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Grenzgaenger

Grenzgaenger

Titel: Grenzgaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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einen Mord begeht», stimmte van Appeldorn zu. «Sollen wir nicht sofort die Fahndung an die Presse geben? Ich weiß, das kann leicht in so was wie Menschenjagd ausarten, Helmut, aber in dem Fall …»
    «Du hast recht.»
    «Dann muss aber ein besseres Foto her», gab Breitenegger zu bedenken.
    «Die Eltern?», fragte van Appeldorn.
    Toppe kratzte sich den Bart. «Ja, die Eltern. Ich würde sowieso gern noch einmal mit denen sprechen. Und ich dachte gerade, vielleicht haben die noch Sachen von ihrem Sohn, Bücher möglicherweise, auf denen man Fingerspuren finden könnte.»
    «Ja, Mensch, genau, dass wir darauf noch nicht gekommen sind!» Astrid, die bisher ziellos in ihren Aufzeichnungen geblättert hatte, wurde ganz aufgeregt.
    Toppe telefonierte mit Küsters’ Vater.
    Ja, sein Sohn habe noch ein Zimmer im Haus, in dem er einen Teil seiner persönlichen Dinge untergebracht habe. Wenn es sich nicht vermeiden ließe, könnten sie kurz vorbeischauen.
    Breitenegger übernahm es, den ED zu verständigen. Er holte Berns vom samstäglichen Mittagstisch und van Gemmern aus der Badewanne. Beide zeigten wenig Arbeitseifer, aber sie wollten in einer halben Stunde vor Küsters’ Elternhaus sein.
    «Ich fahre dann los», sagte Toppe und sah van Appeldorn an.
    «Ja, klar bin ich dabei.» Van Appeldorn war schon an der Tür.

    Küsters’ Vater öffnete ihnen. «Guten Tag, Herr Toppe», den anderen nickte er zu. «Was haben Sie mit Ihrem Bein gemacht?»
    Toppe hinkte auf seinen Krücken in die Diele. «Halb so schlimm. Nur den Fuß umgeschlagen», antwortete er und schnupperte. Aus der Küche drang ein angenehmer Duft von frischem Fisch, Wein und Kräutern.
    Frau Küsters kam ihm entgegen. Sie war überschlank, hatte braunes, perfekt geschnittenes Haar und grüne Augen mit kleinen Pupillen. Ihre schmalen Lippen waren sorgfältig mit hellrosa Lippenstift nachgezeichnet. Sie trug einen weißen Strickrock und einen langen, altrosa Pullover mit einer großen Granatbrosche am hohen Kragen.
    Ihr verbindliches Lächeln erreichte nicht einmal die Augenwinkel.
    «Guten Tag.» Sie roch nach Zitrone.
    Berns und van Gemmern standen unschlüssig in der offenen Haustür, und Luisa Küsters nahm die Situation in die Hand.
    «Ich höre, es geht um Carl. Kommen Sie doch bitte mit durch und nehmen Sie Platz.»
    «Danke, gern», erwiderte Toppe. «Ihr Mann sagte mir am Telefon, Ihr Sohn habe noch ein Zimmer hier im Haus. Meine beiden Kollegen würden sich das gern einmal ansehen.»
    Sie musterte Berns und van Gemmern. «Haben Sie einen Durchsuchungsbefehl?»
    Berns zog das Papier aus der Brusttasche seines karierten Sommerhemdes. «Selbstverständlich haben wir einen Durchsuchungsbeschluss, gnädige Frau.»
    Sie nahm das Papier entgegen und las es sorgfältig durch. «So weit hat er es also inzwischen gebracht. Nun, das war zu erwarten.»
    Ihr Gesicht war ausdruckslos, als sie Berns den Durchsuchungsbeschluss zurückgab.
    «Bitte kommen Sie, meine Herren.» Sie ließ Toppe, van Appeldorn und ihren Mann vorausgehen. «Worum geht es?», fragte sie knapp mit trockener Stimme und deutete gleichzeitig auffordernd auf die niedrigen Ledersessel.
    «Um einen Mordfall», antwortete van Appeldorn und ließ sich in einen Sessel fallen. «Ihr Sohn steht unter Verdacht, drei Menschen getötet zu haben.»
    Draußen im Garten tollte der Hund herum.
    «Mordfall? Nun ja, ich habe davon in der Zeitung gelesen.» Sie setzte sich. «Ich würde Ihnen etwas anbieten, aber leider ist meine Zeit knapp bemessen. Wir erwarten Pfingstbesuch, unsere Kinder und Enkel.»
    Toppe war sprachlos. Er war jetzt seit über zwölf Jahren bei der Kripo, aber es war noch nie vorgekommen, dass jemand auf eine solche Äußerung überhaupt keine Reaktion zeigte. Jetzt einfach irgendwo anfangen, dachte er. Sie hatte sein Konzept durcheinandergebracht.
    «Wie viele Kinder haben Sie?», fragte er.
    «Zwei und drei Enkeltöchter.»
    Küsters räusperte sich. «Wir hatten vier Kinder.»
    «Ja, ich habe vier Kinder geboren, aber Carl ist ja nun nicht mehr da, nicht wahr?», unterbrach sie ihn.
    «Macht drei», mischte sich van Appeldorn gefühllos ein, «und das vierte?»
    «Jens Uwe ist gestorben», sagte sie und sah van Appeldorn kalt an.
    «Er hat vor drei Jahren Selbstmord begangen», erklärte Küsters heiser.
    Sie gönnte ihm nicht mal einen Blick, schlug die Beine übereinander und strich sich den Rock glatt.
    Toppe fror.
    «Sie sagten eben», begann er, «so weit sei Ihr Sohn jetzt

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