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Grenzgaenger

Grenzgaenger

Titel: Grenzgaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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stellvertretenden Bürgermeister. Beide hielten Zettel in den Händen.
    «Reden die alle beide?», flüsterte er Sofia zu.
    «Ich fürchte, ja», kicherte sie.
    Eine große Hand legte sich auf Toppes Schulter. «Also, ich habe ja mit vielem gerechnet», lachte Bonhoeffer, «aber dass du dich von deinen Mördern losreißt!»
    Toppe murmelte irgendetwas, und Gabi nahm seinen Arm.
    «Jetzt ärgere ihn doch nicht auch noch.»
    Van Beverens Rede war lang. Er beschrieb ausführlich Sofias Werdegang und ging auf ihre künstlerische Entwicklung und detailliert auf einzelne Werke ein.
    Eigentlich war es interessant, aber schon nach ein paar Minuten konnte Toppe nicht länger zuhören. Er wusste kaum, wie er stehen sollte, außerdem hatte das Interesse der anwesenden Lokalreporter, seit er eingetroffen war, mehr ihm gegolten, als Sofias Ausstellung. Sie standen ihm schräg gegenüber und machten sich Notizen. Auch Karin Hetzel war wieder unter ihnen. Sie sah ihn ernst an, und er ließ schnell seinen Blick weiterwandern.
    Alles, was in dieser Stadt Rang und Namen hatte, war vertreten: Stadtdirektor und Beigeordneter samt Anhang, die ortsüblichen Sponsoren: Firmenchefs und Bankdirektoren. Mitten unter ihnen auch sein Chef. Ein paar Künstler waren auch da. Am augenfälligsten ein Paar, das so kontrastreich war, dass es selbst wie ein Kunstobjekt wirkte: Die Frau war lang und spindeldürr. Die Haare hingen ihr traurig bis auf die Schultern, ihre Augen blickten trübe. Sie sah aus, als schliefe sie im Stehen. Der Mann neben ihr war klein und fett. Wenn er den Kopf drehte, was er oft tat, geriet sein schwabbeliger Körper ungewollt in Bewegung.
    Van Beveren musste seine Rede mit einem Witz beendet haben, denn plötzlich lächelten alle, einige hüstelten, und jemand lachte grunzend.
    Der stellvertretende Bürgermeister sprach über Sofias Verdienste um diese Stadt, was keiner verstand, aber er machte es kurz, wofür alle dankbar waren, denn sein starker Sprachfehler machte es unmöglich, irgendetwas von dem, was er sagte, ernst zu nehmen.
    Dann kam das Übliche: Kir und Orangensaft mit Sekt, ein paar Ecken Toast mit Pastete und Schwarzbrot mit Schmalz. Man bewegte sich träge im Raum, jeder sprach mit jedem, einige sogar über die ausgestellten Bilder.
    Sein Chef kam locker herübergeschlendert.
    «Na, Herr Toppe, suchen Sie unseren Täter jetzt in Künstlerkreisen?» Dabei zeigte er sein makelloses Gebiss in voller Breite und wieherte dezent, damit keinem entging, dass es sich um einen Scherz handelte, aber Toppe spürte den Vorwurf.
    Er schwieg unhöflich, aber Gabi, die an seiner Seite geblieben war, sprang in die Bresche und sagte irgendwas.
    Sofia zog ihn zur Seite. Sie lächelte mitleidig.
    «Dir geht’s ziemlich mies, was?»
    Er zuckte nur mit den Schultern.
    «Weißt du was, wenn du den ganzen Mist hinter dir hast, dann machen wir alle zusammen mal wieder was Schönes, ja?»
    «Ja.»
    «Meinst du wirklich, das mit dem Fuß kommt ohne Arzt wieder in Ordnung? Gabi sagt, es würde überhaupt nicht besser.»
    «Muss wohl. Tag, Frau Hetzel.»
    Karin Hetzel war unsicher näher getreten. Sie hatte ihre Fotos gemacht und wollte eigentlich gehen.
    «Wie geht es Ihnen?», fragte Toppe.
    «Na ja, einigermaßen.» Sie stellte ihre schwere Fototasche auf den Boden.
    «Kennt ihr euch?», wandte sich Toppe an Sofia.
    «Ja, wir haben uns einige Male bei solchen Anlässen getroffen.»
    Die Frauen vertieften sich in ein Gespräch über ein Bild, das Karin Hetzel besonders gefiel, und Toppe humpelte zu Arend Bonhoeffer hinüber, der mit ausdruckslosem Gesicht an der Wand lehnte. Die Reporter verfolgten Toppe mit ihren Blicken quer durch den Raum.
    «Du solltest mit deinem Fuß wirklich zum Arzt gehen.»
    «Ja, mal sehen, am Dienstag, wenn’s bis dahin nicht weg ist.»
    «Bist du weitergekommen mit deinem Mörder?»
    «Ich weiß nicht», antwortete Toppe unbehaglich.
    «Komm, wir trinken noch was.» Arend ging, um ihnen noch zwei Gläser Kir zu holen, wurde aber von Schöning-Dudel aufgehalten.
    So machte sich Toppe wieder auf den Weg zu Sofia und Karin Hetzel. Gabi hatte sich zu ihnen gesellt, und ihr angeregtes Gespräch drehte sich offensichtlich nicht mehr um Kunst.
    «Sagen Sie mal, wieso zeigen Sie eigentlich überall in meiner Nachbarschaft ein Foto von Carl Küsters herum? Suchen Sie den?», fragte Karin Hetzel.
    Toppe nickte vage.
    «Carl Küsters?», fragte Sofia erstaunt. «Den kenn ich.»
    Toppe lachte trocken auf. «Du auch?

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