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Grenzgänger

Grenzgänger

Titel: Grenzgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Behrmann
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knackte. Kurz darauf ließ sich die Tür ohne weiteres zur Seite schieben.
    Drinnen war es noch dunkler als draußen. Hier fiel nur der schwache Schein der Straßenlaternen von der Straße herein. Der Radius, den das Licht warf, war nicht groß und Feng musste seine Augen zusammenkneifen, um zumindest Schemen erkennen zu können.
    Er tastete in seiner Jackentasche nach der Stablampe und betätigte sie. Der Lichtkegel schnitt durch die Dunkelheit und offenbarte Kisten und Kartons unter staubigen Sackleinenplanen. Feng ließ ihn durch den Raum schwenken. Er war nicht sehr groß, vielleicht knapp vier Meter im Durchmesser. Im Gerümpel war kaum etwas auszumachen. Feng trat ein. Ein solcher Ort wäre ein ideales Versteck. Lichtundurchlässig, jede Menge Nischen…
    Er zog eine der Sackleinen herunter und hörte etwas flattern. Im ersten Reflex sah er nach oben, weil er dachte, dass er mit seiner Anwesenheit ein paar Tauben aufgeschreckt hätte. Aber da oben war nichts. Stattdessen flatterte etwas auf seinen Lederschuh.
    Es war rechteckig und flach. Ein Foto.
    Feng nahm es hoch und richtete den Lichtstrahl der Lampe darauf. Das Bild zeigte eine junge Frau, die gerade aus einem Auto stieg. Das Haar fiel ihr lang und rot auf den Rücken und sie wirkte sehr ernst.
    »Feline.«
    Feng ging auf die Knie und hob die Plane diesmal von unten an. Tatsächlich fand er darunter, mit Tesafilm notdürftig festgeklebt, weitere Fotos. Sie zeigten nicht nur Feline, sondern auch ein anderes bekanntes Gesicht. Behutsam löste Feng Ariens Foto von der improvisierten Wand und betrachtete es. Die Hexe schien, ebenso wie ihre Tochter, nicht mitbekommen zu haben, dass man sie fotografiert hatte. Die Qualität des Bildes war schlecht. Grobkörnig, verwackelt und mit einer sehr niedrigen Auflösung – anscheinend hatte es jemand mit einer Einwegkamera geschossen.
    Feng nahm auch die anderen Fotos an sich. Sie zeigten noch mehr Frauen, von denen aber nur eine vertraut wirkte. Die großen Augen… Agnes!
    Fengs Handy klingelte. Er steckte die Fotos rasch ein und nahm ab. Es war Kay.
    »Hast du ihn gefunden?«, schoss der Fey ohne jede Begrüssung los.
    »Ich denke ja«, brummte Feng. »Zumindest sein Versteck. Er hat hier Fotos.«
    »Was für Fotos?« Kay wirkte überrascht.
    »Fotos von Feline, Arien, Agnes und anderen Frauen.«
    »Von Agnes?«
    Feng rieb sich über das Gesicht. Er fühlte sich müde. »Was dachtest du denn? Immerhin hat er sie tagelang bedroht. Die Fotos von Arien und Feline machen mir mehr Sorgen.«
    »Es überrascht mich, dass er überhaupt Bilder hat. Was mag er damit vorhaben?«
    Feng zuckte mit den Schultern, während er mit der Lampe die Nische, in der er die Bilder gefunden hatte ausleuchtete. Außer einigen verwischten Spuren im Staub war nichts zu sehen. »Er hat sie weder für irgendwelche Rituale noch sonst etwas gebraucht. Zumindest finde ich dafür keine Anzeichen.«
    »Warum sollte er sie sonst gemacht haben?«, fragte Kay.
    »Ich weiß nicht. Vielleicht wollte er sie sich in Ruhe anschauen und sich dabei einen runt-»
    Etwas klapperte am Eingang. Fengs Kopf ruckte herum.
    »Feng, was ist los?«
    Der Drache ließ wortlos das Handy sinken und schaltete es aus. Er duckte sich tiefer in die Schatten um nicht sofort gesehen zu werden.
    In der Öffnung des Rolltores tauchte für einen Sekundenbruchteil ein Schemen auf. Er huschte vor dem schwachen Licht der Laterne vorbei, aber es reichte Feng, dass er die Gestalt sehen konnte. Ihr Tempo ließ auf jemand schließen, der nicht menschlich war.
    Feng duckte sich tiefer in die Schatten und suchte nach seiner Waffe. Es war eine handliche Glock 21, die mit Silberkugeln geladen war, deren äußere Hülle aus hauchdünnem Eisen bestand. Silber half gegen die Grenzgänger, die zwischen zwei Gestalten wandelten, wie Werwölfe und ähnliches Getier. Eisen verbrannte die unsterblichen Fey, zumindest die meisten von ihnen, weswegen er sich mit diesen Kugeln ein bisschen Zeit erkaufen konnte.
    Es klickte, als er den Hahn spannte.
    Anscheinend hatte auch der Besucher das Geräusch gehört, denn wieder huschte etwas an der Tür vorbei. Feng fluchte im Stillen und spürte kalten Schweiß im Nacken. Trotzdem blieb er in seiner Hockstellung. Warum floh die Gestalt nicht? Sollte es tatsächlich Roumond sein, müsste er doch spätestens seit Kays Sicherheitsnetz wissen, dass Agnes Hilfe hatte.
    Ein Kichern ertönte und Fengs Nackenhaare fanden in dem Laut einen Grund, aufgerichtet zu

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