Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)
Beol lan. »Welcher Beweis? Was verhandelt Ihr da?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete Jusson, bevor Wyln antworten konnte. »Aber ich weiß, dass ich das nicht inmitten einer Menschenmenge während einer Bestattung erörtern möchte. Lasst uns das hier zu Ende bringen, dann gehen wir in mein Haus zurück, wo Ihr mir alles auseinandersetzen könnt, was Ihr soeben für bewiesen erklärt habt, Lord Elf.«
Bei Jussons Worten verstummten wir und machten den Mund nur noch auf, um die Gebete zu sprechen. Die Städter vor uns wurden ein bisschen unruhig, als Laurel und Wyln ihre Stimmen zusammen mit unseren erhoben, während wir zum Ende der Gebete kamen. Am Schluss verstummte auch Dyfrig und senkte den Kopf. Das Prasseln der Flammen war das Einzige, was auf dem Platz zu hören war. Schließlich trat Jusson durch die Menge zu dem Doyen.
»Sie müssen sich ausruhen, Euer Eminenz.«
»Nachdem ich dafür gesorgt habe, dass die Asche verstreut wird, Euer Majestät«, erwiderte Dyfrig mit gebrochener Stimme.
»Verstreut sie nicht, ehrenwerter Ältester«, mischte sich Laurel ein.
»Wir verstreuen die Asche derer nicht, die wegen Hexerei verbrannt wurden, Meister Laurel«, erklärte Chadde, als sie neben Dyfrig trat. »Sie werden im Misthaufen der Stadt versenkt.«
»Auch das solltet Ihr nicht tun«, erwiderte Laurel. »Sammelt sie in irdenen Gefäßen, die nicht gebrannt wurden, und vergrabt sie so, wie Ihr das gewöhnlich mit Euren Toten tut, das heißt unter einem Grabstein, mit Blumen und allem, was Ihr sonst auf ein Grab legt.«
»Aber Ihr habt Reiter Basels Überreste auf dem Meer verteilt«, meinte ich. Ich war mit Jusson vorgetreten und nahm jetzt Dyfrigs Arm, der sichtlich schwankte. Dabei bewegte sich die Luftkugel von mir weg zu der anderen Schulter des Doyen. Ich musste ein Stirnrunzeln unterdrücken.
»Wenn Sie sich umsehen, ibn Chause, werden Sie bemerken, dass wir gerade kein Meer zur Hand haben«, versetzte Beollan, der sich ebenfalls der Gruppe um Dyfrig zugesellt hatte. Ebenso wie Wyln, Ranulf und Jeff.
Ich beschloss, die Brandung, die ich gehört hatte, zu verschweigen. »Natürlich nicht. Aber es gibt Flüsse oder Bäche, die schließlich ins Meer münden …« Ich brach ab, als mir einfiel, was Rodolfos Leichnam wiederbelebt hatte.
»Wir wollen diese Asche auf keinen Fall dem Wasser aussetzen, Zweibaums Sohn«, meinte Wyln. »Und wir wollen sie auch nicht dem Wind überlassen, damit er sie verteilt.«
»Das wollen wir wirklich nicht«, bekräftigte Laurel. »Die Knochen und die Asche des Weißen Hirschs wurden dem Meer übergeben, um zu verhindern, dass man sie für üble Zwecke missbraucht. Diese Gefahr besteht hier nicht. Sollen die Unglücklichen in die Erde zurückkehren. Das ist in diesem Fall sicher genug.«
Eine Last schien von Dyfrigs Schultern zu fallen, und er schwankte erneut, von Krämpfen geschüttelt. Ich verstärkte meinen Griff um ihn und hielt ihn fest, während ich die Luftkugel ignorierte, die mich so deutlich mied.
»Wir werden sie bei Tageslicht bestatten«, erklärte der Doyen und holte bebend Luft. »Auch den Schauspieler Rodolfo.«
Es war noch dunkel, und der Mond hing dicht über den Dächern, als das Feuer der Scheiterhaufen schließlich erlosch. Einige Städter schaufelten die Knochen und die heiße Asche in drei große irdene Gefäße, die jemand bereitgestellt hatte. Als sie damit fertig waren, öffnete der Doyen die Kiste mit den Utensilien für die Segnung, nahm den Salzkrug heraus und schüttete etwas davon in jede Urne. Dann träufelte Jusson Wachs auf die Deckel der Urnen, presste seinen Siegelring hinein und verschloss sie. Danach gab es eine kurze, intensive Diskussion darüber, wo die Urnen bis zu ihrer Beisetzung am nächsten Morgen verwahrt werden sollten. Einige wollten sie am Fuß der Kirchentreppe stehen lassen, damit die Trauernden von ihnen Abschied nehmen konnten, während andere sie neben das Kirchenportal stellen wollten, damit man sie nicht sah und nicht an sie erinnert wurde.
»Ich werde nicht zulassen, dass jemand sie versteckt«, sagte Dyfrig einem der vornehmen Kaufleute. »Sie sollen für alle zu sehen sein.« Der Doyen verzog spöttisch den Mund, obwohl seine Hände zitterten. »Und vielleicht kommen ja jene, die ihnen die letzte Ehre erweisen, vorher zu Ihnen in den Laden und kaufen Kerzen, Serlo.«
»Ich glaube, dass der Erntehandel auf jeden Fall beeinflusst werden wird, ganz gleich, wohin Sie die Urnen stellen«, übertönte Jusson
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