Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)
dafür anfällig«, erwiderte Cais, während er ihre Beine festhielt. »Sie könnte einer von diesen Menschen sein.«
»Wenn ja, dann kam das jedenfalls sehr gelegen«, knurrte Thadro und zog Jusson von der um sich schlagenden Gwynedd weg. »Sie wollte uns gerade den Hexer nennen, der hinter allem steckt.«
Laurel nahm eine Teetasse aus einem Regal und füllte sie mit einem Gebräu, das auf dem Herd köchelte. Bei den Worten des Lordkommandeurs drehte er sich um und sah Wyln an. Dann ging der Faena mit der Teetasse zu der Schauspielerin. Der Dampf des Tees erfüllte den Raum mit dem Aroma verbrannter Blätter. Laurel reichte Beollan die Tasse, der sie Gwynedd unter die Nase hielt. Aber die Zuckungen der Schauspielerin ließen nicht nach.
»Ich glaube nicht, dass das hilft, Faena«, flüsterte Wyln.
»Ich stimme Euch zu«, erwiderte Laurel.
»Wovon sprecht Ihr?«, wollte Jusson wissen. »Was wird nicht funktionieren?«
»Die Blätter sind ein Heilmittel gegen Mondwahn«, erklärte Laurel. »Aber ich glaube nicht, dass sie mondsüchtig ist.« Er hockte sich hin und legte seine Tatze mit der schimmernden Rune auf Gwynedds Stirn. Sie hörte sofort auf, um sich zu schlagen, aber ihre Augen blieben verdreht.
Jusson klopfte mit dem Daumen auf den Tisch. »Was dann? Was hat sie?«
Laurel sah zum König hoch. »Sie wurde gebunden …«
»Gebunden?«, fragte Ranulf. Er war aufgestanden und starrte jetzt Gwynedd an. »So wie es dieser Hexer mit ibn Chause versucht hat?«
»Genau so«, bestätigte Laurel. »Und durch diese Verbindung konnte ihr Meister ihr den Verstand nehmen.« Er stand auf und wischte sich die Tatze an seinem Fell ab. »Ich kann sie nicht finden; sie ist nicht mehr da.«
Jussons Miene war wutverzerrt. »Dieser Hexer hätte das Gleiche mit Hase gemacht?«
»Jedenfalls hätte er es tun können«, meinte Laurel. »Wenn die Bindung geglückt wäre.«
Daraufhin brach Chaos aus; alle redeten gleichzeitig; die Ratsältesten rangen die Hände und beteuerten ihre Ahnungslosigkeit, die Adligen brüllten sich gegenseitig an und schrien auf Laurel ein. Jusson, der sich nicht damit aufhielt, Thadro zu bemühen, brüllte seinerseits etwas, woraufhin ich sofort von der Königlichen Garde umzingelt wurde, als hätten die Königstreuen einen magischen Angriff abwehren können. Allerdings krittelte ich nicht lange an der Beschneidung meiner persönlichen Bewegungsfreiheit herum.
»Hast du das auch gesehen?«, fragte ich zitternd.
»Ja.« Arlis’ Zähne klapperten noch mehr.
»Was?«, verlangte Jusson zu wissen. »Was gesehen?«
»Einen Moment sah die Schauspielerin aus wie Slevoic …«
Im selben Moment stöhnte der Wind düster auf, erhob sich zu einem Heulen und verstummte, um einer unnatürlichen Stille Platz zu machen.
»Gott beschütze uns!« Ich versuchte erneut aufzustehen und schaffte es diesmal, mich aufzurappeln. »Wo ist Dyfrig?«, fragte ich.
Laurel eilte zur Tür. »Er ist mit Finn hochgegangen, um nach den Verwundeten zu sehen und sicherzustellen, dass die Bestattungsurnen nicht durch die Manifestation manipuliert wurden …« Er stolperte, riss die Augen auf und legte sich die Tatze auf die Brust. Ranulf fing ihn auf, als seine Knie nachgaben.
»Laurel!« Ich versuchte, mich durch den Ring der Königstreuen durchzudrängen, aber sie hielten mich zurück.
Dyfrig und Finn kamen durch die Tür gestürmt, gefolgt von dem Gardisten, der aufs Dach geschickt worden war. Finn ging zu seinem Onkel, während der Gardist neben Thadro und Jusson stehen blieb. Der Doyen kam auf mich zu. Die Luftkugel, die über seiner Schulter geschwebt hatte, war verschwunden.
»Was ist passiert?«, wollte Dyfrig wissen.
»Wo ist Ihre Luftkugel, Euer Eminenz?«, fragte ich zurück.
»Sie ist verschwunden, unmittelbar bevor dieses unirdische Heulen anhob«, erwiderte Dyfrig. Die Haut über seinem jugendlichen Gesicht war gespannt, und er griff an seine Brust. »Es fühlt sich an, als würde das Gewicht der Welt auf meinem Herzen lasten. Ich bekomme kaum Luft.«
»Der Dämon hat gerade die Seele von jemandem mit dem Luftaspekt genommen«, stieß Wyln heiser hervor. »Und vorher von jemandem mit dem Feueraspekt. Könnt Ihr die Erde anrufen, Laurel?«
Laurel schüttelte den Kopf. »Die Lady ist mir fern«, antwortete er leise.
Wasser, Luft und Feuer waren verschwunden, und ich hatte nur Kälte und Hunger empfunden. Jetzt auch noch die Erde, ohne dass ich auch nur das Geringste spürte. Ich legte unwillkürlich die
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