Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)
offensichtlich, dass Sie nicht gedacht haben. Sie haben nicht bedacht, dass dies ein Schmugglerring ist, der auch größere Kreise zieht, bis zu anderen Leuten und anderen Ländern, die ihre eigenen Pläne haben. Und jetzt ist der Ring zurückgekehrt, mit Diamanten und Gold, die mit Dunkelheit und Tod besudelt sind. Alles das ist hier gelandet, wo Sie ihm einmal Raum gegeben haben, und verlangt jetzt von Ihnen, dass Sie mitspielen.«
Erneut erklangen die Glöckchen, als sich Dyfrig zu uns herumdrehte. Seine Miene war grimmig oder, wie die von Ranulf, von Schmerz verzerrt. Ich wollte etwas sagen, schloss dann jedoch den Mund, weil mir nichts einfiel.
Jusson dagegen schon. »Waren Sie ebenfalls in diese Verbrechen verwickelt, Euer Eminenz?«
»Meine Sünde ist die der Unterlassung, Euer Majestät«, erwiderte Dyfrig. »Ich war nicht daran beteiligt, aber ich wusste davon. Nicht die Einzelheiten, nein. Aber ich kannte meine Schäfchen und habe nichts unternommen.«
»Sie wussten es.« Chadde richtete ihren durchdringenden Blick auf den Doyen. »Hölle, ja, Sie wussten es. Und Sie haben zugelassen, dass man mich behindert hat. Jetzt gedeihen Hexerei und Mord in unserer Stadt, Keeve und Tyle wurden direkt vor Ihren Augen abgeschlachtet. Was werden Sie ihren Eltern erzählen? Dass Sie unterlassen haben, was rechtens gewesen wäre?«
»Chadde«, murmelte Jusson, aber nicht besonders nachdrücklich.
Die Friedenshüterin hörte ihn nicht. Wahrscheinlich nicht. Ihre grauen Augen richteten sich blitzend auf die Ratsältesten. »Wer noch? Ich will Namen!« Sie deutete auf die Esse. »Auch die Namen derer, die Lord Hase bis zu den Toren der Hölle verfolgen …«
Normalerweise hätten wir das leise Keuchen nicht gehört. Aber die unnatürliche Stille verstärkte jedes andere Geräusch, selbst wenn es erstickt war. Das scharfe Einatmen hallte förmlich durch den Raum, und wir drehten uns alle zur Küchentür herum. Draußen gab es ein kurzes Gemenge, dann betrat Finn die Küche, ein Bündel Armbrustbolzen in der einen Hand, und mit der anderen zerrte er Gwynedd hinter sich her.
»Ah, Mistress Gwynedd«, sagte der König. »Gerade haben wir von Ihnen gesprochen. Bitte kommen Sie doch herein und leisten Sie uns Gesellschaft.«
34
Jusson führte uns alle aus der Küche. Wyln lehnte es ab, sich von einem Gardisten helfen zu lassen, und ging gewohnt geschmeidig, wenn auch ein klein bisschen unsicher. Ranulf und ich dagegen brauchten alle Hilfe, die wir bekommen konnten. Ranulf lehnte sich schwer auf Beol lans Arm, während Thadro verhinderte, dass ich über meine eigenen Füße fiel, als ich dem König in das Quartier der Garde folgte.
Das Quartier sah genau nach dem aus, was es war: eine Baracke. Es gab lange Tische mit Stühlen und langen Bänken, einen Steinboden und Kohleöfen, die Wärme spendeten. Eine zweite Tür führte in eine kleine Waffenkammer, und an einer schlichten weißen Wand waren Pritschen aufeinandergestapelt, was darauf hindeutete, dass die Gardisten hier schliefen, wenn sie gegessen hatten. Auf Jussons Anweisung öffnete Thadro die Waffenkammer, und die Gardisten sortierten die Waffen aus, die sie nicht selbst benötigten. Während sie Schwerter, Morgensterne, Äxte und andere Kriegsinstrumente auf einen der Tische legten, zog Jusson einen ramponierten Stuhl vom Kopfende eines Tischs und setzte sich darauf. Dann bedeutete er uns, ebenfalls Platz zu nehmen. Seine Adligen folgten seiner Anweisung, ohne zu zögern. Ihren Gesichtern merkte man an, dass sie wussten, dass man ihnen die Verfehlungen in Freston nicht vorwerfen konnte. Die Ratsältesten jedoch setzten sich ans andere Ende von Jussons Tisch, und das auch erst, als die Gardisten, die hinter ihnen standen, sie recht unsanft dazu aufforderten. Dyfrig war in der Küche geblieben.
»Einen Moment bitte, Ältester Dyfrig«, hatte Laurel gesagt und den Doyen aufgehalten, der daraufhin zu dem Faena und dem Haushofmeister an das Feuer getreten war. Nicht zögernd, aber auch ohne allzu viel Begeisterung.
Da Arlis nicht wusste, was er tun sollte, folgte er mir in die Messe und stand jetzt hinter meinem Stuhl. Thadro nahm seinen gewohnten Platz hinter dem König ein und betrachtete jetzt Arlis über meinen Kopf hinweg. Dann ließ er seinen Blick über die Leute von Freston gleiten, bis er schließlich auf Gwynedd ruhte, die zur Linken des Königs platziert worden war. Finn war ebenfalls in der Küche geblieben, nachdem er die Schauspielerin der Obhut
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