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Grenzgänger

Grenzgänger

Titel: Grenzgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Behrmann
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dem Lokal öffnete sich ein Hof, gerade groß genug um einem kleinen Laster Platz zum Ausladen zu geben. Meine Freundin mit dem Horn stand unweit von mir an einer Tür, die in das Lokal führte. Vielleicht hatte Samhiel mich doch nicht verschaukelt, sondern ich war einfach nur zu blöd gewesen, den Eingang zu finden?
    Die Fremde sprach mit einem zierlichen Mann, der sich nach einigen Augenblicken respektvoll verneigte und sie dann einließ.
    Ich atmete tief ein und ging ebenfalls zur Tür. Der Mann sah auf, als ich auf ihn zukam. Sein Blick hatte etwas raubtierhaftes an sich, und für einen Sekundenbruchteil flackerte das Bild einer zum Sprung geduckten Raubkatze vor meinem inneren Auge auf.
    »Ja?«, fragte er.
    »Ich suche Samhiel«, sagte ich. Das Gesicht des Raubkatzenmannes verzog sich zu einem Grinsen. »Das tun heute Abend alle. Hast du eine Eintrittskarte?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, davon war nie die Rede. Er sagte mir nur, dass ich heute Abend hierherkommen soll.«
    Er beugte sich vor. Erst dachte ich, dass er mich wegstoßen wollte, aber zu meiner Überraschung schnupperte er deutlich hörbar an meinem Hals und meinen Haaren. Ich war zu perplex um einen Schritt nach hinten zu machen. Mit einem Schmunzeln richtete er sich wieder auf. »Ah, du bist das. Geh einfach durch, es fängt gleich an.«
    Meine Verwirrung steigerte sich, aber der Türsteher hatte es eilig, die Tür zu schließen, weswegen er mich in das Innere des Lokals zog und nach vorne schob. Der Türbereich war mit einem schweren Vorhang abgegrenzt, den ich zur Seite schob. Die Luft war schwer und ich roch künstlichen Trockeneisnebel. Ein Aroma wie Maggi.
    Vor mir breitete sich ein Zuschauerraum mit einer verdunkelten Bühne aus. Mehrere Tische waren im Raum verteilt, an denen drei bis vier Personen saßen und auf den Beginn der Show zu warten schienen. Die meisten waren weiblich, soweit ich das auf den ersten Blick beurteilen konnte. Die Art des Publikums erinnerte mich an das »Sheol«. Mit menschlichem Aussehen hatten die Wenigsten zu tun. Ich sah Fangzähne, Fell, und auch meine Zufallsbegegnung von draußen. Mein Blick hatte mich nicht getäuscht. Sie hatte das Haar aus der Stirn geschoben und entblößte dadurch ein Paar brauner Hörner. Ihr Blick lag ebenso begierig auf der dunklen Bühne, wie die der anderen.
    »Etwas zu trinken?«
    Ich drehte mich um und sah den Türsteher. Im Halbdunkel glitzerten seine Augen.
    »Ich … ja«, erwiderte ich unbeholfen.
    Er nickte, als hätte er so eine Antwort erwartet und führte mich an zu einer Theke direkt gegenüber der Bühne. Während ich auf den Barhocker kletterte, fluchte ich, da ich einen Rock angezogen hatte. Ich hasste diese Dinger – zum Sitzen völlig ungeeignet.
    Als ich den Gipfel-Sitzplatz endlich erklommen hatte, schob mir der Türsteher ein Glas Wasser hin. Ich dankte ihm und trank einen Schluck.
    Er nickte und hielt mir seine Hand entgegen. »Ich heiße Miki«, sagte er. Ich ergriff seine Hand und zuckte zusammen als ich weiches Fell auf der Innenfläche spürte. Er grinste. »Unangenehm?«
    »Eher ungewohnt. Mein Name ist Feline Rot. Ich bin…«
    »Wegen Samhiel hier, das sagtest du bereits. Er hat gesagt, dass du kommst«, unterbrach er mich und in seiner Stimme lag ein raues Schnurren.
    »Daher die Riechprozedur an der Tür?«
    Er lächelte wieder. »Du bist der einzige Mensch im ›Behemoth‹. Und es ist besser, wenn das unter uns bleibt.«
    Ich sah mich ein wenig um. Vor mir ertönte ein Seufzen und ich wandte meine Aufmerksamkeit wieder der Bühne zu. Das Licht begann heller zu werden, stoppte aber, als es auf einer angenehm gedämmten Stufe war. Ein Schauer rann mir über den Rücken. Ein tiefer Bass setzte ein, und unterstützte den Effekt des Lichtes.
    Nach einer Weile wurde der Bass etwas leiser, pochte in meinem Hinterkopf weiter. Nicht störend, gerade laut genug, so dass ich ihn noch spürte. Die Musik dazu veränderte sich. Anfangs noch hart und rhythmisch, wandelte sie sich zu etwas, was man vielleicht Nachts hörte, in dem kleinen Moment, indem man noch nicht ganz erwacht war und in die Dunkelheit lauschte.
    Ich schloss meine Augen und ließ den Rhythmus auf mich wirken. Es war angenehm und ich bemerkte, dass ich mich leicht hin und her wiegte. Sofort hörte ich auf und nippte an meinem Getränk. In diesem Moment sah ich eine Gestalt auf der Bühne stehen. Sie bewegte sich nicht, blieb einfach im Halbdunkel des Bühnenrandes und sah ins Publikum.
    Ein

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