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Grenzgänger

Grenzgänger

Titel: Grenzgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Behrmann
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Eigentlich Kays Position, aber da ich ja ohnehin als Sekretärin hier war und er ein eigenes Büro hatte, ging ich davon aus, dass das hier in Zukunft meine Domäne sein würde.
    »Gern. Was kann ich für Sie tun?« So wie er da stand, wären mir auf der Stelle tausend Sachen eingefallen, die ich gerne für ihn getan hätte. Er war der bestaussehendste Mann, der mir in letzter Zeit begegnet war. Besser als Kay und Feng nackt. Naja, das vielleicht nicht. Aber die Art, wie sich die Jeans über seinem trainierten Po spannte, ließ meine Gedanken doch arg abschweifen.
    »Mein Name ist Samhiel. Ich suche Kay.«
    »Der ist zurzeit leider unterwegs. Kann ich ihm etwas ausrichten?«, fragte ich und prägte mir seinen Namen ein. Seltsam, wie Feng schien auch er keinen Nachnamen zu haben.
    »Nein. Das mache ich lieber persönlich.«
    Ich seufzte nur bedauernd, nickte aber. Das schien ihn zum Lachen zu animieren. »Macht dich das so traurig?«
    »Nein. Nein, ich dachte nur… ich bekomme etwas zu tun.« Was redete ich da eigentlich?
    Er grinste und beugte sich so schnell über den Tisch, dass ich die Bewegung gar nicht mitbekam. Aber plötzlich war sein Gesicht nah vor meinem und ich konnte nicht wegsehen. Sein Blick hielt mich förmlich fest und fast konnte ich die Wärme seiner Lippen spüren. Sein Haar fiel ihm über die Schulter. Er hatte es zu einem Zopf zusammengebunden. Wesentlich kürzer und wilder als Kays ordentliche Mähne. Samhiels Duft war überall. »Wenn du etwas zu tun haben möchtest«, raunte er leise, »komm doch heute Abend ins ›Behemoth‹, Kätzchen.«
    Ich sah ihn nur groß an und versuchte meinen Herzschlag zu kontrollieren. Ich kannte ihn vielleicht fünf Minuten und fühlte mich bereits wie ein Fisch am Haken. Ein sehr hilfloser Fisch. Das Gefühl gefiel mir ganz und gar nicht, und ich versuchte es durch mein übliches Verhalten loszuwerden. Ich schob meinen Stuhl zurück um mich außerhalb der Reichweite seines betörenden Duftes zu bringen und zwinkerte, um meinen Kopf freizubekommen. »Ich bin niemandes ›Kätzchen‹«, knurrte ich. »Und ich werde mit Sicherheit
nicht
ins ›Behemoth‹ kommen!«
    Samhiel richtete sich wieder auf. Er lächelte amüsiert, als hätte ich ihm einen guten Witz erzählt. Mein kindisches Keifen kommentierte er nicht, sondern zog nur eine Visitenkarte aus der Hosentasche. »Hier ist die Adresse. Bis heute Abend.« Er nickte mir zu und verschwand einfach durch die Tür.
    Natürlich würde ich niemals wild ins Blaue hinausfahren, nur weil ein gutaussehender Kerl mir seine Karte vor die Nase hielt. Das war unter meiner Würde. Ich würde lediglich ein wenig recherchieren. Das war doch immerhin mein Job, oder? Das sagte ich mir zumindest immer wieder, als ich mit meinem Auto zur Adresse auf der Karte fuhr. Keine Gegend mit besonders gutem Ruf. Eigentlich sogar mit einem ziemlich miesen Ruf…
    Als ich ausstieg, schloss ich den Wagen sorgfältig ab. Ich sah auf die Karte und dann wieder auf das Gebäude vor dem ich gehalten hatte. Hausnummer 4. Die Adresse stimmte, dennoch war ich unsicher, ob ich hier wirklich richtig war. Das Lokal im Erdgeschoss des Hauses war mit Rollläden – vor den Fenstern und dem Eingang – verschlossen und seltsame Graffiti prangten auf Verschlüssen darauf. Ich war schlicht und ergreifend einem blöden Scherz aufgesessen. Typisch, schoss es mir durch den Kopf, kaum tauchte ein hübsches Gesicht auf, konnte ich mir sicher sein, jegliches rationales Denken an den Nagel zu hängen.
    Ich wollte mich gerade umdrehen, als mich eine Gestalt hart anrempelte.
    »Was soll das?!«, fuhr ich auf, aber die Frau beachtete mich gar nicht und lief stur weiter. Ich wollte ihr etwas hinterherrufen, als mein Blick auf etwas fiel, das auf ihrer Stirn, unter den dichten Haaren hervorlugte. Es war ein gewundenes Horn. Anstatt mich wieder ins Auto zu setzen, folgte ich ihr. Vielleicht hatte ich mich auch nur verguckt, aber nach dem kleinen Zwischenfall im »Sheol«, war ich mir da nicht so sicher.
    Die Fremde lief schnell, sah weder nach links noch nach rechts. Anscheinend hatte sie es sehr eilig. Den Mantel fest um sich gezogen, lief sie in eine schmale Seitengasse zwischen dem Lokal und einem Sex-Shop. Ich ließ mich weiter zurückfallen, ehe ich ebenfalls in die, nach Urin und altem Müll stinkende, Gasse schlüpfte. Sie war nicht sehr lang und ich war froh, dass ich am anderen Ende wieder frische Luft atmen konnte. Zumindest frischere als in der Gasse.
    Hinter

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