Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)
jeden Moment dort auftauchen müsste.
»Gebrochene Arme und Beine, Prellungen am Kopf, verstauchte Knöchel und blaue Flecken«, sagte Laurel, der immer noch am Boden hockte. »Ich brauche Schienen, Bandagen, Decken, heiße Ziegelsteine und Tragen.«
»Kümmern Sie sich darum«, befahl Chadde Mauger. »Und bringen Sie Kenelm mit, wenn Sie wiederkommen.«
Mit einem letzten feindseligen Blick auf mich verließ Mauger den Hof und drängte sich dabei an Arlis vorbei. Jeff knurrte, als Arlis zur Seite trat, um dem Wachsoldaten Platz zu machen, und sich dann auf die andere Seite des Kreises stellte, der sich um den König und die Verletzten gebildet hatte. Als ich die missbilligenden Blicke bemerkte, die die anderen Königstreuen ihm zuwarfen, wurde mir klar, dass ich sehr bald mit ihm über seine Weigerung reden musste, seine Pflicht als meine Leibwache zu erfüllen.
Thadro merkte nichts von dem kleinen Drama, das sich hinter ihm abspielte, sondern rieb sich müde den Nacken. »Mit Eurer Erlaubnis, Euer Majestät, würde ich gern Einheiten aus der Garnison auf die Suche nach Mencks Leiche sowie nach Bram und Helto schicken.«
»Macht das«, erwiderte Jusson. Thadro schickte zwei Gardisten los, die sich im Laufschritt entfernten.
»Glaubt Ihr, dass wir etwas finden werden, Sire?«, erkundigte ich mich, während mich ein erneutes Frösteln überkam und ich die Zähne aufeinanderbeißen musste, damit sie nicht klapperten. Ich gab den Versuch auf, den Druck in meiner Brust zu lindern, und kauerte mich in meinem Umhang noch mehr zusammen.
»Nein«, antwortete Jusson. »Aber das hier habe ich ebenfalls nicht erwartet.«
»Das hat keiner von uns«, meinte Dyfrig. Offenbar hatten meine Worte ihn nicht überzeugt, denn er musterte Laurel finster. »Noch vor einem Jahr wäre so etwas unvorstellbar gewesen. Jetzt ist es ein wahr gewordener Alptraum.«
»Euer Eminenz?« Jussons Miene verfinsterte sich ebenfalls.
»Es ist schon gut, Ivers Sohn«, mischte sich Wyln ein, dessen Stimme überraschend liebenswürdig klang. »Es ist immer ein Schock, wenn man mit dem Wirken des Dunklen konfrontiert wird. Vor allem, wenn es sich aus dem erhebt, was vertraut und behaglich erscheint.«
»Und was wisst Ihr von dem Dunklen, Elf?«, fragte Beollan über das Murren der Ratsältesten und Adligen hinweg.
Die Flammen in Wylns Augen leuchteten hell in dem Zwielicht. »Ich bin der Zauberer Seiner Gnaden Fyrst Loran, seit er als Hochkönig in Morendyll, dem Juwel des Meeres, regiert. Ich weiß viel darüber, Beollan von Fellmark, und ich weiß auch von dem Tag, als dieses Meer Iver und seine Menschenarmee ausspie und alles niedergemetzelt wurde, was ihren Weg kreuzte.«
»Morendyll …?«, begann Beol lan.
»Ihr nennt es Iversly.« Wylns Augen leuchteten heller. »Im Palast gibt es kalte Stellen im Serail und in den Kindergemächern. Habt Ihr Euch jemals gefragt, warum?«
»Das habe ich nicht gesagt«, kam Jusson Beol lan zuvor. »Und selbst wenn es sie gibt«, fuhr er scharf fort, »steht das hier nicht zur Debatte.«
»Wohl wahr«, stimmte Laurel ihm zu. Er drehte sich in der Hocke herum und warf einen Blick zum Totenhaus, dessen Weiß sich deutlich von der Dunkelheit abhob. »Uns sollte jetzt kümmern, wie die Schutzzauber, die der Älteste Dyfrig, Wyln und ich gewirkt haben, zertreten werden konnten, als wären es alte Eierschalen.«
Wyln ließ davon ab, Beollan herauszufordern, und warf ebenfalls einen Blick auf das Totenhaus. »Und wie Hases Schwert verschwinden konnte«, meinte er finster.
Laurel legte die Ohren an. »Es wurde weggenommen, und keiner von uns hat es bemerkt.«
Ich war nicht sonderlich abergläubisch, jedenfalls nicht mehr als die Kameraden aus der Garnison. Aber der Gedanke, dass sich mein Schwert in der Hand dessen befinden könnte, der die Schutzzauber durchbrochen und das Totenhaus in ein Eishaus verwandelt hatte, verstärkte mein Zittern noch. Dann fielen mir die schwebenden Federn im Hof der Taverne wieder ein, und ich wollte gerade Wyln und Laurel davon berichten, als ein besonders heftiges Frösteln mich packte, sodass ich nicht reden konnte.
»Meine Stadt, mein Volk, mein Thronfolger, allesamt bedroht von jemandem, den ich noch nicht einmal gesehen habe«, erklärte Jusson und sah dann auf die verletzten Wachsoldaten herunter. »Werden sie wieder gesund, Laurel?«
»Ich glaube schon, ehrenwerter König«, antwortete der Faena. »Aber ihre Genesung wird lange dauern. Sobald die Tragen da sind, bringen
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