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Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)

Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)

Titel: Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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fast über den Tisch hinter ihm gefallen. Er balancierte auf einem Fuß, erlangte sein Gleichgewicht wieder, verbeugte sich noch einmal und ging dann rückwärts in die Küche, nach wie vor grinsend.
    Der Befehl, den Basel mir überbracht hatte, wog jedoch schwerer, als den Grund für sein merkwürdiges Gehabe herauszufinden, also frühstückte ich hastig und machte mich dann schleunigst auf den Weg zum Büro des Hauptmanns. Es war der reinste Spießrutenlauf, durch zackige Grüße, tiefe Verbeugungen und »Schönen guten Morgen, Leutnant« oder »Heil Euch, Lord Hase«. Und ausnahmslos alle Gesichter zeigten Basels dümmliches Grinsen. Es war nur ein kurzer Weg von der Messe zum Büro des Hauptmanns, aber es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis ich endlich da war. Mittlerweile schmerzten mein Rücken und mein Arm vom vielen Grüßen und den Verbeugungen. Ich klopfte an und hörte, wie Javes mich zum Eintreten aufforderte. »Schließen Sie die Tür hinter sich, Leutnant«, sagte Javes. Ich warf einen Blick auf Suiden hinter seinem Schreibtisch und schloss die Tür sehr, sehr leise.
    »Setzen.« Javes wartete, bis ich einen Stuhl halbwegs zwischen seinem und Suidens Schreibtisch platziert hatte. »Wir haben ein Problem, Leutnant. Anscheinend ist die Nachricht von Ihrer … Markierung durchgesickert, und der Lordkommandeur wird unter Druck gesetzt, Ihnen Ihr Offizierspatent wegzunehmen und Sie aus der Armee zu entlassen.«
    Leicht zu erraten, wer dahintersteckte. »Groskin.« Ich seufzte. »Das überrascht mich nicht, Sir. Er hat gestern Abend sein Zeug und auch das aller anderen aus unserer Kammer geschafft.« Ich fühlte, wie sich ein Kopfschmerz ankündigte, und massierte mit dem Knöchel die Stelle zwischen meinen Brauen. »Der König weiß es auch bereits.«
    Mit einem Schlag sonnte ich mich in der Aufmerksamkeit beider Hauptleute. »Der König weiß es?«, erkundigte sich Suiden.
    Ich ließ meine Hand sinken. »Jawohl, Sir. Er hat mich gestern Abend deswegen befragt.«
    »Als Gherat Sie zu ihm gebracht hat?«, wollte Javes wissen.
    »Jawohl Sir«, wiederholte ich und fügte hinzu: »Sein Hof war dabei.«
    »Sein Hof!«, stieß Javes hervor. »Alle?«
    Ich konnte ein Schulterzucken nur im letzten Moment unterbinden. »Das weiß ich nicht, Sir. Das Zimmer war voll. Der Lordkommandeur war ebenfalls anwesend.«
    »Befragt vor Zeugen«, stieß Suiden hervor und starrte mich aus rotgeränderten Augen an. »Das hätten Sie uns sofort …« Er unterbrach sich, als er sich an seinen Zustand gestern Nacht erinnerte.
    Javes grinste kurz und beugte sich vor. »Was hat der König gesagt?«
    »Er hat mich erneut an mein Treuegelöbnis gebunden.«
    Suiden beugte sich ebenfalls vor, und die Gesichter der beiden Hauptleute waren angespannt, als sie mich anstarrten. »Schildern Sie uns, was passiert ist«, befahl Suiden. »Und zwar ganz genau.«
    »Alles«, präzisierte Javes. »Lassen Sie nicht die unbedeutendste Kleinigkeit aus.«
    Sie lauschten, während ich erzählte, was sich an dem Abend zugetragen hatte, nachdem ich Hauptmann Javes und Laurel verlassen hatte.
    »Gherat musste draußen warten, während Sie in den Salon des Königs gebeten wurden?«, fragte Javes irgendwann.
    »Jawohl, Sir.«
    »Oh, sehr gut, ausgezeichnet.«
    »Der König hat Sie die ganze Zeit Cousin genannt?«, warf Suiden ein andermal dazwischen. »Und darauf bestanden, dass Sie ihn auch so ansprachen?«
    »Jawohl, Sir.«
    Sie hörten zu, während ich meine Geschichte zu Ende erzählte; als ich zu dem Brief des Magus kam, verfinsterten sich ihre Mienen, aber sie sagten nichts. Dann lehnten sie sich zurück. Drache und Wolf sahen sich an, richteten ihre Blicke auf mich und senkten ihre Schnauzen in derselben Grimasse, mit hängender Zunge und zähnefletschendem Grinsen. Der Drache nahm seine Teetasse und trank einen Schluck. Der Wolf betrachtete mich einen Augenblick. »Sie sehen unser … unser anderes Selbst, richtig, Leutnant?«, erkundigte er sich dann.
    »Ja, Sir.«
    »Ihre Hand glüht etwas.«
    Ich warf einen Blick auf meine Handfläche.
    »Macht überhaupt nichts.« Suiden stellte seine Teetasse ab. »Sagen Sie, Hase, ist Ihnen klar, was die Garnison von Freston eigentlich ist?«
    »Dorthin stellt die Armee alle ihre … ihre Versager ab, Sir.«
    »Nicht nur ihre Versager, Leutnant«, erklärte Javes. »Sondern auch Offiziere, die nur aufgrund ihrer Verbindungen ihre Offizierspatente behalten. Wie Groskin zum Beispiel, der einen Doyen als Onkel hat.

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