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Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)

Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)

Titel: Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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gerecht zu werden, er hat recht: Es gibt hier keine Gabenwirker, die auch nur annährend stark genug sind, um einen Dämon zu beschwören und ihn dann auch noch zu beherrschen …«
    »Auch Ihr selbst nicht, Elf?«, fragte Beollan.
    »Mich zu reizen, wird das Ergebnis und die Konsequenzen Eures Krieges nicht ändern, Beollan Wulfgars Sohn«, erwiderte Wyln und sah dann wieder Jusson an. »Es gibt andere Wege, einen Dämon zu beschwören. Er kann … eingeladen werden.«
    Jusson schwieg einen Moment. »Ihr meint, wenn er von einem Besitz ergreift?«
    Erneut brandete Murmeln auf, diesmal entsetztes, und Dyfrigs blaue Augen schienen zu glühen.
    »In gewisser Weise«, räumte Wyln ein. »Aber bei einer solchen Besessenheit ist der Dämon auf die Person beschränkt, von der er Besitz ergriffen hat. Ganz gleich, wie mächtig er ist, er kann niemandem die Fähigkeit geben, über seine eigene Kraft hinauszugehen. Das heißt, er kann schon, aber es ist so, als würde man zu viel Druck auf eine Mauer ausüben. Irgendwann gibt sie nach und birst.«
    »Aber wenn der … der Einladende selbst mächtig ist?«, begann Thadro.
    »Gewiss. Wir wollen auf keinen Fall riskieren, dass jemand wie Zweibaums Sohn den Verlockungen der Hölle erliegt«, meinte Wyln.
    »Oder Ihr selbst, Lord Elf«, sagte Jusson.
    »Oder ich selbst, gewiss, oder Laurel oder der Älteste Dyfrig oder selbst Ihr, Jusson Ivers Sohn. Bei jedem von Euch wäre das eine Katastrophe. Aber das ist hier nicht der Fall.«
    »Und das wird auch nie geschehen«, murmelte ich und bekreuzigte mich.
    »Wer auch immer den Dämon eingeladen hat, ist nicht stark«, fuhr Wyln fort. »Er musste den Oberschließer bei dem Ritual des dauthiwaesp töten und hat dabei Wasser benutzt. Aber dass der Tote wiederbelebt wurde, deutet auf den Aspekt eines Erdmeisters hin, während gleichzeitig Zweibaums Luftaspekt blockiert wurde, was auf einen Meister der Luft hinweist.«
    »Blockiert?«, erkundigte sich Jusson.
    »Hase wurde von dem Bolzen getroffen«, meinte Wyln. »Und jetzt meidet die Luft ihn.«
    Jussons Blick glitt zu der Luftkugel, die über Dyfrigs Schulter schwebte.
    »Vielleicht hat diese Person alle Aspekte«, meinte Thadro. »Oder zumindest diese drei.«
    »Wäre sie so mächtig, dann hätte sie das Ritual des dauthiwaesp nicht benötigt, um die Aufmerksamkeit des Verdammten zu erregen, Eorl-Kommandeur.«
    »Aber laut Eurer Aussage müsste der Dämon dann in seiner Handlungsfähigkeit beschränkt sein«, meinte Jusson.
    »Ja, normalerweise schon«, gab Wyln zu. Die Flammen in seinen Augen loderten. »Doch es gibt Geschichten aus dem Zeitalter der Legenden. Wie die alten Fürsten der Finsternis töteten, jeden Tod in sich aufsogen und dadurch zwei, zehn, oder hundert Seelen in sich trugen, von denen der Dämon zehren konnte. In diesem Fall treffen diese Beschränkungen nicht mehr zu, denn man vereinigt mehrere Persönlichkeiten in sich, mit all ihren Stärken und Fähigkeiten, und sobald eine Seele erschöpft ist, ersetzt man sie durch eine andere. Oder etliche andere. Angeblich sollen ganze Städte auf diese Weise entvölkert worden sein.«
    »Gütiger Gott!«, flüsterte Dyfrig.
    »Mythen«, sagte Laurel und jaulte leise auf. Dann streckte er mit schmerzverzerrtem Gesicht seine Tatze aus.
    »Aber Rodolfo wurde doch nicht durch Magie getötet«, meinte Ranulf.
    »Das war nicht mehr nötig«, erwiderte Wyln. »Der Verdammte war ja bereits in unserer Welt. Das Gefäß musste nur anwesend sein, als die Seele des Schauspielers seiner Leiche entwich.«
    »Und wie wurden diese ›Fürsten der Finsternis‹ besiegt?«, erkundigte sich ein Adliger.
    »Das weiß ich nicht«, erwiderte Wyln. »Darüber schweigen die Legenden.«
    In der nun folgenden Stille hörte ich, wie im Morgengrauen das Gezänk der Vögel anschwoll. Dann begann Jusson zu lachen.
    Als ich noch ein junger Rekrut in der Königlichen Armee seiner Majestät war, bog meine Patrouille einmal um die Ecke eines Bergpfades und sah sich unerwartet einer großen Zahl bewaffneter und berittener Banditen gegenüber, die uns bereits erwarteten. Einige der älteren Soldaten in der Truppe hatten damals so gelacht, wie Jusson jetzt lachte, noch während sie ihre Visiere herunterklappten und nach ihren Waffen griffen. Ich hatte das damals nicht im Geringsten lustig gefunden, aber zum ersten Mal begriffen, wie jemand gleichzeitig Todesangst haben und dennoch seinem möglichen Untergang entgegenreiten kann.
    Jusson kam wieder zu Atem, und

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