Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)
sein Lachen verwandelte sich in dieses eisige Lächeln. »Und ich war mir sicher, dass mein Aufenthalt hier ereignislos und vielleicht sogar ein wenig langweilig werden würde.«
30
Ungeachtet der Bedrohung durch Dämonen und Schwarze Magie ließ sich Jusson nicht davon abbringen, zur Garnison zu reiten. Der König bat Cais, eine exakte Karte von Freston zu beschaffen, und breitete sie jetzt auf dem Schreibtisch aus, während wir uns darum herumdrängten, einschließlich Dyfrig. Er starrte auf die Karte, während Thadro jeden nach dem Angriff befragte, fuhr mit dem Finger die Strecke ab, die wir von Jussons Residenz aus eingeschlagen hatten, und hielt am Ort des Hinterhalts inne. Nach der langen Nacht war mein Verstand ziemlich ermüdet, und ich dachte gerade, dass Dyfrigs Brauen nicht mehr ganz so buschig waren wie vorher. Dann blinzelte ich, als Dyfrig plötzlich hochsah und seinen scharfen Blick auf die Ratsältesten richtete, die auf der anderen Seite des Schreibtisches standen. Die meisten von ihnen sahen weg; wenn es einem von ihnen gelang, den Blick des Doyen auszuhalten, dann mit einer sehr besorgten Miene. Die Einzige, die seinen Blick gelassen erwiderte, war Friedenshüterin Chadde, und vor ihr schlug der Kirchenälteste die Augen nieder.
Wyln hatte es irgendwie geschafft, sich neben Jusson zu drängen, obwohl der Zauberer mehr an den Armbrustbolzen interessiert zu sein schien, die wir in Schilden, Sätteln und Körpern zurückgebracht hatten, als am König. Die Bolzen lagen neben der Karte, und Wyln hob einen hoch, um ihn zu untersuchen. Laurel leistete ihm Gesellschaft, und schon kurz darauf steckten die beiden murmelnd die Köpfe zusammen. Soweit ich es beurteilen konnte, schien es ein ganz gewöhnlicher Armbrustbolzen zu sein. Trotzdem trat ich an das andere Ende des Schreibtisches, weil ich so viel Abstand wie möglich zwischen sie und mich legen wollte.
»Ihr seid zu früh stehen geblieben, Sire«, erklärte Thadro, nahm einen Bolzen und tippte damit auf die Karte. »Sie haben hier und da auf Euch gewartet.«
»Aber hätten sie sich dann nicht gegenseitig beschossen?«, erkundigte sich Friedensrichter Ordgar. Er hatte sich von seinem Blickduell mit Dyfrig erholt und starrte jetzt finster auf die beiden einander gegenüberliegenden Gebäude. »Wenn Ihr bis hierher geritten wäret, Sire, wären Eure Verluste weit höher geworden.«
»Sehr viel höher«, stimmte Jusson zu. »Das Glück war uns wirklich hold.«
»Gewiss, Euer Majestät«, stimmte ich zerstreut zu, während ich weiter die Karte betrachtete. »Aber was für einen Sinn hatte dieser Hinterhalt überhaupt?«
Ein Lord der Südlande lächelte mich herablassend an. »Politik …«
»Hier?«, unterbrach ich ihn. »In Freston?«
»Vergessen Sie die Taverne nicht, Lord Hase«, mischte sich Chadde ein. »Der Schankkellner zielte auf Lord Wyln, weil er ihn für den König hielt. Erst als Bram seinen Irrtum bemerkte, zielte er auf Sie.«
»Das stimmt«, lenkte ich ein. »Reichspolitik hier in Freston. Aber wenn hier ein Hexer mit einem Dämon als Haustier frei herumläuft, warum sollten sie uns dann mit gewöhnlichen Waffen angreifen? Haben diese Attentäter mit dem zusammengearbeitet, der Rodolfo wiederbelebte? Oder haben sie nur die Verwirrung des Augenblicks ausgenutzt? Und wenn ja, bedeutet das, dass es zwei voneinander unabhängige Fraktionen gibt? Oder streben sie nur unterschiedliche Ziele an?«
Jusson lächelte. »Das sind ausgezeichnete Fragen, Cousin.« Er nahm einen Armbrustbolzen und tippte damit an seine Handfläche. »Fangen wir jedoch mit der einfachsten und am leichtesten zu beantwortenden an: Wem gehören diese Gebäude? Friedensrichter Ordgar, wissen Sie das?«
»Wem sie gehören?« Friedensrichter Ordgar sah Jusson mit großen Augen an. »Ich … ich …«
»Sie gehören Ednoth, Euer Majestät«, kam Chadde ihm zu Hilfe. »Ihm und Gawell gehören die meisten Gebäude hier.« Sie deutete auf ein Viertel in der Nähe des Königstors. »Sie haben es erworben, kurz bevor das Osttor zugemauert wurde.«
Jeff hatte über meine Schulter gesehen und pfiff jetzt leise durch die Zähne, während ich verwirrt blinzelte. »Bevor es geschlossen wurde?«, wiederholte ich. »Sie müssen ein Vermögen damit verdient haben, dass der Handelsverkehr hierhin umgeleitet wurde.«
»Das haben sie«, erwiderte Chadde vollkommen ruhig. Nur ihre grauen Augen glänzten. »Sie und andere.«
»Moment mal, Chadde-Mädchen!«, fuhr Ratsherr
Weitere Kostenlose Bücher