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Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)

Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)

Titel: Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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gehört«, murmelte ich.
    »Meine Familie glaubt das auch, obwohl wir im wilden Norden leben«, meinte Jeff. »Für uns sind Bäume etwas, das gefällt, zu Dingen verarbeitet oder als Brennmaterial verbrannt werden soll. Und Tiere sind entweder wild und können gejagt werden, oder sie sind zahm und können gegessen werden.« Er sah mich an. »Jetzt behauptest du und die Raubkatze etwas anderes, was vielleicht ja auch stimmt. Aber glaubst du wirklich, dass die Leute im Süden ihre Meinung ändern, nur weil du sagst, es wäre so?«
    So weit hatte ich tatsächlich noch nicht vorausgedacht.
    »Selbst wenn sie sehen, dass das, was du sagst, zutrifft, glaubst du, dass sie es so einfach akzeptieren? Wenn es gleichzeitig bedeutet, dass du aufstehen und sie als Mörder beschimpfen kannst?«
    Ich seufzte. »Ich weiß es nicht, Jeff.«
    »Der Hauptmann hat recht, Hase. Manchmal denkst du einfach nicht nach.«

15
     
    Es wurde mit jedem Tag wärmer, als wir den Banson hinabsegelten, und schon bald konnten wir unsere Umhänge und Wollunterwäsche wegpacken. Je weiter wir uns dem zivilisierten Süden näherten, desto mehr wich der Wald bestellten Feldern, befestigte Güter und Burgen wurden von eleganten Landsitzen abgelöst, und in der Ferne konnten wir die grellbunten Dächer von Herbergen, Tavernen und anderen interessanten Orten entlang der Königsstraße sehen.
    Jeff und ich vereinbarten eine Art Waffenstillstand, da wir von Suiden und Groskin ständig im Auge behalten wurden. Wir hatten ihr Gegenmittel gegen sich befehdende Reiter gesehen, und keiner von uns wollte Ryson beim Ausmisten der Pferdeboxen auf dem Schiff Gesellschaft leisten. Ich brütete allerdings über Jeffs Worte, nur für den Fall, dass wir uns unter vier Augen streiten konnten. Ich wollte ihm beweisen, dass nichts von all dem meine Schuld gewesen war.
    Wir unterbrachen unsere Fahrt in Dornel, einer Stadt am Fluss zwischen Gresh und Iversly. »Wir müssen hier anlegen, Hauptmann, Sir«, erklärte der Kapitän Suiden, »weil es ein Kontrollpunkt für den Schiffsverkehr auf dem Fluss ist.« Er lächelte. Sein breiter Schnauzbart bedeckte Mund und Kinn. »Es ist zwar lästig, aber es zwingt uns Flussratten zur Ehrlichkeit. Ein wenig, jedenfalls.«
    Hauptmann Suiden überbrachte diese Nachricht beim Abendessen dem Nestor von Gresh. »Ich werde den Aufenthalt in Dornel nutzen, um dem dortigen Kommandeur Meldung zu erstatten. Falls Sie ebenfalls jemanden sprechen wollen, Doyen Allwyn, wir haben Zeit.«
    Doyen Allwyn nickte und bedankte sich murmelnd. Es war eine seltsame Mischung aus Armeeoffizieren, einem Botschafter der Grenzlande und einem Doyen, die sich dort als Gäste am Tisch des Kapitäns ein Stelldichein gab. Man ging ausgesprochen höflich miteinander um, und manchmal schielte ich fast bei dem Bemühen, nicht zu gähnen. Ich hatte versucht, mich vor dem Essen in der improvisierten Offiziersmesse zu drücken, aber Hauptmann Suiden hatte mich wissen lassen, dass ich gefälligst auftauchen sollte und am Tisch zu sitzen hatte, bevor die Glocke, mit der zum Essen gerufen wurde, aufhörte zu schlagen. Er wollte sichergehen, dass Doyen Allwyns dauerhafte Erinnerung an mich die an einen ernsten, wenngleich langweiligen Tischnachbarn war, nicht die an einen wild umherblickenden Kerl, der ihn laut schreiend als Mörder titulierte.
    Wir erreichten Dornel am achten Tag nach unserer Abfahrt von Gresh. Hauptmann Suiden stand neben mir, als das Boot sich der Stadt näherte. »Dornel hat mir schon immer gefallen«, meinte er. »Es ist nicht so prätentiös wie Gresh und nicht so überwältigend wie Iversly.«
    »Jawohl, Sir.« In dem Sonnenlicht, das vom Wasser reflektiert wurde, konnte ich schwache Male auf seinem dunkelhäutigen Gesicht erkennen – und dann sah ich einen kurzen Moment lange, dicht geflochtene Zöpfe, prachtvolle Kleidung, Juwelen und goldene Ohrringe, die seine nüchterne Frisur und seine langweilige Uniform überlagerten. Und darunter … Ich erinnerte mich an einen männlichen Nachkommen von Dragoness Moraina, einen beeindruckenden Eisdrachen, dessen silberweiße Schuppen in der Sonne bläulich, grünlich und rötlich schimmerten. Aber dieser Anblick war nichts im Vergleich zu dem schwarzen Drachen, den ich jetzt sah: mit grünen Augen, die ausgebreiteten Schwingen von goldenen Adern durchzogen, voll rotem Feuer und schwarzem Rauch. In einer seiner großen fünfkralligen Hände hielt er eine zierliche Teetasse, ohne sie zu zerbrechen. Ich

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