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Grenzgänger

Grenzgänger

Titel: Grenzgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Behrmann
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Vampire, aber keine einzige Bluthure auf. Es lag an der Art, wie sie sich gaben. Die Angestellten des Bordells, denen ich auf der Führung bisher begegnet war, hatten eine schmeichelnde oder zuvorkommende Art an den Tag gelegt. Die Kunden hingegen machten deutlich, wer das Geld hatte und wer bezahlte. Meine Erfahrung mit Vampiren beschränkte sich auf die letzten Stunden und ich wusste nicht, ob ich dieses Verhaltensschema zukünftig auf jeden Blutsauger anwenden konnte, der mir begegnete.
    »Was für ein unfeines Wort!«
    Ich sah überrascht auf. Anscheinend hatte ich meine letzten Überlegungen laut ausgesprochen, denn eine Vampirin mit weißblondem Haar sah mich pikiert an.
    »Blutsauger?«, korrigierte ich mich.
    Sie verzog das Gesicht. »Es ist eine Schande, dass sich jemand mit deinem Aussehen derart unfein ausdrückt.«
    Ja, Mama, lag mir auf der Zunge. Wer war das Weib?
    Natasja und Elandros, die bemerkt hatten, dass ich stehen geblieben war, kamen zu uns. Beschwichtigend legte der Vampir sowohl mir, als auch der weißhaarigen Verfechterin für gute Sitten unter langzahnigen Artgenossen, eine Hand auf die Schulter.
    »Eloise, das ist Feline«, stellte er mich vor. Die Vampirin musterte mich aufreizend und streckte mir die Hand entgegen. Ich beschloss, guten Willen zu zeigen und ergriff sie. Eloises Händedruck war fester, als ich bei ihrer zierlichen Gestalt erwartet hätte.
    »Angenehm«, murmelte ich.
    »Ich meinte das ernst; dein Aussehen ist ganz außergewöhnlich«, schnurrte sie, ohne auf meinen Gruß einzugehen.
    »Das Kompliment kann ich nur zurückgeben.« Das konnte ich in der Tat. Das weiße Haar trug Eloise in einem modischen Kurzhaarschnitt und das beige Seidenkleid, das viel zu dünn für diese Jahreszeit war, passte farblich perfekt dazu. Es umspielte ihre zierliche Figur. Ein blutroter Kussmund stellte den einzigen Farbklecks in ihrer Aufmachung dar. Auf offener Straße wäre ich beeindruckt, im Büro sogar ehrfürchtig gewesen. Hier, unter all den schönen Vampiren, fiel sie mir nur als attraktive Erscheinung auf.
    Sie lächelte breit und entblößte eine perfekte Reihe von Zähnen. Himmel, selbst die Eckzähne waren makellos. »Das freut mich, dass das Interesse auf Gegenseitigkeit beruht.«
    »Auf Eloise wirst du in Zukunft wohl häufiger treffen«, plauderte Elandros weiter, während Natasja neben ihm die Vampirin nur abschätzend ansah. Irrte ich mich oder gab es da schlechte Vibration zwischen den beiden?
    »Wieso?«, fragte ich.
    »Sie ist wegen ihres Berufes bekannt. Fast jeder Vampir kommt früher oder später in Kontakt mit ihr.«
    »Ach, hör auf«, tadelte Eloise Elandros in einem Tonfall, der deutlich machte, dass er bloß nicht aufhören sollte.
    »In welchem Beruf bist du denn tätig?«, erlaubte ich mir nachzuhaken.
    »Ich designe Särge und Urnen.«
    Mir entgleisten kurzzeitig die Gesichtszüge vor Überraschung. Ich hätte mit allem gerechnet, aber nicht damit. Natasja lachte.
    »Ist das denn nötig?« Mein Blick wanderte zu Elandros. Der schüttelte den Kopf. »Ein Sarg ist nicht zwingend notwendig, aber wie ich bereits sagte, gibt es viele romantisierte Vorstellungen.«
    »Und man sollte sich auch nicht scheuen, ein wenig Stilbewusstsein und Traditionalität zu verbinden«, fiel ihm Eloise ins Wort. »Viele tun das und ich kann davon leben.«
    Natasja ging einige Schritte zur Seite, um nicht weiter lachen zu müssen. Ich sah es ihr deutlich an und bemühte mich, auch meinerseits nicht ins Prusten zu verfallen.
    Eloise stand plötzlich dicht bei mir. Sie beugte sich vor, was den Eindruck vermittelte, dass sie mich gleich küssen wollte. »Du solltest dich einmal bei mir umsehen. Ich wüsste ein paar Modelle, die wie geschaffen für dich wären«, murmelte sie nah an meinem Mund.
    Natasja griff meinen Arm und zog mich weg. »Ein andermal«, rief ich der Höflichkeitshalber über die Schulter.
    »Hat sie mich gerade ernsthaft angemacht?«, fragte ich, während Natasja mich in den hinteren Bereich des Hauses führte, der eine Küche hatte.
    »Du irrst dich nicht«, antwortete sie knapp und ließ meinen Arm los. Elandros hatte uns mittlerweile wieder eingeholt.
    »Anscheinend hatte Natasja es eilig, dir unsere Vorratskammer zu zeigen«, sagte er in deutlich kühlerem Ton als zuvor. Natasja sagte nichts, sondern stand nur mit verschränkten Armen vor einer Kühltür. Elandros öffnete sie und kalte Luft strömte heraus. »Hier drin wird das Fleisch und frische Waren vom Markt

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