte sie.»
    Van Appeldorn verkniff sich eine Bemerkung. Wenn Toppe die Frau gleich befragt hätte, wären sie jetzt vielleicht schon ein Stück weiter. Aber das war typisch Toppe, immer rücksichtsvoll, zu rücksichtsvoll für seine Begriffe.
    «Un’ wat machen wir bis dahin?», fragte Ackermann. «Wer können doch nich’ die ganze Zeit Löcher inne Luft starren.»
    Toppe gab ihm im Stillen recht.
    Er war froh, dass das Telefon klingelte. Es war Bonhoeffer.
    «Also, pass auf, Helmut, der Herzmuskel befindet sich in kontrahiertem Zustand, der Natriumgehalt ist erhöht, der Kaliumgehalt deutlich vermindert und, ach was, kurz und gut: Es handelt sich um eine Digoxinvergiftung.»
    «Und was heißt das?»
    «Der Mann hat eine hohe Dosis Digitalis zu sich genommen, und das hat schließlich zum Herzstillstand geführt.»
    «Hat er das geschluckt?»
    «Ja, zusammen mit diesem Eiweiß-Zucker-Gemisch und einer geringen Menge Alkohol.»
    «Negerküsse und Sherry.»
    «Kann schon sein, aber ich

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