Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)
»Ihr solltet die Weibchen meines Clans sehen, wenn sie kämpfen, ehrenwerte Leute. Das ist wahrlich ein furchteinflößender Anblick.«
»Huh«, knurrte Ranulf. »Die Frauen von Bainswyr kämpfen nur, wenn ihr Zuhause angegriffen wird. Dann aber gnade Gott den Angreifern.« Er und Beol lan gingen neben uns, wobei es so aussah, als würde Beol lan Ranulf stützen. Trotzdem waren die Augen des Lords der Gemarkungen hell, auch wenn sie im Sonnenlicht rot glühten. »Wisst Ihr, ich habe nachgedacht.«
Ich verkniff mir die Frage: »Womit denn wohl?«, und presste die Lippen zusammen, damit mir kein Wort entschlüpfte.
»Worüber habt Ihr nachgedacht, ehrenwerter Ranulf?«, fragte Laurel pflichtschuldigst. Er schob seine Tatze in meine Armbeuge und drückte mich warnend. Ich presste meine Lippen noch fester zusammen.
»Dass dies alles keinen Sinn hat«, meinte Ranulf. Er wagte eine ausholende Handbewegung, und als er nicht umfiel, fuhr er kühner fort: »Es wäre besser für Helto gewesen, einfach zu flüchten und zu verschwinden. Das wäre leicht gewesen, selbst nach dem Kampf im Kupferschwein. Er hätte seinen Namen ändern, sich einen neuen Unterschlupf suchen können und wäre wieder im Geschäft gewesen. Was er jedoch jetzt tut, wird die Aufmerksamkeit des gesamten Königreichs auf ihn lenken, ganz gleich, wie die Sache ausgeht.«
»Die Banditen hier sind nicht unbedingt die Schlauesten, Mylord«, setzte Jeff an.
»Sie waren immerhin gerissen genug, fünf Jahre lang ihren Schmugglerring unter den Augen Ihres ahnungslosen Garnisonskommandeurs zu betreiben«, erwiderte Ranulf, »und sogar Ihren Kameraden ohne Ebners Wissen mit hineinzuziehen.«
Jeff starrte Ranulf an, wurde jedoch von Arlis’ Miene abgelenkt. »Knochen und blutige Asche!«, flüsterte er. »Worauf hast du dich da eingelassen, Junge?«
Arlis runzelte finster die Stirn und zog die Schultern zusammen.
»Und es gab die Verschwörung, das Haus Iver zu stürzen«, fuhr Ranulf fort. »Auch das haben sie sehr gut geheim gehalten. Wären ibn Chause und Meister Katze nicht letzten Frühling nach Iversly gekommen, hätte Teram ibn Flavan den Thron usurpiert.«
»Vielleicht.« Mein Blick ruhte auf Jusson an der Spitze unserer improvisierten Armee. »Vielleicht auch nicht.«
Ranulf knurrte. »Jedenfalls wäre er dem Thron sehr viel näher gekommen.«
»Also waren Teram und Gherat intelligent, während Helto und seine Freunde Idioten sind«, meinte der Adlige aus den Südlanden.
»Ah, aber sind sie wirklich Idioten?«, erwiderte Ranulf. »Stellen Sie sich folgende Situation vor: Das Reich hat gerade mehrere Schocks erlebt. Der erste Botschafter aus den Grenzlanden ist letzten Frühling aufgetaucht, dann gab es Gerüchte, dass das Königreich von Magischen überrannt würde...«
Die Umstehenden seufzten müde. »Ranulf«, begann Beollan und massierte seine Nasenwurzel.
»Wartet, wartet, hört mich zu Ende an«, meinte Ranulf. »Was sagten Sie noch, Hase? Über diese anderen Länder?«
Ich sah den Lord der Gemarkungen verständnislos an. »Wie meinen?«
»Sie alle hätten Gabenwirker: Svlet, Caepisma, Tural, selbst der Qarant, richtig?«
»Oh, das. Ja. Iversterre ist das einzige Königreich, das über keine Königlichen Magier oder dergleichen verfügt.« Bis jetzt, und auch nur vorausgesetzt, ich würde überleben.
»Eine Welt voller Magischer«, sagte Ranulf. »Wir jedoch denken dabei nur an ein einziges Land. Was würde wohl passieren, wenn der König durch Magie getötet würde, hier, so dicht an den Grenzlanden? Oder zumindest ums Leben käme, während Magie gewirkt wurde, und zwar so, dass nicht einmal ein Blinder das übersehen könnte? Oder die Magischen im Haus des Königs übersehen könnte, von denen einer sogar der Thronfolger ist?«
Vor uns teilten sich die Leute, dann tauchte Jusson zwischen ihnen auf, Thadro und Wyln im Schlepptau. Thadro wirkte verblüfft, weil der König zurücklief, Wyln und Jusson aber sahen Ranulf an und bewiesen dadurch, dass ihr Elfengehör ausgezeichnet funktionierte. Neben mir grollte Laurel dunkel.
»Fahren Sie fort, Bainswyr«, meinte Jusson, als Ranulf, überrascht vom Auftauchen des Königs, verstummte. »Was würde passieren, wenn man Magie mit meinem Ableben in Verbindung brächte?«
»Niemand würde an diese anderen Königreiche denken, Sire«, sagte Ranulf. »Ich meine, wären wir in der Nähe der Küste oder im südlichen Teil des Landes, dann vielleicht würde man einräumen, dass es
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