Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grenzgänger

Grenzgänger

Titel: Grenzgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Behrmann
Vom Netzwerk:
Familie hatte schon immer eine besondere Affinität zu diesem Element gezeigt. Es stand Feng offen, diese Gabe zu nutzen, aber es bedeutete auch, dass er sich stärker auf die animalische Seite in sich konzentrieren musste. Etwas, was ihm in einer solchen Situation, in der er einen kühlen Kopf bewahren musste, gefährlich schien.
    Langsam tastete er sich heran. Die Luft bewegte sich einige Meter von seiner Seite. Roumond lief hin und her und ließ weitere Beschimpfungen gegen Bluttrinker los. Feng blendete es aus und tastete sich weiter vor. Die Luft nahe der Haut des Vampirs war erhitzt. Offensichtlich war Roumond wütend. Feng ließ seine Sinne weiter wandern. In einer Ecke des Raumes stand die Luft still. Eigentlich sollte sie durch Roumonds Bewegungen in Schwingungen gebracht werden. Aber nichts. Die einzelnen Partikel schwebten tot in dieser Ecke.
    Der Drache atmete tief ein. Dort, ganz schwach, roch er den Gestank von Verfall, verrottendem Laub und Alter. Das rotäugige Etwas aus dem Lagerhaus.
    Roumond bemerkte, dass Feng ihm nicht mehr zuhörte. Dessen reglose Erscheinung verunsicherte ihn; Feng konnte es an der Stimme hören. »Was machst du da?«
    »Mich auf unseren Besucher konzentrieren«, erwiderte der Drache leise.
    »Seit wann bist du hier?«, fragte Roumond, dieses Mal nicht in Fengs Richtung.
    »Ich war nie fort.«
    Feng schauderte, als er den Klang vernahm. Die Stimme war trocken und schien sich aus etwas Totem heraus zu quälen. Ein Ding, das vor Jahrtausenden gelernt hatte zu sprechen, und seit mindestens ebenso langer Zeit vor sich hinfaulte. Das Bild brachte den Drachen dazu, zu schaudern.
    »Ich will nicht, dass du etwas derartiges tust!«, verlange Roumond. Er wollte fest klingen, aber selbst Feng entging der schrille Unterton nicht. Roumond hatte Angst.
    Die ekelerregende Stimme schwieg.
    »Verschwinde!«, bellte Roumond, von dem Schweigen motiviert, und Feng fühlte, wie sich die tote Luft bewegte und an ihm vorbei huschte. Ein Schwall des Gestanks wurde hinter dem Ding hergezogen und der Drache atmete durch den Mund, auch wenn es nicht viel nutze.
    »Hast du dir mehr aufgeladen, als du halten kannst?«, fragte er gehässig in Richtung Roumonds. Noch war das Monstrum nicht ganz verschwunden und Feng wollte, dass es seine Worte hörte.
    »Nein!«, brüllte der Angesprochene ihn an. Anscheinend hatte er keinerlei Macht darüber, ob er seinen Partner sah oder nicht. Der musste also etwas mit seiner Gestalt anstellen können.
    »Das wirkte aber nicht so.«
    »Halt den Mund!«, schrie Roumond.
    »Du …«
    Ein Tritt ließ Fengs Kopf zur Seite fliegen. Benommen nahm er die folgenden, raschen Schritte wahr. Das Geräusch einer schwere Tür, die ins Schloss fiel und abgeschlossen wurde. Dann war der Drache wieder allein.
    Dieses E-Book wurde von "Lehmanns Media GmbH" generiert. ©2012

Kapitel 18

    Elandros erwies sich als äußerst faszinierender Lehrer. Er kam meiner Vorstellung eines »echten« Vampirs sehr nah und strahlte auch den Charme und diese leichte Erotik aus, wie sie wohl seit »Interview mit einem Vampir« oder »Dracula« in allen Fantasien steckten.
    Während er mich durch das Bordell führte, gesellte sich auch Natasja zu uns.
    »Und? Habe ich so falsch gelegen mit meiner Einschätzung? Du brauchtest etwas Wilderes«, sagte Natasja, während Elandros uns durch die Gänge führte. Seine Art, sich ohne Augenlicht zu bewegen, war faszinierend.
    »Er hätte vielleicht nicht ganz so penetrant sein müssen«, wiegelte ich ab und Natasja steckte die Hände in die Hosentaschen.
    »Es gibt Schlimmeres, als das erste Mal von einer Bluthure zu trinken«, schmunzelte Elandros. »Einige von uns haben in ihrer ersten Verwirrung an Haustieren genagt oder sich an Ratten bedient.«
    »Jedem nach seinem Gusto«, kommentierte Natasja nur. Ich verzog das Gesicht.
    Elandros Schmunzeln vertiefte sich. Mittlerweile waren wir im Erdgeschoss des Hauses angekommen und gingen durch einen Raum der direkt an den Vorraum angeschlossen war. Die Farbtöne, die hier vorherrschten, hatten mehr von einem Bordell des 19. Jahrhunderts. Samt. Plüsch. Nur keine goldenen Troddeln. Ich musste leise lachen, als ich den Raum sah. Elandros schien meine Gedanken zu erahnen. »Viele junge Vampire haben eine etwas… verklärte Vorstellung von unserer Art. Ich komme diesen romantischen Vorstellungen gerne entgegen.«
    »Ein echter Wohltäter.«
    »Geschäftsmann!«
    Soweit ich beurteilen konnte, hielten sich hier einige

Weitere Kostenlose Bücher