Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)

Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)

Titel: Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
Vom Netzwerk:
und irgendwelche Speisen, die sie kurzfristig in der Küche des Königs hatten zubereiten können. Arlis saß mit den anderen verirrten Gardisten am Ende des Raums, einen halb geleerten Teller mit Speisen vor sich auf den Knien. Obwohl er am vorgestrigen Abend seine letzte Mahlzeit zu sich genommen haben musste, machte er keine Anstalten, sein Essen zu Ende zu verzehren. Er wirkte müde und erschöpft und starrte ins Leere.
    Obwohl die Sonne noch nicht aufgegangen war, vielleicht auch deshalb, machte niemand Anstalten, ins Bett zu gehen. Offenbar wollte keiner allein im Dunkeln sein. Oder sich auf Frestons Straßen verirren.
    Oder beides.
    »Das kommt mir bekannt vor«, sagte Ranulf, der neben mir saß und, ohne es zu ahnen, Jeffs Worte wiederholte. »Dass man sich verirrt, obwohl man sehen kann, wohin man will.«
    Da mein Magen bereits wieder leer war, verspeiste ich alles an Essen, was in meine Nähe kam, und zwar so schnell und wohlerzogen wie möglich. Bei den Worten des Lords der Gemarkungen jedoch schluckte ich und sah ihn forschend an. Als ich Ranulfs Miene bemerkte, wurde aus meiner Neugier Sorge. Sein Gesicht wirkte angestrengt wie gewöhnlich, aber jetzt wurde meine Aufmerksamkeit von seinen Augen angezogen, die im Licht der Kerzen rot glühten, als würde sich etwas Wildes hinter ihnen verbergen.
    Und Beollan neben ihm schimmerte förmlich, wie die Gletscher der Oberen Reiche am Mittag eines klaren Tages; in Tönen von Violett, Grün und einem zarten Rosa.
    »Das stimmt«, erwiderte Jusson sanft. »Sehr bekannt.«
    Als ich Jussons Stimme hörte, ignorierte ich einen Moment die roten Augen und die Farben des Eises. »Ich bin es nicht gewesen, Majestät …«, begann ich.
    Jussons Stimme blieb liebenswürdig. »Dessen bin ich mir bewusst, Cousin …« Er unterbrach sich und beugte sich vor, als Laurel Faena zurückkehrte, nachdem er die Verwundeten versorgt hatte. »Wie geht es ihnen?«
    »Sie ruhen, ehrenwerter König«, erwiderte Laurel und kam zu mir. »Beide dürften sich erholen, obwohl es bei Lord Gerold vermutlich etwas länger dauert. Er hat wieder geblutet, aber wir konnten die Blutung stoppen.« Er seufzte und fuhr sich mit der Tatze über den Kopf, als er mich ansah. »Ich nehme jedoch an, es hätte schlimmer kommen können. Viel schlimmer.«
    Das stimmte. Ich griff unwillkürlich zu der Stelle, wo der Bolzen mich getroffen hatte. Sofort nach der Rückkehr in die Residenz des Königs hatte Laurel mir Wappenrock und Kettenhemd ausgezogen und die Wunde untersucht. Aber selbst im Licht von etlichen Kerzen war nur ein Kratzer zu sehen gewesen, wo der Bolzen die Kettenglieder durchstoßen hatte. Das jedenfalls konnte den unerträglichen Schmerz nicht erklären, den ich gespürt hatte.
    Laurel ließ die Tatze sinken und drehte sich zu Doyen Dyfrig um, der schweigend auf meiner anderen Seite saß und ebenfalls ins Leere starrte. Dyfrig hatte sich geweigert, ins Bett zu gehen, obwohl die Krämpfe, die seinen Körper schüttelten, stärker geworden waren. Er umklammerte seinen Amtsstab so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten und die Glöckchen schwach bimmelten, während die Luftkugel neben seinem Kopf schwebte. Der Faena schob die Tatze in seinen Beutel und zog ein paar Blätter heraus. Der Geruch von Minze erfüllte die Luft.
    »Das wird Eure Symptome lindern, ehrenwerter Ältester.«
    Thadro hatte ebenfalls mehrere Mahlzeiten verpasst und die Ablenkung des Königs genutzt, um sich hastig ein paar Löffel voll Essen in den Mund zu schieben. Jetzt jedoch hielt er mitten im Kauen inne und starrte auf die Blätter, die auf Laurels Rune lagen. Er erkannte sie offenbar und kniff die Augen zusammen, als er den Doyen anblickte.
    Dyfrig richtete sich auf. »Was ist das?«, erkundigte er sich schwach vor Schmerz und Erschöpfung.
    »Mentha«, erwiderte Laurel.
    »Mentha?« Chadde runzelte die Stirn. »Ich erinnere mich, dass Lord Hase davon hatte nehmen müssen, als er zu einem richtigen Magier wurde.«
    Das stimmte.
    »Das habe ich auch gehört«, meinte Beollan. »Und auch, dass Hase sich zunächst weigerte und beinahe gestorben wäre.«
    Auch das entsprach der Wahrheit. Damals hatte ich nicht gewusst, welche Absichten der König hatte, als er mich wieder unter seine königlichen Fittiche nahm, und hatte Angst gehabt, wieder von denen, die alles ablehnten, was mit den Faena zusammenhing, in die Grenzlande verbannt zu werden, und somit in die Hände meines alten Meisters Kareste zu geraten. Also hatte

Weitere Kostenlose Bücher