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Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)

Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)

Titel: Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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Mandelaugen des Zauberers wurden ein bisschen rund, bevor wir uns umdrehten und die Menge der Menschen musterten, die den Feueraspekt besaßen.
    »So viele«, stieß Laurel hervor, der ebenfalls die neu entdeckten Gabe-Geborenen betrachtete. »Wie viele, frage ich mich, besitzen den Erdaspekt?«
    Oder Wasser und Luft, dachte ich.
    Jusson war an unausgebildeten Gaben nicht interessiert. Sein Lächeln jedoch spiegelte das des Schmieds wider.
    »Ein ganz ausgezeichneter Gedanke, Meister Albe«, sagte der König. »Sagen Sie mir, weiß jemand, wo Helto ist?«
    Wie ein Mann streckten die Menschen ihre Arme aus und zeigten in die Mitte der Stadt.
    »Am Stadtplatz, Euer Majestät«, sagte der Wirt. »Ich habe gesehen, wie er mit seinen Schlägern dort hingegangen ist, die kleine Ratte.«
    »Ja«, warf Danny ein. »Meister Ratte hat Ihre Pferde und Kutschen mitgenommen.« Der Wirt rammte ihm den Ellbogen in die Seite, und der Postillion zuckte zusammen, während er rot anlief. »Euer Majestät«, setzte er hinzu.
    »Verstehe.« Jusson drehte sich um und lächelte uns an. »Mylords und edle Herrn. Es gibt eine kleine Planänderung.«

36
     
    Es war ein wundervoller Herbstmorgen. Der Himmel war tiefblau, die Luft frisch, und die Sonne tauchte die herbstlich gefärbten Berge in ihr weiches, goldenes Licht. Gestern waren die Straßen fröhlich und belebt gewesen, als die Bewohner Frestons sich auf das Ende der Ernte und den bevorstehenden Festtag vorbereitet hatten. Jetzt jedoch waren die Straßen leer, und auch die Fröhlichkeit war verschwunden, während sich das unnatürliche Schweigen wie nasse Wolle über uns legte und das Klirren unserer Kettenhemden und die Tritte unserer Stiefel auf den Pflastersteinen dämpfte. Die vertrauten Gerüche der Stadt waren ebenfalls verschwunden. Stattdessen roch sie feucht und etwas abgestanden wie ein lange nicht benutztes Zimmer oder ein anderer Ort, an dem sich nichts rührte und die staubige Luft sich nicht bewegte: ein Grab.
    Laurel ging neben mir. Die Schwäche, die von der Blockade seines Aspekts hergerührt hatte, war offenbar verschwunden. Sein Schwanz zuckte hin und her, während er ausschritt. Aber er war trotzdem nicht mehr ein Bild der Stärke und Kraft. Die Klauen seiner Tatzen gruben sich bei jedem Schritt in seinen Stab, und er kaute unablässig Mentha-Blätter. Wyln hatte sich ebenfalls erholt; vielleicht vermochte er es auch nur besser, seine Schmerzen zu verbergen. Er ging neben Jusson an der Spitze des zusammengewürfelten Haufens und bewegte sich so geschmeidig wie immer; das Schwert, das er sich vom Tisch genommen hatte, steckte in der Scheide auf seinem Rücken. Dann drehte der Feuerzauberer den Kopf, und ich sah seine Augen. Sie waren dunkel und blind, alles Licht darin war erloschen.
    Chadde ging neben Albe und seinen Schülern. Die Friedenshüterin und der Schmied steckten die Köpfe zusammen, während sie miteinander tuschelten. Plötzlich liefen Albe und seine Schüler die Stufen zu drei Häusern hinauf und klopften an die Türen. Chadde trat zu anderen Leuten; auch daraufhin lösten sich plötzlich Menschen aus der Menge und klopften an andere Türen. Haus um Haus wiederholte sich das Gleiche, weckten die Menschen ihre Nachbarn. Einige öffneten gereizt auf das Klopfen hin, andere wachsam, die meisten jedoch verängstigt. Trotzdem schlossen sie sich uns an, mit den Waffen, die sie gerade zur Hand hatten: Schwerter, Dolche, Knüppel, Kurz- und Langstäbe, sogar Hackbeile und Gemüsemesser waren dabei. Und nicht nur Männer; auch Frauen gesellten sich zu uns, mit Bogen und vollen Köchern über dem Rücken. Die Königstreuen und die Bewaffneten der Adligen sahen die weiblichen Bogenschützen schief an; die Wachsoldaten jedoch begrüßten sie freudig, pfiffen und klatschten in die Hände.
    »Kämpfen die Frauen hier?«, fragte ein Adliger aus den Südlanden, ohne freilich Chadde anzusehen, die an der Spitze ihrer Stadtwache marschierte.
    »Nicht alle Männer finden Frauen in den Tälern und Städten des Südens, Mylord«, erwiderte ich. »Viele heiraten Frauen aus den Bergdörfern, wo die Menschen wegen der unablässigen Überfälle der Banditen und der langen, harten Winter eine andere Einstellung dazu haben, wer kämpfen und jagen sollte.«
    »Unser Garnisonskommandeur meint, dass er die gesamten Nördlichen Gemarkungen sichern könnte, wenn er nur eine Kompanie von ihnen hätte«, meinte Jeff.
    Laurel lachte fauchend, und sein Schwanz kam einen Moment zur Ruhe.

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