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Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)

Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)

Titel: Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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Brücken hinweg, welche die Nebenflüsse des Banson überspannten, die das Delta bildeten, in dem die Königliche Stadt errichtet worden war.
    »Iversly ist ein Dreieck, an dessen entferntestem Ende die Königliche Residenz liegt«, bemerkte Suiden, als wir über einen weiteren Platz ritten. »Darin unterscheidet sie sich von den meisten anderen Städten, die um einen zentralen Punkt herum gebaut wurden.«
    Diese Anlage einer Stadt war typisch für Elfen, dort, wo ein Stützpunkt sich einer Bedrohung entgegenstemmen musste. Der Wind drehte sich, ein salziger Duft erfüllte die Luft, und ich wunderte mich laut, wer sie wohl vom Meer aus bedroht haben mochte.
    »Wir«, erklärte Suiden.
    Ich wandte den Kopf und starrte den Hauptmann an.
    »Augen geradeaus, Leutnant.«
    Mein Kopf ruckte wieder nach vorn.
    Der Faena ging neben Suiden, in der einen Hand seinen Amtsstab, in der anderen die Zügel des Packpferdes. Doch statt des Gemurmels, das uns normalerweise wie eine Blase umhüllte, wenn die große Katze unterwegs war, säumten die Bewohner diesmal die Straßen, an einigen Stellen sogar in mehreren Reihen. Die meisten beäugten Laurel, aber auch ich wurde kritisch gemustert.
    »Scheint, als wäre Hauptmann Javes’ Kampagne erfolgreich gewesen, Sir«, sagte ich zu Suiden. Ein Mann setzte sein Kind auf seine Schultern und deutete auf mich. Ich war versucht, dem Kleinen zuzuwinken.
    »Stimmt … und Hase, denken Sie nicht mal dran!«
    Wir überquerten einen weiteren Platz, noch eine Brücke, zogen unter einem Triumphbogen hindurch, kamen um eine Ecke und … blieben stehen. Das Ziel unserer Reise lag vor uns: die Königliche Residenz von König Jusson Goldauge. Und dahinter lag das Meer.

27
     
    Der königliche Palast bestand aus einem gewaltigen, ausgedehnten Gebäudekomplex, mehrere Stockwerke hoch, mit Flügeln, Anbauten und Außengebäuden. Der Palast selbst war mit Gold gedeckt, aber man sah auch das Violett der Armee und die verschiedenen Blautöne der Händler. Der Diener war ein umsichtiger Führer und gestattete uns einen Moment, diese Pracht anzugaffen, bevor wir weiterritten.
    Als wir näher kamen, erkannte ich über der Palastmauer die hohen Bögen und eleganten Säulen des ursprünglichen Elfenpalastes und konnte sehen, wo sich die menschlichen Baumeister bemüht hatten, ihre zerbrechlich wirkende Schönheit nachzuahmen. Sie waren der Kunst der Elfen zwar recht nahe gekommen, dennoch war augenfällig, wo das eine endete und das andere begann. Aus dem Augenwinkel nahm ich ein Funkeln wahr und wandte den Kopf. Gegenüber den königlichen Gebäuden befand sich der Sitz des Patriarchen. Die Säulen aus Kristall und Silber glänzten hell in der Sonne. Es verwirrte mich, dass der Palast und der Patriarchensitz sich gegenüberlagen, und ich blinzelte, als ich die Spannung registrierte, die zwischen diesen beiden zu schimmern schien.
    »Politik, Hase«, murmelte Suiden. »Und die Balance der Macht. Die eine bildet ein Gegengewicht zur anderen, sodass die Waage im Gleichgewicht bleibt und sich niemals der Tyrannei eines unkontrollierten Thrones oder der fanatischen Orthodoxie der Kirchenherren zuneigen kann.«
    »Was ist mit der Armee, Sir?«, wollte ich wissen. »Wo hat sie ihren Platz?«
    »Im Moment in der Hand des Lordkommandeurs«, antwortete Suiden.
    Ich wollte fragen, was mit dem König wäre, aber ich klappte den Mund zu, als ich den interessierten Blick des Dieners auffing.
    Das ganze Gelände war auf einem Felsvorsprung angesiedelt, der auf den Ozean hinausragte. Ich konnte hören, wie weit unten die Brecher an den Strand schlugen. Wir erreichten die einzige Brücke, die den Palastgraben überspannte; ich blickte hinab und sah die angespitzten Pfähle im Wasser, zwischen denen merkwürdige Fische mit scharfen Zähnen umherschwammen. Ich lenkte mein Pferd so weit in die Mitte der Brücke, wie ich konnte, ohne den Hauptmann abzudrängen. Auf der anderen Seite der Brücke befand sich das Wachtor. Wir hielten an, und ich beugte mich vor, neugierig auf das, was sich jetzt abspielen würde.
    »Gäste für die Kanzlerin des Auswärtigen, Berle.«
    Der wachhabende Leutnant nickte dem Diener nur zu und winkte ihn durch. Er und seine Männer salutierten jedoch zackig vor dem Hauptmann. Als wir vorbeigeritten waren, warf ich einen Blick zurück und sah, wie sie sich zusammenscharten und uns hinterherstarrten.
    Der Diener führte uns über eine Allee, zwischen deren Bäumen wir Springbrunnen, Zierteiche, Lauben und

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